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Kurzgeschichten 
von Raphael Herzog 
   
 
 
 
Einsicht 
 
ch ging eine Strasse entlang. Sie war so lang, dass man das Ende 
derer nicht sehen konnte. Auf der Strasse herrschte reger 
Verkehr. Alle Menschen liefen schnell in die gleiche Richtung. 
Jeder hatte eine Aufgabe oder einen Gedanken, den er sofort 
erledigt haben wollte. Und ich war in diesem menschlichen 
Strom eingeschlossen. Auch ich hatte eine Sache, die ich sofort 
erledigt haben wollte. - Ich ging in Eile diese Strasse entlang. 
Diese Sache musste sofort zu Ende gebracht werden. 
Und während ich in Gedanken so dahin lief, sah ich plötzlich 
einen alten Mann auf einer Bank sitzen. Sein Gesicht war 
zerfurcht von so vielen Jahren. Er lächelte mich an und sagte: 
"Komm setz dich auf die Bank und hör mir zu". Ich wollte schon 
sagen; 'keine Zeit', doch ich setzte mich. Da fing er mir zu 
erzählen an. Er sprach von Liebe, Barmherzigkeit und 
Freundlichkeit. Auch von Güte, Geduld und Zärtlichkeit. Und 
während er so redete, fiel es mir doch auf, wie ruhig es auf der 
Strasse war. Kein Mensch war auf der Strasse, nur der alte Mann 
und ich sassen auf dieser Bank. Und er redete und redete. Da 
merkte ich plötzlich, dass der alte Mann von mir sprach. Wie ein 
Film lief mein Leben an mir vorüber, und ich erkannte, wieviel 
dass ich durch meine Ungeduld ruiniert hatte. - Tut mir leid. Mir 
kamen die Tränen. Ich stützte meinen Kopf in meine Hände und 
weinte. Als ich nach einiger Zeit die Hände vom tränennassen 
Gesicht nahm war der alte Mann weg. Die Bank war leer. Die 
Menschen jagten immer noch die Strasse entlang. Ich stand auf 
um meinen Weg auf der Strasse des Lebens weiterzugehen. Aber 
ich gehe jetzt mit ruhigem Schritt. Denn ich habe ja Zeit, 
\ 
 
 
unendlich viel Zeit. Und die Stimme des alten Mannes klingt in 
meinem Herzen noch nach wie er zu mir sagte: "Mein Junge, wer 
liebt kann warten, und lieben heisst Geduld haben". 
   
 
 
 
Geschenk 
 
in junger Mann war auf einer Reise, weitab von der Zivilisation, 
dem Lärm und dem Autogestank. So trottete er über die Erde, 
über Wiesen und durch Wälder. Er war alleine, und lebte davon 
was er am Wegrand fand. 
Und wie der Wanderer so seines Weges zog, erblickte er plötzlich 
ein altes Haus. Halb zerfallen und mit zum Teil zerbrochenen 
Fenstern. Ein altes Schild hing über der Tür, das vor vielen Jahren 
jemand mit zittriger Hand geschrieben hat. Die Farbe war stark 
vergilbt und zum Teil abgeblättert, doch man konnte die Schrift 
noch lesen. 'Schöne Steine' stand darauf geschrieben. Es war 
aber nicht nur das Schild, das den jungen Mann zum Haus zog, 
sondern dass im Haus noch Licht brannte. So betrat er die 
Veranda. Die Holzbretter knarrten beängstigend. Er klopfte an. 
Als nach mehrmaligem Anklopfen niemand die Tür auftat, 
drückte er den Türgriff und trat ein. Er betrat ein Zimmer das sehr 
einfach eingerichtet war. Auf der linken Seite stand ein alter 
Schleiftisch. Auf der rechten Seite stand ebenfalls ein Tisch auf 
dem eine alte Öllampe ihr helles Licht verbreitete. Hinter dem 
Tisch sass ein alter Mann mit einem grossen weissen Bart und las 
in einem gleich alten und sehr dicken Buch. Da der alte Mann 
den jungen Wanderer nicht bemerkt hatte, trat jener an den 
Tisch. Aber der alte Mann sah immer noch nicht von seinem 
Buch auf. "Guten Abend, alter Mann" sprach nun der 
Wandersmann den Lesenden an. Langsam hob sich der Kopf 
des Mannes. Seine Brillengläser blitzten im Licht der alten 
Öllampe. Er sah den Wanderer mit ruhigem und warmem Blick 
X 
 
 
an. "Womit kann ich dir dienen junger Mann" entgegnete der 
alte Mann. "Ich möchte den schönsten Stein kaufen den sie 
haben" antwortete der Wanderer. "Kennst du dich denn mit 
Steinen aus" fragte der alte Mann. Ein bejahendes Nicken war 
die Antwort. Also zog der alte Mann eine Schublade unter dem 
Tisch hervor, griff hinein und nahm zwei faustgrosse Steine heraus. 
Der eine war wüst und verschmutzt. Ohne Farbe und ohne 
jegliche Pracht. Der andere war ein Bergkristall. 
"Diesen kaufe ich" rief begeistert der junge Mann. Doch der alte 
Mann schüttelte nur den Kopf und sagte: "Nein, nein. Diesen 
Stein kriegst du nicht. Du bekommst diesen hier" und streckte 
dem Wanderer den schmutzigen Klumpen hin. Als dieser zögerte, 
stand der alte Mann auf und trat zum Schleiftisch. Dort reinigte er 
den Stein und begann ihn dann am Schleifteller zu bearbeiten. 
Die Arbeit dauerte lange, sehr lange, und der Wanderer fragte 
sich schon was das werden sollte. 
Aber nach einigen Stunden war die Arbeit fertig und der alte 
Mann stand auf. In seiner Hand hielt er einen Diamanten von 
unglaublicher Grösse und atemberaubender Schönheit. Das 
Licht der alten Öllampe brach sich in diesem Stein zu einer 
Farbenpracht von vollkommener Reinheit und Harmonie. Dem 
jungen Wanderer blieb vor Staunen der Mund offen stehen. 
Tränen der Freude und des Glückes liefen über sein Gesicht. Der 
alte Mann sah ihn an, blickte ihm ganz tief in die Augen und 
sagte: "Diesen Diamant will ich dir schenken. Denn kaufen kannst 
du ihn nicht. Dazu ist er viel zu wertvoll. Sein Wert steht über allem 
Gold der Erde. Also, nimm diesen Stein und gib gut auf ihn acht". 
 
 
 
 
Rettung 
 
ir befinden uns in einem sehr kleinen Dörfchen weitab von jeder 
Zivilisation. Es ist so klein, dass man schon eine sehr genaue Karte 
zur Hand nehmen muss um es darauf zu finden. Es gibt keine 
Elektrizität und kein fliessendes Wasser. Das Wasser das man 
benötigt wird am einzigen Dorfbrunnen geholt. Es gibt nur ein 
paar kleine Häuschen, einen kleinen Einkaufsladen, und eine 
Schule, die auch als Rathaus und Turnhalle dient. 
Die Frauen sind soeben mit dem Einkaufen fertig geworden und 
schwatzen noch vor dem Laden, als die Schulglocke läutet. Die 
Schule ist aus. Schon fliegt die Türe auf, und die fünf Schüler 
springen heraus. Wie immer am letzten Schultag der Woche 
haben sie es besonders eilig. Eigentlich nicht mal weil die Schule 
fertig ist, nein. Aber an diesem Tag dürfen die Kinder immer zu 
einem alten Mann gehen, der ihnen jeweils interessante 
Geschichten erzählt. 
Heute haben die Kinder es ausserordentlich eilig um zu dem 
alten Mann zu kommen. Denn diese Woche sollten sie eine ganz 
besondere Geschichte zu hören bekommen. Das hatte er 
jedenfalls letzte Woche versprochen. 
Die Sonne scheint, der Himmel zeigt sein schönstes blau und die 
Luft ist warm. Die Dorfstrasse aber ist noch nass vom 
morgendlichen Regen. 
Zuvorderst rennt Karl mit seiner roten Jacke. Diese Jacke ist sein 
Markenzeichen. Die trägt er immer, auch wenn es eigentlich zu 
heiss wäre um eine Jacke zu tragen. Sie hat ihm auch den 
j 
 
 
Übernamen "Karl der Rote" eingebracht. Dicht hinter ihm folgen 
die anderen Jungen und Mädchen, die aber alle jünger sind als 
Karl. Da kommt Fredi, der sein Mundwerk immer vor dem Hirn 
einschaltet, gefolgt von Klara mit den langen Zöpfen. Dann 
Andreas, der mit seinen zehn Jahren schon erstaunlich reif und 
besonnen ist. Zuhinterst kommt Gertrud, die jüngste und ruhigste 
von allen. 
Diese fünf Schüler rennen also die Strasse hinauf. Vorbei am 
Einkaufsladen wo sie die Frauen fast noch umrennen. Nach dem 
Laden gleich um die Ecke und in die Seitengasse rein. Doch Fredi 
hat die Kurve etwas zu scharf genommen, rutscht auf dem 
nassen Boden aus und fällt hin. Er kann sich grade noch mit den 
Händen auffangen, doch die Hose ist auf einer Seite bereits voll 
Dreck. Er schaut sich nur kurz die Bescherung an und beeilt sich 
dann, um den anderen nachzukommen. 
Beim Haus des alten Mannes angekommen, müssen sie erst mal 
kurz verschnaufen. Dann ziehen sie an der Hausglocke. Erst lange 
nachdem die Glocke verklungen ist, hören die Fünf die vertraute 
tiefe Stimme des alten Mannes. Wie immer wecken sie ihn um 
diese Zeit vom Mittagsschlaf. So verstreicht nochmals einige Zeit 
bis der Mann seine Hausschuhe angezogen hat und zur Türe 
schlurft. 
Geduldig warten die Jungen und Mädchen bis die Türe mit 
lautem Quietschen aufgeht. "Ah,da seit ihr ja" brummt der alte 
Mann, und schaut liebevoll auf die Kinder herab. Sie mögen 
diesen warmen Blick. Auch wenn der alte Mann mit seinen 
dunklen Augen, den grauen Haaren und seinem Vollbart eine 
beängstigende Erscheinung ist, strahlt er trotzdem eine Wärme 
und Ruhe aus, die von allen Leuten im Dorf als sehr wohltuend 
empfunden wird. "Na dann kommt doch herein" lädt sie der alte 
Mann ein. "Aber zieht eure schmutzigen Schuhe aus". Gehorsam 
ziehen die Kinder die Schuhe aus und stellen sie auf das Holzbrett 
 
 
gleich neben dem Eingang. In der Stube angelangt, setzen sie 
sich, und warten gespannt auf die Geschichte, die der alte 
Mann erzählen will. Dieser hat sich auf dem Schaukelstuhl 
bequem niedergelassen und schaut unter hochgezogenen 
Augenbrauen in die Runde der Kinder. "Ihr platzt sicher 
nächstens vor Erwartung auf die heutige Geschichte" bricht er 
schliesslich das Schweigen. "Na dann. Die Geschichte die ich 
euch heute erzählen möchte ist keine eigentliche Geschichte 
wie ihr es von mir gewohnt seid, sondern die habe ich selbst 
erlebt. Ich lebte vor vielen Jahren in der Gegend von Devon in 
einer Stadt namens Okehampton, das liegt in England. Dort 
arbeitete ich beim Rettungsdienst. Wir hatten einen 
Hubschrauber und halfen überall wo jemand in Not geraten war. 
Das begann beim evakuieren von Tieren bis hin zum Transport 
von Menschen die schnell ins nächste Krankenhaus gebracht 
werden mussten. 
Eines Abends, es war etwa halb elf Uhr und ich hatte meine 
Schicht seit einer halben Stunde übernommen, läutete das 
Notfalltelephon. Der zuständige Mann nahm das Telephon ab. 
Gespannt schauten die Übrigen zu ihm hinüber. Schon nach 
wenigen Sekunden gab er uns das bekannte Signal und wir 
stürmten hinaus zum Hangar. Wir, das ist der Pilot, der Copilot, ein 
Arzt und ich als Helfer. 
Der Pilot Charles Pelman, ein erfahrener alter Kauz, hatte schon 
im Vietnamkrieg gedient und so manches durchgestanden. Er 
lebte mit seiner Frau Erika in der kleinen Hafenstadt Brixham. Sie 
hatten damals drei Kinder und fünf Enkelkinder. Sein Copilot 
Thomas Smith war ein blutiger Anfänger was die fliegerische 
Laufbahn anbelangt. Frisch ab der Fliegerschule lebte er mit 
seiner Freundin in Exmouth. Der Arzt David Marsh war bereits 
einige Jahre beim Rettungsdienst dabei und hatte auch schon 
so manches durchgemacht. Im Geschäft wie im Privaten. Er 
 
 
lebte alleine in Dawlish. Ich hatte damals vor einem Jahr meine 
Ausbildung beendet, und da ich keine Arbeitsstelle fand, liess ich 
mich beim Rettungsdienst rekrutieren. So waren wir also ein bunt 
zusammengewürfelter Haufen, aber wie Pech und Schwefel 
wenn es darauf ankam. 
Beim Hangartor angelangt, begannen wir die lange bekannte 
und geübte Prozedur. Tor auf, Hubschrauber hinaus rollen, 
Turbine warmlaufen lassen, Geräte auf Vollständigkeit prüfen, 
alle angurten und auf die Befehle des Einsatzleiters warten. 
Wenig später erteilte er den Startbefehl und gab auch sofort die 
Flugrichtung bekannt. Das gefürchtete Dartmoor südlich von 
Okehampton. Das bedeutete nichts Gutes. Da zählt jede 
Sekunde. Während der Einsatzleiter uns die Situation schilderte, 
versuchte der Pilot das letzte aus dem Hubschrauber 
herauszuholen. Was war geschehen? 
Zwei junge Burschen aus Schottland waren bei ihren Grosseltern 
in Launceston auf Besuch. Sie waren schon eine Woche hier und 
hatten beschlossen einen nächtlichen Ausflug zum 
nahegelegenen Schloss zu machen. Also fuhren sie mit ihren 
Fahrrädern am Abend die Hauptstrasse in Richtung 
Okehampton, um zu dem Weg zu gelangen, der von der Strasse 
zum Schloss führte. An der Einfahrt liessen sie die Fahrräder 
stehen um zu Fuss weiter zu gehen. Hier war der Weg noch breit 
und gut sichtbar. So beschlossen sie, die mitgebrachte 
Taschenlampe noch nicht einzuschalten um die Batterien zu 
schonen. So konnten sie in der Dämmerung das Warnschild am 
Wegrand natürlich auch nicht sehen, das die Fussgänger auf die 
Gefahren aufmerksam macht. So gingen sie beide miteinander 
weiter, in der Meinung den Weg gut zu sehen, und bemerkten 
dabei gar nicht, dass sie immer mehr vom Weg abkamen." Der 
alte Mann erzählte und erzählte und die Kinder hingen ihm 
förmlich an den Lippen. 
 
 
"Plötzlich fiel ihnen auf dass der Weg unter ihren Füssen sehr 
weich wurde, und ehe sie sich versahen begannen sie bereits 
einzusinken. Schnell schalteten sie ihre Taschenlampe ein. Da 
sahen sie, dass sie bereits gute fünfzig Meter vom Weg 
abgekommen waren. Alles strampeln half nichts, sie sanken 
langsam aber unaufhaltsam weiter ein. Die nackte Angst stieg in 
ihnen auf und sie begannen wie wild um Hilfe zu rufen. Ein Bauer 
der zufälligerweise mit dem Fahrrad auf der Hauptstrasse 
unterwegs war hörte die Rufe und hielt an. Er lauschte und 
nachdem er bemerkte woher die Rufe kamen machte er sich 
gar nicht die Mühe irgendwie zu helfen, sondern rief ihnen zu 
dass er Hilfe holen würde, schwang sich auf das Fahrrad, und 
fuhr so schnell er konnte zum nächsten Haus. Von dort aus 
alarmierte er die Rettungsflugwacht." 
Hier brach der alte Mann ab und schaute die Kinder langsam 
eines nach dem anderen an. Überall sah er angespannte 
Gesichter. "Und wie geht es weiter" ruft da Fredi. 
"Wir flogen mit voller Leistung zur der Stelle die uns der 
Einsatzleiter durchgegeben hatte und schalteten die 
Suchscheinwerfer ein. Wir hatten Glück und fanden die Zwei fast 
auf Anhieb. Das Bild das sich uns zeigte war aber gar nicht 
schön. Die Knaben steckten bereits bis zum Hals im Sumpf und 
versuchten sich zu befreien, was natürlich misslang. Schnell band 
ich mir die Sicherheitsleine um und der Pilot steuerte den 
Hubschrauber ganz dicht über die Oberfläche des Moors. 
Trotzdem gelang es mir nicht die Knaben zu erreichen. Also stieg 
ich aus dem Hubschrauber und stand auf die Kufen um so weiter 
nach unten greifen zu können. Ich rief ihnen zu, sie sollen mir die 
Hand geben damit ich sie rausziehen könne. Sogleich kam 
langsam eine Hand hoch und ich zog mit aller Kraft daran. Der 
Pilot half mit indem er den Hubschrauber langsam höher flog. 
Langsam, ganz langsam gelang es uns den einen Knaben aus 
 
 
dem Moor zu ziehen. Sobald er befreit war packte ich ihn an der 
Hose und zog ihn noch ganz hoch, so dass die anderen ihn in 
den Hubschrauber ziehen konnten. Sofort steuerte der Pilot den 
Hubschrauber wieder tiefer, ganz knapp über die 
Mooroberfläche. Ich rief dem anderen zu dass er mir die Hand 
geben soll. Und dann geschah das, was ich bis heute nicht 
begreife. Die Hand kam hoch aber er winkte ab. Dann rief er mir 
zu, dass er das selber schaffen würde. Ich versuchte mit allen 
Mitteln näher an ihn ranzukommen, aber es reichte einfach 
nicht. Er müsste mir die Hand geben. Aber er wollte nicht. Bis 
zuletzt versuchte er sich selbst zu befreien, und ich versuchte alles 
um ihm zu helfen. Aber ich musste mit ansehen wie er langsam 
im Moor verschwand, nur weil er sich nicht helfen lassen wollte. 
Nachdem der Junge verschwunden war und wir sicher waren 
dass er Tod sein musste, kletterte ich in den Hubschrauber zurück 
und wir flogen auf den Stützpunkt zurück. Während dem Flug 
gaben wir den Bericht mündlich durch, so dass der Einsatzleiter 
die Grosseltern benachrichtigen konnte." 
An dieser Stelle hört der alte Mann auf zu erzählen, und schaut in 
die bestürzten Kindergesichter. "So, jetzt müsst ihr aber nach 
Hause gehen, sonst vermissen eure Eltern euch noch." 
Schweigend stehen die Kinder auf, ziehen ihre Schuhe an und 
gehen nach Hause. Der alte Mann schaut ihnen noch eine Weile 
nach, dann schlurft er zurück in sein Häuschen. 
Gedankenversunken schüttelt er den Kopf und fragt sich, ob die 
Kinder wohl die tiefere Bedeutung dieser Geschichte verstanden 
haben. 
 
 
 
 
Vertrauen 
 
in junger Mann ist unterwegs, alleine und weit weg von der 
nächsten Zivilisation. Er ist auf der Suche nach Gold, denn er hat 
gehört, dass es in diesem verlassenem Gebiet, Kostbares zu 
finden geben soll. 
So streift er Tag fürTag, und Woche für Woche durch diese 
verlassene Gegend ohne etwas zu finden. 
Doch eines Tages, als er auf einen hohen Berg zu geht, auf dem 
kein Baum mehr wächst, kommt ihm ein alter Mann entgegen. 
Weisse Haare hat er, und einen weissen langen Bart. Aber er ist 
sehr gut auf den Beinen, und kommt ihm mit sicheren Schritten 
entgegen. "Wonach suchst du denn, junger Mann?" spricht der 
alte Mann den Jüngling freundlich an. "Ich suche Gold" 
antwortet der Gefragte. "Hmm", brummt der alte Mann. "Gold 
wirst du hier wohl nicht finden. Aber ich weiss, wo du etwas sehr 
Wertvolles finden kannst". Der junge Mann wird neugierig. "Ja, wo 
denn"? "Gleich da, hinter mir, in diesem Berg wirst du es finden", 
entgegnet der alte Mann. "Es ist ganz einfach zu finden. Geh 
zum grossen Eingang der Höhle, und folge einfach dem 
beleuchteten Weg. Mehr brauchst du gar nicht zu tun". "So 
einfach soll das sein" fragt der junge Mann ungläubig zurück. 
"Warum hast du denn dieses Wertvolle nicht rausgeholt"? "Geh, 
und wenn du willst, wirst du es finden", erwidert der alte Mann 
nur. 
Der Jüngling schaut ungläubig zwischen dem alten Mann und 
der Höhle hin und her. Doch irgendwas sagt ihm, dass er es 
versuchen muss. Sind es die warmen Augen des alten Mannes? 
X 
 
 
Er ist sich nicht sicher. Aber er macht sich langsam auf den Weg. 
Staub wirbelt unter seinen Füssen auf. Bis zum Eingang der Höhle 
ist es nicht mehr weit, und dort angekommen dreht er sich 
nochmals zum alten Mann um, aber dieser ist verschwunden. So 
angestrengt der junge Mann auch den Horizont mit den Augen 
absucht, kann er den alten Mann doch nicht sehen. 
'Tja' denkt er, 'dann geh ich da wohl mal rein'. Und tatsächlich, 
vom Eingang an, sind alte Öllampen auf beiden Seiten des 
Tunnels angebracht. Ihr helles Licht erleuchtet den Tunnel sehr 
gut, und der junge Mann kommt zügig voran. Und kommt er an 
eine Weggabelung, kann er tatsächlich einfach weiter den 
Lampen folgen. 
Doch plötzlich hat es nicht mehr auf beiden Seiten Öllampen, 
sondern nur noch auf einer Seite. 'Kein Problem' denkt der junge 
Mann bei sich, 'ich sehe ja immer noch genug'. Doch von nun 
an, bei jeder Gabelung wo er ankommt, hat es immer weniger 
Öllampen die seinen weiteren Weg beleuchten. Bis er schliesslich 
an eine Abzweigung kommt, wo er nicht mehr sieht, wo es 
weitergehen soll. 'Nun muss ich mir aber was überlegen’, denkt 
er bei sich selbst. 'Ich bin doch schlau, und nehme einfach die 
letzte Lampe mit'. Und schon will er nach der Lampe greifen. 
'Doch halt', denkt er. 'Dann weiss ich ja gar nicht, wo es 
weitergehen soll'. Da kommt ihm die Idee, die Augen zu 
schliessen. Also schliesst er die Augen, und bleibt so für eine 
Weile stehen, damit sich die Augen der Dunkelheit anpassen 
können. Und als er sie dann öffnet, kann er tatsächlich in einem 
Gang ein kleines Licht sehen. Also beschliesst er darauf zu zu 
gehen. 
Und so geschieht ihm immer und immer wieder. Er weiss schon 
gar nicht mehr wie lange er wohl in dieser Höhle ist. Ihm kommt 
es wie eine Ewigkeit vor. Aber er geht immer weiter. Und wie der 
junge Mann wieder mal auf so ein kleines Licht zugeht, wird 
 
 
dieses kleine Licht immer grösser und grösser. Bis er schliesslich 
zum Ausgang der Höhle kommt. Die Sonne scheint in ihrer 
ganzen Kraft, und er braucht erst wieder eine Weile, um sich an 
die Helligkeit zu gewöhnen. 
Da sieht er ein kleines altes Häuschen stehen, unter den grossen, 
Schatten spendenden Ästen einer alten Tanne. Vögel zwitschern 
und ein frischer Wind weht über das Land. Vor dem Häuschen 
stehen ein Brunnen in dem fröhlich das Wasser plätschert, und 
eine alte Holzbank, auf der der alte Mann sitzt. Mit einer 
Handbewegung lädt ihn der alte Mann ein, neben sich auf der 
Bank Platz zu nehmen. Nachdem der junge Mann seinen Durst 
am Brunnen gestillt hat, setzt er sich neben den alten Mann. 
Nachdem sie eine Weile stille da gesessen sind, bricht der alte 
Mann das Schweigen. "Nun meine Junge, hast du etwas 
Wertvolles gefunden"? "Ja", entgegnet der Jüngling 
nachdenklich. "Ja, ich habe etwas Wertvolles gefunden".

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