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NX 12 für Fortgeschrittene – kurz und bündig Sándor Vajna Hrsg. Andreas Wünsch · Fabian Pilz 3. Auflage NX 12 für Fortgeschrittene ‒ kurz und bündig Sándor Vajna (Hrsg.) Andreas Wünsch · Fabian Pilz NX 12 für Fortgeschrittene ‒ kurz und bündig 3., aktualisierte und erweiterte Auflage Hrsg. Sándor Vajna Weinheim, Deutschland ISBN 978-3-658-24772-0 ISBN 978-3-658-24773-7 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-24773-7 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Vieweg © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2015, 2017, 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer Vieweg ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Autor Andreas Wünsch Stuttgart, Deutschland Ergänzendes Material zu diesem Buch finden Sie auf http://extras.springer.com. Fabian Pilz Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Magdeburg, Deutschland Vorwort zur 3. Auflage Am Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik (LMI) an der Otto-von-Guericke-Univer- sität Magdeburg werden Studierende seit mehr als 20 Jahren an den führenden 3D- CAx-Systemen mit dem Ziel ausgebildet, die Grundfertigkeiten in der Anwendung der CAx-Technologie zu erwerben, ohne sich dabei nur auf ein einziges System zu spezialisieren. Dazu bearbeiten die Studierenden auf ihrem Weg zum Bachelor- oder Masterabschluss eine große Anzahl von Übungen allein oder gemeinsam im Team mit mindestens vier verschiedenen CAx-Systemen. In diesem Buch wird dem Leser der Umgang mit den grundlegenden Funktionen des CAx-Systems Siemens NX vermit- telt. Dabei werden die vielfältigen Erfahrungen genutzt, welche während dieser Aus- bildung gesammelt werden. Der Fokus des vorliegenden Buches liegt auf einer kurzen und verständlichen Dar- stellung der erweiterten Funktionen von NX 12, eingewoben in praktische Übungs- beispiele. Somit kann der Leser, parallel zur Erläuterung der Funktionen, das Erlernte sofort praktisch anwenden und festigen. Dabei können natürlich nicht alle Details be- handelt werden. Es werden aber stets Anregungen zum weiteren selbstständigen Aus- probieren gegeben, denn nichts ist beim Lernen wichtiger als das Sammeln eigener Erfahrungen. Das Buch wendet sich an Studierende und Ingenieure, die bereits Erfahrungen in der Arbeit mit dem CAD-Modul von NX haben. Es soll sie beim Selbststudium unterstüt- zen und zu weiterer Beschäftigung mit der Software anregen. Existieren keine Vor- kenntnisse in NX, wird auf den Einsteigerband dieser Reihe verwiesen. Durch den Aufbau des Textes in Tabellenform kann das Buch nicht nur als Schritt- für-Schritt-Anleitung, sondern auch als Referenz für die tägliche Arbeit mit dem Sys- tem NX genutzt werden. Das Sachwortverzeichnis am Ende des Buches wirkt dabei zusätzlich unterstützend. In der vorliegenden dritten Auflage wurden die Übungsbeispiele an die Funktionen von NX 12 angepasst sowie an einigen Stellen zusätzliche Erläuterungen der Funkti- onen hinzugefügt. Das Buch wurde weiterhin um den Themenkomplex der deformier- baren Teile erweitert. Zudem werden kritische Modellierungsschritte zusätzlich durch Videos dargestellt, welche über QR-Codes abrufbar sind. Wir als Autoren sind dankbar für jede Rückmeldung und Anregung aus dem Kreis der Leser zum Inhalt des Buches sowie zur Vorgehensweise der Modellierung, welche uns per E-Mail erreicht (feedback-nx@mailbox.org). Besonderer Dank geht an Herrn Thomas Zipsner und Frau Imke Zander sowie an alle beteiligten Mitarbeiter des Ver- lags Springer Vieweg für die engagierte und sachkundige Zusammenarbeit bei der Erstellung des Buches. Magdeburg, im Oktober 2018 Dr.-Ing. Andreas Wünsch Fabian Pilz, M.Sc. Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Sándor Vajna mailto:feedback-nx@mailbox.org mailto:feedback-nx@mailbox.org Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ............................................................................................................ 1 1.1 Erweiterte Parametrik ................................................................................... 2 1.2 Master-Modell-Konzept ............................................................................... 5 1.3 Kontrollfragen .............................................................................................. 7 2 Top-Down-Modellierung .................................................................................... 8 2.1 WAVE-Geometrie-Linker ............................................................................ 8 2.2 Bauteilübergreifende Parameter ................................................................. 20 2.3 Kontrollfragen ............................................................................................ 29 3 Teilefamilien ...................................................................................................... 30 3.1 Teilefamilie einer Lochplatte ..................................................................... 30 3.2 Teilefamilie einer Passfeder ....................................................................... 36 3.3 Ablegen in der Wiederverwendungsbibliothek .......................................... 51 3.4 Baugruppenfamilie eines Batteriepacks ..................................................... 53 3.5 Kontrollfragen ............................................................................................ 71 4 Deformierbare Teile ......................................................................................... 72 4.1 Parameterbasierte Deformation einer Feder ............................................... 72 4.2 Referenzbasierte Deformation eines O-Rings ............................................ 82 4.3 Kontrollfragen ............................................................................................ 88 5 User Defined Features (UDF) .......................................................................... 89 5.1 UDF-Bibliotheken ...................................................................................... 89 5.2 UDF für eine Passfedernut ......................................................................... 93 5.3 Kontrollfragen .......................................................................................... 107 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM ............................................... 108 6.1 Grundlagen ............................................................................................... 108 6.2 FE-Simulation eines einfachen Blechteils ................................................ 115 6.3 FE-Simulation eines Tankbehälters.......................................................... 125 6.4 FE-Simulation eines Kurbelarms ............................................................. 136 6.5 Ausgewählte Funktionen und Hinweise ................................................... 149 6.6 Kontrollfragen .......................................................................................... 151 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS ............................................... 152 7.1 Grundlagen ............................................................................................... 152 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs .................................................................. 155 7.3 Kontrollfragen .......................................................................................... 188 VIII Inhaltsverzeichnis 8 Optimierung .................................................................................................... 189 8.1 Optimierung einer Getränkedose in der Konstruktion ............................. 189 8.2 Optimierung eines Kurbelarms in der Simulation .................................... 199 8.3 Kontrollfragen .......................................................................................... 209 Literaturverzeichnis ............................................................................................. 210 Sachwortverzeichnis ............................................................................................. 211 1 Einleitung NX ist ein leistungsfähiges CAx-System, welches zur Unterstützung des ge- samten Produktentwicklungs- und Fertigungsprozesses dient. Das System ist aus der Zusammenführung von I-DEAS und Unigraphics hervorgegangen und wurde von Siemens PLM Software übernommen und stetig weiterentwickelt. NX ist nach Funktionen modular aufgebaut und beinhaltet neben der Konstruk- tion Module zur Fertigungsunterstützung, Simulation, Entwicklung mechatro- nischer Konzepte und elektrischer Systeme, Schiffs- und Fahrzeugbau sowie zur wissensbasierten Konstruktion und Visualisierung. NX basiert auf dem Pa- rasolid-Kern (Basis der Geometriedarstellung). In den Beispielen in diesem Buch werden dem Leser Methoden und Werkzeuge aufgezeigt, mit denen der Konstruktionsprozess erleichtert und effizienter ge- staltet werden kann. Dabei spielt der Aufbau parametrischer Modelle eine be- sondere Rolle, ob bei der Anwendung der Top-Down-Modellierung, dem Er- stellen von Teilefamilien oder der Erzeugung von User Defined Features. Bei der Parametrisierung wird zusätzlich auf die Verwendung mathematischer und logischer Beziehungen und die parameterbasierte Unterdrückung von Formele- menten eingegangen. Weiterhin werden Grundkenntnisse im Aufbau von Simulationsmodellen ver- mittelt und die schnelle und einfache Integration dieser Modelle in den Kon- struktionsprozess aufgezeigt. Zudem wird in zwei Optimierungsstudien darge- legt, wie das Erlernte genutzt werden kann, um durch den Einsatz von Optimie- rungsalgorithmen den Konstruktionsprozess auch bei komplexeren Produkten und Anforderungen zu unterstützen. Die Bearbeitung der in diesem Buch verwendeten Übungsbeispiele setzt Grundkenntnisse des CAD-Moduls von NX voraus. Daher werden einige Funk- tionen nur genannt, aber nicht näher erläutert. Zur detaillierten Erklärung dieser Funktionen wird auf den Einsteigerband dieser Reihe verwiesen. Bei der Erstellung der Übungsbeispiele wurde NX in der Version 12.0.0.27 ver- wendet. Die Beispiele können jedoch auch mit anderen NX-Versionen nach- vollzogen werden. Lediglich für den Lasttransfer und die FE-Simulation in Ab- schnitt 7.2 wird NX mindestens in der Version 12.0.2.9 benötigt, da sonst feh- lerhafte Ergebnisse produziert werden. Bei der Erstellung der Teilefamilie wurde Microsoft Excel 2013 genutzt. Hierbei funktionieren auch andere Versi- onen. Als Betriebssystem wurde Microsoft Windows 7 verwendet. Die Arbeit mit dem Buch wird durch einen Download-Bereich unterstützt. Alle verwendeten Modelle können unter www.springer.com auf der Seite dieses Bu- ches heruntergeladen werden. Besteht kein Zugang zum Download-Bereich, können die benötigten Modelle auch selbstständig anhand der Zeichnungen mo- delliert werden. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 NX 12 für Fortgeschrittene – kurz und bündig, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24773-7_1 S. Vajna (Hrsg.), http://www.springer.com/ http://crossmark.crossref.org/dialog/?doi=10.1007/978-3-658-24773-7_1&domain=pdf http://www.springer.com/ 2 1 Einleitung Um dem Leser die Handhabung des Buches zu erleichtern, sind links vor dem Text die Icons der jeweils verwendeten Funktionen sowie evtl. vorhandene Tas- tenkombinationen angegeben. Die Funktionen und Befehle sind kursiv darge- stellt und durchnummeriert. Die Befehle können in NX somit auch jederzeit über die Befehlssuche gefunden werden. Wichtige Begriffe und Eingabewerte sind fett hervorgehoben. ⇨ Pfeile weisen auf Handlungsfolgen hin. Ergänzende Informationen werden kursiv ohne Nummerierung dargestellt und sind mit einem „i“ markiert. Die Beschreibung wichtiger Modellierungsschritte wird durch Videos ergänzt, welche über QR-Codes abrufbar sind. Kontrollfragen am Ende eines jeden Kapitels helfen dabei, das Erlernte zu über- prüfen. Die Lösungen stehen im Download-Bereich zur Verfügung. In den Beispielen in diesem Buch kommen wiederholt Methoden zum Einsatz, welche ein gewisses Grundwissen in der erweiterten Parametrik sowie in der in NX zugrundeliegenden Modell- und Datei-Hierarchie, dem sog. Master-Mo- dell-Konzept, erfordern. Diese Themen werden im Folgenden erläutert. 1.1 Erweiterte Parametrik Unter erweiterter Parametrik wird die Verwendung von Parametern verstanden, welche über das reine Zuweisen von Parametern zu Maßen und das Ändern von Parameterwerten hinausgeht. Dabei kommen u. a. verschiedene Parameterty- pen wie Zahlen, Zeichenfolgen oder Boolesche Ausdrücke in Kombination mit mathematischen Berechnungen, logischen Bedingungen, Messungen und Attri- buten zum Einsatz. Für die Erläuterung der grundlegenden Verwendung von Parametern wird auf den Einsteigerband dieses Buches verwiesen. Strg+E Das Erstellen und Editieren von Parametern erfolgt in NX im Ausdruckseditor. ⇨ Register Werkzeuge ⇨ Ausdrücke Bearbeiten Über RMT auf die Zelle in der Spalte Formel ⇨ Bearbeiten wird der Dialog zum Bearbeiten eines Ausdrucks auf- gerufen. 1.1 Erweiterte Parametrik 3 Neben der reinen Eingabe finden sich in diesem Dialog die wesentlichen Funk- tionen zur Definition einer Formel, welche folgend erläutert werden. Ändern der Methode zum Bearbeiten der Formel Mit diesem Befehl wird die Zeile zur Eingabe der Formel durch ein Eingabefeld ersetzt. Somit lassen sich auch mehrzeilige Formeln definieren. Mathematische Funktionen Mit Hilfe von mathematischen Funktionen können Ausdrücke aus Konstanten oder anderen Ausdrücken berechnet werden. Dabei können die folgenden grundlegenden mathematischen Operatoren verwendet werden: + Addition - Subtraktion * Multiplikation / Division ^ Exponent Mathematische oder Engineering- Funktion Weitere Funktionen stehen im Dialog zum Einfügen einer mathematischen oder Engineering-Funktion bereit. Dabei wird zunächst eine Kategorie gewählt und anschließend die Funk- tion aus der Liste ausgewählt. Weiter- hin stehen eine Suchfunktion und eine kurze Erklärung zur Verfügung. Insbesondere wenn die Syntax einer Funktion im Vorfeld nicht bekannt ist, stellt die Auswahl über diesen Di- alog eine sinnvolle Unterstützung dar. Ist die Syntax einer Funktion bereits bekannt, kann die Formel auch jederzeit direkt in die Eingabezeile eingegeben werden. 4 1 Einleitung Logische Bedingungen Neben den mathematischen Funktionen stehen in NX auch logische Operatoren zur Verfügung. Mit diesen logischen Operatoren können logische Bedingungen zwischen Ausdrückenerstellt und somit z. B. das Regelwissen für eine Teile- familie aufgebaut werden (s. Kapitel 3). Logische Bedingungsklausel Über den Bedingungs-Assistenten können logische Bedingungen durch die Eingabe in einem Dialog definiert werden. Wird in dem Dropdown-Menü Else If anstatt Else gewählt, können weitere Bedingungen hinzugefügt werden. Somit sind keine verschachtelten If- Funktionen notwendig. Alternativ zur Verwendung des Dialogs kann eine logische Bedingung eben- falls direkt in die Eingabezeile eingegeben werden. Zur Definition von logischen Bedingungen stehen folgende Operatoren zur Verfügung: < Kleiner als <= Kleiner gleich = bzw. == Gleich != Ungleich > Größer als >= Größer gleich & bzw. && Und | bzw. || Oder - bzw. ! Negiert Dabei können verschiedene Operatoren auch auf unterschiedliche Art und Weise codiert werden. So lässt sich ein Ausdruck z. B. durch das Voranstellen von „-“ oder „!“ negieren bzw. verneinen. Ein Klick auf eine der Schaltflächen fügt den jeweiligen Operator in die vorher selektierte Zeile ein. Logische Bedingungen kommen bei der Erstellung des Regelwissen der Teile- familien (s. Kapitel 3) und bei der Erstellung des User Defined Features (s. Ka- pitel 5) zum Einsatz. 1.2 Master-Modell-Konzept 5 Weitere Funktionen Messen Neben der Zuweisung eines Wertes kann der Wert eines Parameters auch durch Messen eines Geometrieelements bestimmt werden. Hierzu stehen in einem Dropdown-Menü die bekannten Messfunk- tionen zur Verfügung. Mit Hilfe des Messens können schnell und ohne die explizite Defi- nition von Parametern assoziative Modelle erstellt werden. Durch das System wird dabei implizit ein Parameter mit dem gemessenen Wert erstellt. Das Messen findet in diesem Buch im ersten Beispiel der Top- Down-Modellierung (s. Abschnitt 2.1) und bei der Optimierung in der Konstruktion (s. Abschnitt 8.1) Anwendung. Attribute Über Attribute können verschiedene Eigenschaften des gesamten Teils (Referenzteilattribut) oder einzelner Objekte (Referenzobjek- tattribut) als Ausdruckswerte verwendet werden. So lässt sich z. B. über das Attribut NX_Material das zugewiesene Material des Bau- teils als Ausdruckswert nutzen. Attribute werden in diesem Buch nicht verwendet, hier nur aufgrund der Vollständigkeit erwähnt. 1.2 Master-Modell-Konzept Das Master-Modell-Konzept beschreibt die Modell- und Dateihierarchie in NX. Dabei werden die Modelle nachgelagerter Anwendungen auf das Master-Mo- dell eines Bauteils oder einer Baugruppe referenziert, welches die notwendige Geometrie enthält. Nachgelagerte Anwendungen können z. B. Simulationen mittels der Finite-Ele- mente-Methode (FEM) oder Mehrkörpersystemen (MKS), die Fertigungspla- nung und -simulation (Computer-Aided Manufacturing, CAM) oder die Zeich- nungserstellung sein. Die in diesen Anwendungen verwendeten Modelle beinhalten nicht direkt die Geometrie des CAD-Modells, sondern referenzieren nur auf das Master-Mo- dell, das die Geometrie enthält. Die Modellstruktur ist dabei analog zur Struktur einer Baugruppe, mit der Ausnahme, dass jeweils nur ein Master-Modell ein- gebunden ist und nicht mehrere wie bei einer Baugruppe. 6 1 Einleitung Die Analogie zur Baugruppenstruktur kann durch Öffnen des Baugruppen-Na- vigators in unterschiedlichen Anwendungen nachvollzogen werden. Die fol- gende Abbildung zeigt exemplarisch die Verwendung eines Master-Modells in verschiedenen Anwendungen. Die Modelle der nachgelagerten Anwendungen (Baugruppe, FEM- und CAM- Modell und Zeichnung) enthalten selbst nicht die Geometrie des Kurbelarms, sondern referenzieren nur auf das Master-Modell. CAM-Modell Zeichnung Master-Modell (CAD-Modell) Baugruppe FEM-Modell 1.3 Kontrollfragen 7 Simulationsmodelle weisen zusätzlich eine eigene anwendungsspezifische Da- teistruktur auf. Auf diese spezielle Dateistruktur wird in den jeweiligen Kapi- teln gesondert eingegangen. Master-Modell-Strukturen werden erzeugt, indem bei der Erstellung einer neuen Datei die Beziehung Vorhandenes Teil referenzieren gewählt und ein Referenzteil ausgewählt wird. Der wesentliche Vorteil des Master-Modell-Konzeptes liegt in dem Vorhan- densein mehrerer Dateien, welche zwar durch die Referenzierung verbunden sind, sonst jedoch unabhängig voneinander bearbeitet werden können. So kann z. B. die Geometrie eines Bauteils für ein FEM-Modell vereinfacht werden, ohne dass die Originalgeometrie des Master-Modells verändert wird. Weiterhin lassen sich somit verschiedene Entwicklungsaufgaben parallelisie- ren, da gleichzeitig an den unterschiedlichen Anwendungsmodellen gearbeitet werden kann, die auf ein Master-Modell referenzieren, welches sich ebenfalls noch in Bearbeitung befinden kann. Somit kann bereits mit der Erstellung eines FEM-Modells oder einer Zeichnung begonnen werden, bevor das Master-Mo- dell fertig konstruiert ist. Durch die Referenzierung werden die Anwendungs- modelle aktualisiert, sobald das Master-Modell verändert wird. Die Aktualisie- rung kann automatisch oder manuell erfolgen. 1.3 Kontrollfragen 1. Was wird unter erweiterter Parametrik verstanden? 2. Welche mathematischen und logischen Operatoren gibt es in NX? 3. Was beschreibt das Master-Modell-Konzept? 4. Wie können Master-Modelle erstellt werden? 5. Worin liegt der Vorteil des Master-Modell-Konzeptes? 2 Top-Down-Modellierung Die Top-Down-Modellierung stellt eine grundlegende Methode zur Modellie- rung von Baugruppen dar. Hierbei wird zunächst die Baugruppenstruktur ohne geometrisch vorhandene Komponenten angelegt. Oft werden dabei auch bereits die Schnittstellen der Komponenten festgelegt. Anschließend wird die Geomet- rie der Komponenten erzeugt und detailliert. Dies hat den Vorteil, dass nach dem Erstellen der Baugruppenstruktur und der Schnittstellen, die Komponenten parallel modelliert werden können, wodurch sich die Entwicklungszeit eines Produktes reduzieren lässt. Dem gegenüber steht die Bottom-Up-Modellierung, bei der die einzelnen Kom- ponenten zuerst vollständig erstellt und dann zu einer Baugruppe zusammen- gefügt werden. Hierzu müssen alle Komponenten erstellt sein, bevor sie zu ei- ner Baugruppe zusammengebaut werden können. Ob die Komponenten zusam- menpassen, sieht man in diesem Fall erst beim Zusammenfügen. 2.1 WAVE-Geometrie-Linker Der WAVE-Geometrie-Linker ist eine Technologie für einen strukturierten Top-Down-Ansatz in der Produktkonzeption und -entwicklung. Mit dem WAVE-Geometrie-Linker können geometrische Abhängigkeiten über die Komponenten einer Baugruppe hinweg erstellt und kontrolliert werden. Dies bietet Vorteile bei der Entwicklung komplexer Produkte, da die Struktur eines Produktes zentral auf der obersten Ebene definiert wird. Mit dem WAVE-Geometrie-Linker können verschiedene Geometrieelemente von Komponenten assoziativ in andere Komponenten und Baugruppen kopiert werden. Die WAVE-Geometrie wird als Formelement in der aktiven Kompo- nente abgelegt und ist dort im Teile-Navigator sichtbar. In diesem Beispiel wird ein Hebel als Schweißbaugruppe erstellt. Der Hebel besteht aus drei Komponenten. Auf Baugruppenebene wird eine parametrische Skizze (ein sog. Skelett) erzeugt, wodurch die Geometrie der Komponenten ge- steuert wird. Vorgehensweise: I. Erzeugen der parametrischen Steuerskizze II. Erzeugen der leeren Komponentendateien III. Verlinken der Steuerskizze mit den Komponenten IV. Modellieren der Komponenten V. Analyse der verlinkten Beziehungen VI. Modellieren der Schweißnähte © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 NX 12 für Fortgeschrittene – kurz und bündig, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24773-7_2 S. Vajna (Hrsg.), http://crossmark.crossref.org/dialog/?doi=10.1007/978-3-658-24773-7_2&domain=pdf 2.1 WAVE-Geometrie-Linker 9 Die Beschreibung der Modellierung kann als Ergänzung zum Text auch als Video nachvollzogen werden. Hierzu einfach den rechts abgebildetenQR-Code scannen, vorzugsweise mit einem Tablet. Liegt das Buch als eBook vor, kann der QR-Code auch direkt angeklickt werden. I. Erzeugen der parametrischen Steuerskizze 1. Erstellen einer neuen Datei Dateiname ⇨ bg_hebel Strg+E 2. Ausdrücke ⇨ Register Werkzeuge ⇨ Ausdrücke Name ⇨ B1 Formel ⇨ 20 Einheiten ⇨ mm Dimensionalität ⇨ Länge Typ ⇨ Anzahl ⇨ Erzeugen der folgenden Ausdrücke: ⇨ Neuer Ausdruck Name Formel Einheiten Dimensionalität Typ B1 20 mm Länge Anzahl B2 30 mm Länge Anzahl D1_aussen 30 mm Länge Anzahl D1_innen 20 mm Länge Anzahl D2_aussen 50 mm Länge Anzahl D2_innen 40 mm Länge Anzahl L 100 mm Länge Anzahl T 10 mm Länge Anzahl Die erstellten Ausdrücke können auch in eine Datei exportiert werden. Dabei werden alle Ausdrücke exportiert, auch die automatisch durch das System er- stellten. Werden die automatisch erstellten Ausdrücke nicht benötigt, kann die Datei in einem Texteditor geöffnet und die nicht benötigten Ausdrücke können entfernt werden. Auch das Importieren von Ausdrücken ist möglich. http://static.springer.com/sgw/documents/1644915/video/mp4/2_1_WAVE-Geometrie-Linker_Hebel.mp4 http://static.springer.com/sgw/documents/1644915/video/mp4/2_1_WAVE-Geometrie-Linker_Hebel.mp4 10 2 Top-Down-Modellierung 3. Arbeitslayer 21 4. Skizze Menü ⇨ Einfügen ⇨ Skizze in Aufgabenumgebung ⇨ XZ-Ebene 5. Arbeitslayer 61 6. Bezugsebene Typ ⇨ Im Abstand Planare Referenz ⇨ XZ-Ebene Abstand ⇨ B1/2 Die Ebene wird manuell an die rich- tige Position geschoben. 7. Bezugsebene Planare Referenz ⇨ XZ-Ebene Abstand ⇨ B2/2 8. Arbeitslayer 1 2.1 WAVE-Geometrie-Linker 11 II. Erzeugen der leeren Komponentendateien 1. Aktivieren des Registers Baugruppen Datei ⇨ Baugruppen 2. Erzeugen der Komponentendateien ⇨ Register Baugruppen ⇨ Neu erzeugen ⇨ Erzeugen der folgenden Komponenten: Dateiname ⇨ Huelse_1 Dateiname ⇨ Huelse_2 Dateiname ⇨ Steg Das zweite Dialogfenster mit dem Titel Neue Komponente erzeugen kann ohne eine Auswahl bestätigt werden. 3. Baugruppenzwangsbedingungen ⇨ Fixieren der erzeugten Komponenten Typ ⇨ Fixieren Es wird empfohlen, die erzeugten Komponenten zu fixieren, damit diese ortsfest sind und später nicht mehr verschoben werden können. III. Verlinken der Steuerskizze mit den Komponenten 1. Huelse_1 als aktives Teil festlegen ⇨ Doppelklick auf Huelse_1 im Baugruppen-Navigator Alternativ: ⇨ RMT auf Huelse_1 ⇨ Als aktives Teil festlegen 2. WAVE-Geometrie-Linker Typ ⇨ Zusammengesetzte Kurve ⇨ Äußeren Kreis wählen ⇨ Assoziativ ⇨ Als positionsunabhängig festlegen Durch die Option Als positionsunab- hängig festlegen kann der erstellte Körper später unabhängig von der Position der Ursprungsfläche ver- schoben werden. 12 2 Top-Down-Modellierung 3. WAVE-Geometrie-Linker Typ ⇨ Zusammengesetzte Kurve ⇨ Inneren Kreis wählen ⇨ Assoziativ ⇨ Als positionsunabhängig festlegen Die beiden Kreise können auch zusammen ausgewählt werden. Beim einzelnen Verlinken werden die Kurven jedoch auch als separate Elemente im Teile-Na- vigator abgelegt. Dies hat den Vorteil, dass die Kurven einzeln bearbeitet oder gelöscht werden können. 4. WAVE-Geometrie-Linker Typ ⇨ Bezug ⇨ Erste Ebene auswählen ⇨ Assoziativ ⇨ Als positionsunabhängig festlegen 5. Huelse_2 als aktives Teil festlegen ⇨ Wiederholen der Schritte 1-4 für die untere Hülse 6. Steg als aktives Teil festlegen 7. WAVE-Geometrie-Linker Typ ⇨ Zusammengesetzte Kurve Kurvenregel ⇨ Einzelne Kurve Um die einzelnen Segmente der Skizze auswählen zu können, muss die Funktion Anhalten bei Schnitt- punkt aktiviert werden. ⇨ Auswählen der Kurven ⇨ Assoziativ ⇨ Als positionsunabhängig festlegen 2.1 WAVE-Geometrie-Linker 13 8. bg_hebel als aktives Teil festlegen In den Komponenten sind nun alle benötigten Elemente der Skelettstruktur ver- linkt und es kann mit der Modellierung der einzelnen Komponenten begonnen werden. IV. Modellieren der Komponenten Im Folgenden werden die einzelnen Komponenten modelliert. Modellieren von Huelse_1 1. Huelse_1 in Fenster öffnen RMT auf Huelse_1 ⇨ In Fenster öffnen Die Hülse kann auch innerhalb der Baugruppe als aktives Teil modelliert wer- den. Hierbei besteht jedoch die Gefahr, dass versehentlich Elemente der Steu- erskizze oder anderer Komponenten selektiert werden. 2. Auf Layer verschieben ⇨ Verschieben der verlinkten Elemente auf die jeweiligen Layer: Verknüpfte Kurven ⇨ Layer 21 Verbundene Bezugsebene ⇨ Layer 61 3. Extrudieren ⇨ Äußeren verlinkten Kreis auswählen Richtung ⇨ Y-Achse Start ⇨ Wert, 0 Ende ⇨ Bis Auswahl ⇨ Verbundene Bezugsebene wählen Somit wird sichergestellt, dass die Extrusion immer bis zu der verbunde- nen Bezugsebene verläuft. 4. Formelement spiegeln Formelement ⇨ Extrudieren Ebene ⇨ XZ-Ebene 14 2 Top-Down-Modellierung 5. Vereinigen ⇨ Vereinigen des extrudierten Kör- pers und des gespiegelten Form- elements Ziel ⇨ Extrudieren Werkzeug ⇨ Formelement spiegeln 6. Bohrung ⇨ Mittelpunkt der Zylinderkante wählen Tiefenbegrenzung ⇨ Durch Körper Durchmesser ⇨ Messen Die Option Messen kann über das Dropdown-Menü in der Durchmes- serbemaßung ausgewählt werden. Somit wird der folgende Dialog zum Messen geöffnet. 7. Abstand messen Typ ⇨ Durchmesser ⇨ Inneren Kreis auswählen Zur Auswahl des inneren Kreises wird empfohlen, die Darstellung auf Drahtmodell mit abgeblendeten Kan- ten oder statistisches Drahtmodell zu ändern. Die Bohrung wird mit dem Formelement Bohrung ausgeführt, damit die Boh- rungsdaten im Nachhinein auch bei einer möglichen CAM-Anwendung zur Ver- fügung stehen. 8. Ausblenden der Layer 21 und 61 9. Speichern Die erste Hülse ist fertiggestellt und kann gespeichert werden. Modellieren von Huelse_2 Die Modellierung der zweiten Hülse ist analog zur ersten und kann selbststän- dig durchgeführt werden. 2.1 WAVE-Geometrie-Linker 15 Modellieren des Stegs 1. Steg in Fenster öffnen RMT auf Steg im Baugruppen-Navigator ⇨ In Fenster öffnen 2. Auf Layer verschieben Verknüpfte Kurve ⇨ Layer 21 Strg+E 3. Ausdrücke Für die Modellierung des Stegs wird in der Komponente Steg ein Parameter T für die Wandstärke erstellt. Dieser Parameter wird anschließend mit dem Para- meter T der Baugruppe bg_hebel verknüpft. 4. Teileübergreifenden Ausdruck erstellen/bearbeiten Ausgangsteil ⇨ bg_hebel.prt Ausgangsausdruck ⇨ T Die Formel des Parameters wurde im Ausdruckeditor gesperrt und mit Teile- übergreifend markiert. In der Spalte Ursprung steht der Ausdruck "bg_he- bel"::T. Das bedeutet, dass der Wert dieses Parameters mit dem Parameter T der Baugruppe bg_hebel verknüpft ist. Der Ausdruck, welcher die Verknüpfung realisiert, kann auch direkt als Formel verwendet werden. 16 2 Top-Down-Modellierung 5. Extrudieren ⇨ Verknüpfte Kurve wählen Ende ⇨ Symmetrischer Wert Abstand ⇨ T/2 6. Ausblenden der Layer 21 und 61 7. Speichern 8. bg_hebel in Fenster öffnen ⇨ RMT auf Steg ⇨ Überordnung in Fenster öffnen ⇨ bg_hebel 9. Reference Sets der Komponenten ersetzen Werden Komponenten aus einer Baugruppe neu erzeugt, werden die Reference Sets standardmäßig auf Ganzes Teil gesetzt. Damit in der Baugruppe nur das Volumen der Komponenten angezeigt wird, werden die Reference Sets auf MODEL geändert. ⇨ RMT auf Huelse_1 ⇨ Reference Set ersetzen ⇨ MODEL Das Ersetzen der Reference Sets ist für alle Komponenten durchzuführen. 2.1 WAVE-Geometrie-Linker 17 V. Analyse der verlinkten Beziehungen 1. Modell aktualisieren Die Parameterwerte können über den Teile-Naviga- tor oder den Ausdruckseditor in der Baugruppe bg_hebel verändert werden. Bei einer Änderung der Parameterwerte werden die Änderungen automatisch in den verlinkten Teilen berücksichtigt.Ggf. muss das Modell jedoch aktua- lisiert werden. Menü ⇨ Werkzeuge ⇨ Aktualisieren ⇨ Teileüber- greifende Aktualisierung ⇨ Geometrie, Ausdrücke und PMI aktualisieren Alternativ: ⇨ Alle aktualisieren 2. Teileübergreifender Verbindungs-Browser ⇨ Register Baugruppen ⇨ Teileübergreifender Verbindungs- Browser Hier können die teileübergreifenden Verbindungen eines Modells analy- siert und auch unterbrochen werden. Im oberen Bereich werden die Kom- ponenten der Baugruppe aufgelistet. In der rechten Spalte werden hier für jede Komponente die Arten und die Anzahl der Verknüpfungen ange- zeigt. Im unteren Bereich sind die teileüber- greifenden Verknüpfungen nochmal einzeln aufgelistet. Werden die Verbindungen nicht sofort angezeigt, müssen die Komponenten zu- nächst mit einem Doppelklick geladen werden. 18 2 Top-Down-Modellierung 3. Beziehungsbrowser Eine weitere Möglichkeit, die teileübergreifenden Beziehungen eines Produkts zu analysieren oder zu bearbeiten, ist der Beziehungsbrowser. Hierzu muss zu- sätzlich Java Runtime Environment installiert sein. Ist dies der Fall, kann der Beziehungsbrowser gestartet werden. ⇨ Register Baugruppen ⇨ Beziehungsbrowser Neben der reinen Analyse können bestehende Beziehungen hier über RMT auch bearbeitet oder entfernt werden. 4. Bearbeiten und Entfernen der Assoziativität Auch über den WAVE-Geometrie- Linker kann eine bestehende Bezie- hung bearbeitet oder gelöscht werden. Der Dialog wird über einen Doppel- klick auf das verlinkte Objekt aufge- rufen. Wird die Einstellung Assoziativ deak- tiviert, ist die Verbindung entfernt. Das verlinkte Element (z. B. die Kurve) bleibt jedoch erhalten. Wurde die Assoziativität einmal ent- fernt, kann sie nicht wieder herge- stellt werden, sondern muss neu defi- niert werden. 2.1 WAVE-Geometrie-Linker 19 VI. Modellieren der Schweißnähte Schweißnähte werden in NX über den Schweiß-Assistenten erstellt. 1. Baugruppe als aktives Teil festlegen ⇨ Doppelklick auf bg_hebel 2. Kehlnahtschweißung Menü ⇨ Einfügen ⇨ Schweiß-Assis- tent ⇨ Kehlnahtschweißung Flächensatz 1 ⇨ Fläche am Steg Flächensatz 2 ⇨ Fläche der Hülse Beinlänge ⇨ 3 ⇨ Ggf. Richtung umkehren Die Normalenvektoren der Flächen müssen zueinander in Richtung der Schweißnaht zeigen. Die Kehlnahtschweißung wird nach der Erstellung im Teile-Navigator ab- gelegt. 3. Weitere Schweißnähte Die weiteren Schweißnähte können selbstständig erzeugt werden. 20 2 Top-Down-Modellierung 2.2 Bauteilübergreifende Parameter Die Modellerstellung nach dem Top-Down-Ansatz kann auch ohne eine Steu- erskizze ausschließlich über bauteilübergreifende Parameter realisiert werden. Dazu werden auf Baugruppenebene Parameter, sog. Führungsparameter, er- stellt und diese dann in die jeweiligen Komponenten verlinkt. Die Parameter der Komponenten sind somit mit den Führungsparametern der Baugruppen- ebene verknüpft. Diese Methode wird im Folgenden am Beispiel eines Gum- mirades erläutert. Das Gummirad wird dabei wie folgt parametrisiert: Vorgehensweise: I. Erstellen der Führungsparameter auf Bau- gruppenebene II. Erzeugen der leeren Komponentendateien III. Verlinken der Komponentenparameter der Felge IV. Parametrisches Modellieren der Felge V. Verlinken der Komponentenparameter des Reifens VI. Parametrisches Modellieren des Reifens VII. Ändern der Führungsparameterwerte auf Baugruppenebene 2.2 Bauteilübergreifende Parameter 21 I. Erstellen der Führungsparameter auf Baugruppenebene 1. Erstellen einer neuen Datei Dateiname ⇨ bg_Gummirad 2. Ausdrücke ⇨ Erzeugen der folgenden Ausdrücke: Name Formel Einheiten Dimensionalität Typ B_Nabe 40 mm Länge Anzahl B_Reifen 30 mm Länge Anzahl D_Felge 120 mm Länge Anzahl D_Nabe 20 mm Länge Anzahl D_Reifen 140 mm Länge Anzahl T 5 mm Länge Anzahl 3. Erstellen eines Parameters für die Speichenanzahl ⇨ Neuer Ausdruck Name ⇨ Anzahl_Speichen Formel ⇨ round(D_Felge/20) Dimensionalität ⇨ Ohne Einheit Typ ⇨ Anzahl Die Funktion round gibt eine gerundete natürliche Zahl zurück. Endet die zu rundende Zahl auf „.5“, wird immer zur geraden Zahl gerundet. Alternativ kann auch die Funktion ceiling verwendet werden. Diese Funktion gibt immer die nächst größere natürliche Zahl zurück. 4. Ausdrücke exportieren Die erstellten Ausdrücke werden exportiert, um das Format der Ausdrucksdatei zu betrachten. Die Datei wird im Folgenden jedoch nicht weiter verwendet. Dateiname ⇨ Parameter_Gummirad.exp Die Dateiendung exp steht für expres- sions (dt. Ausdrücke). Dies lässt be- reits erkennen, dass die Datei Para- meter beinhaltet. Die Datei kann mit einem beliebigen Texteditor geöffnet und editiert wer- den. 22 2 Top-Down-Modellierung II. Erzeugen der leeren Komponentendateien 1. Aktivieren des Registers Baugruppen Datei ⇨ Baugruppen 2. Neu erzeugen ⇨ Erzeugen der Komponenten: Dateiname ⇨ Felge Dateiname ⇨ Reifen 3. Baugruppenzwangsbedingungen ⇨ Fixieren der beiden Komponenten Typ ⇨ Fixieren III. Verlinken der Komponentenparameter der Felge Vor der Modellierung der Felge werden die Parameter der Komponente mit den Führungsparametern der Baugruppe verknüpft. 1. Felge in Fenster öffnen RMT auf Felge ⇨ In Fenster öffnen 2. Ausdrücke ⇨ Mehrere teileübergreifende Ausdrücke erstellen Ausgangsteil ⇨ bg_Gummirad.prt Namensregel ⇨ Präfix hinzufügen Präfix-Zeichenfolge ⇨ bg_ ⇨ Auswahl der Ausgangsausdrücke: - Anzahl_Speichen - B_Nabe - B_Reifen - D_Felge - D_Nabe - T Die Ausgangsausdrücke werden aus der Baugruppe direkt in die Komponente kopiert und verknüpft. 2.2 Bauteilübergreifende Parameter 23 Bei der Erzeugung teileübergreifender Ausdrücke sollten nur die Ausdrücke verknüpft werden, die auch wirklich für die Modellierung notwendig sind. So- mit werden nicht verwendete Ausdrücke in Modellen vermieden und das einfa- che Weiterbearbeiten der Modelle durch andere Nutzer sichergestellt. Der Eintrag "bg_Gummirad"::Anzahl_Speichen in der Spalte Ursprung ver- weist auf die Verknüpfung des Parameters. Es wird also aus der Datei bg_Gum- mirad der Parameter Anzahl_Speichen herangezogen. Dieser Eintrag kann auch direkt als Formel eingegeben werden, um die Ver- knüpfung zu erstellen, z. B. durch den Import einer Parameterdatei. Bei der teileübergreifenden Verknüpfung von Parametern muss nicht unbedingt ein Präfix, Suffix o. ä. verwendet werden. Dies wurde hier gewählt, um die ver- knüpften Parameter später schnell zu identifizieren. Es ist auch möglich, die gleiche Bezeichnung der Ausdrücke zu verwenden. In diesem Fall wird der Ein- trag für den Präfix leer gelassen. 3. Datei speichern 24 2 Top-Down-Modellierung IV. Parametrisches Modellieren der Felge Unter Verwendung der im vorigen Abschnitt erstellten Parameter wird nun die Felge modelliert. 1. Felge in Fenster öffnen Falls die Felge nicht mehr geöffnet ist, wird sie erneut in einem separaten Fens- ter geöffnet. RMT auf Felge ⇨ In Fenster öffnen 2. Arbeitslayer 21 3. Skizze ⇨ XZ-Ebene Die abgebildete Skizze wird selbst- ständig erstellt und parametrisiert. 4. Arbeitslayer 1 5. Drehen der Skizze Drehachse ⇨ X-Achse 6. Bohrung Durchmesser ⇨ bg_D_Nabe Tiefenbegrenzung ⇨ Durch Körper 2.2 Bauteilübergreifende Parameter 25 7. Arbeitslayer 21 8. Ausblenden von Layer 1 9. Skizze ⇨ XZ-Ebene ⇨ Erstellen der abgebildeten Linie 10. Arbeitslayer 1 11. Rippe ⇨ Skizze wählen ⇨ Parallel zu Schnittebene Abmessung ⇨ Symmetrisch Stärke ⇨ bg_T ⇨ Rippe mit Ziel kombinieren 12. Kantenverrundung Kurvenregel ⇨ Obere Rippen-Flä- chen-Kanten ⇨ Drei Flächen der Rippe auswählen Kurvenregel ⇨ Einzelne Kurve ⇨ Auswählen der vorderen Kanten der Rippe Radius ⇨ bg_T/4 26 2 Top-Down-Modellierung 13. Formelement musternLayout ⇨ Kreisförmig ⇨ Auswahl von: - Skizze (4) - Rippe (5) - Kantenverrundung (6) Vektor ⇨ X-Achse Abstand ⇨ Steigung und Spanne Steigung definieren als ⇨ Winkel Steigungswinkel ⇨ 360/bg_Anzahl_Speichen Spannwinkel ⇨ 360 Beim Mustern muss auch die erstellte Skizze gemustert werden, da sonst die Rippe nicht erstellt wird. Gleiches gilt für das Spiegeln. 14. Formelement spiegeln ⇨ Auswahl von: - Skizze (4) - Rippe (5) - Kantenverrundung (6) - Musterformelement (7) Ebene ⇨ YZ-Ebene 15. Ausblenden der Layer 21 und 61 16. Kantenverrundung ⇨ Verrunden der weiteren Kanten Radius ⇨ bg_T/4 17. Datei speichern 18. bg_Gummirad in Fenster öffnen ⇨ RMT auf Felge ⇨ Überordnung in Fenster öffnen ⇨ bg_Gummirad 2.2 Bauteilübergreifende Parameter 27 V. Verlinken der Komponentenparameter des Reifens 1. Reifen in Fenster öffnen RMT auf Reifen ⇨ In Fenster öffnen 2. Ausdrücke ⇨ Selbstständiges Erstellen mehrerer teileübergreifender Ausdrücke: - B_Reifen - D_Felge - D_Reifen - T Präfix-Zeichenfolge ⇨ bg_ Folgende Ausdrücke sollten anschließend erstellt sein: VI. Parametrisches Modellieren des Reifens 1. Arbeitslayer 21 2. Skizze ⇨ XZ-Ebene 3. Arbeitslayer 1 4. Drehen Drehachse ⇨ X-Achse 28 2 Top-Down-Modellierung 5. Kantenverrundung ⇨ Innere Kanten Radius ⇨ bg_T/4 6. Kantenverrundung ⇨ Äußere Kanten Radius ⇨ 3 7. Ausblenden der Layer 21 und 61 Strg+J 8. Farbe zuweisen ⇨ Dunkelgrau 9. Datei speichern 10. bg_Gummirad in Fenster öffnen ⇨ RMT auf Felge ⇨ Überordnung in Fenster öffnen ⇨ bg_Gummirad 2.3 Kontrollfragen 29 VII. Ändern der Führungsparameterwerte auf Baugruppenebene 1. Parameterwerte ändern Die Parameterwerte des Gummirades können nun auf Baugruppenebene ge- ändert werden. Dies kann direkt im Teile-Navigator oder im Ausdruckseditor erfolgen. 2. Modell aktualisieren Gegebenenfalls muss das Modell bei der ersten Änderung der Parameterwerte aktualisiert werden. Danach sollte das Modell jedoch bei jeder Änderung auto- matisch aktualisiert werden. Menü ⇨ Werkzeuge ⇨ Aktualisieren ⇨ Teileübergreifende Aktualisierung ⇨ Geometrie, Ausdrücke, und PMI aktualisieren Alternativ: ⇨ Alle aktualisieren Im gleichen Menü kann die teileübergreifende Aktualisierung auch als verzö- gert eingestellt werden. Somit erfolgt die Aktualisierung bei einer Änderung nicht automatisch. 3. Analyse der verlinkten Beziehungen Die Analyse der verlinkten Beziehungen durch die teileübergreifenden Ausdrü- cke kann selbstständig analog zu Abschnitt 2.1 mit den dort beschriebenen Ana- lysefunktionen durchgeführt werden. 2.3 Kontrollfragen 1. Was ist Top-Down-Modellierung? 2. Wie kann Top-Down-Modellierung in NX realisiert werden? 3. Was sind Führungsparameter? 4. Wie werden Parameter teileübergreifend verknüpft? 5. Mit welcher Formel können bauteilübergreifende Parameter direkt erzeugt werden? 6. Wie lassen sich bauteilübergreifende Beziehungen analysieren? 7. Wie werden Schweißnähte modelliert? 3 Teilefamilien Mit der Funktion der Teilefamilien können in NX topologisch und geometrisch ähnliche Komponenten und Produkte parametrisch abgebildet werden. Hierzu wird ein parametrisches Vorlagenteil (Template) erzeugt, welches alle ge- wünschten Varianten eines Produktes darstellen kann. Die Produktvarianten müssen dabei vorgedacht und unter Verwendung von Parametern und einem teilweise komplexen Regelwerk modelliert werden. Bei der Umsetzung dieses Regelwerkes können neben mathematischen Funktionen auch logische Bedin- gungen zum Einsatz kommen. Das Vorlagenteil beinhaltet anschließend das ge- samte Regelwissen der Teilefamilie. Dadurch ist eine automatische Erstellung der verschiedenen Produktvarianten möglich. Hierbei bieten Teilefamilien den Vorteil des minimalen Teileumfangs, da die Datei der jeweiligen Produktvariante erst erzeugt wird, wenn sie auch verwen- det wird. Bevor mit diesem Kapitel fortgefahren wird, sollten die Funktionen der erwei- terten Parametrik bekannt sein (s. Abschnitt 1.1). 3.1 Teilefamilie einer Lochplatte In diesem Abschnitt wird eine Teilefamilie für eine Lochplatte erstellt. Diese stellt ein sehr einfaches Beispiel dar, welches die grundsätzliche Vorgehens- weise zum Erzeugen einer Teilefamilie aufzeigen soll. Die Teilefamilie soll die folgenden Varianten der Lochplatte abbilden: Dabei soll die kleinste Lochplattenvariante keine Verrundungen besitzen. Zur Modellierung werden die folgenden Parameter verwendet: © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 NX 12 für Fortgeschrittene – kurz und bündig, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24773-7_3 S. Vajna (Hrsg.), http://crossmark.crossref.org/dialog/?doi=10.1007/978-3-658-24773-7_3&domain=pdf 3.1 Teilefamilie einer Lochplatte 31 Vorgehensweise: I. Modellieren des Vorlagenteils II. Erzeugen der Teilefamilie III. Anwenden der Teilefamilie I. Modellieren des Vorlagenteils 1. Erstellen einer neuen Datei Dateiname ⇨ 0_Template_Lochplatte Wird die Teilefamilie im einfachen Dateisystem ohne Verwendung eines PDM- Systems (z. B. Teamcenter) erstellt, sollte der Dateiname des Templates immer darauf schließen lassen, dass es sich bei der Datei um das Template einer Tei- lefamilie handelt. 2. Ausdrücke ⇨ Erzeugen der folgenden Ausdrücke: Name Formel Einheiten Dimensionalität Typ Anzahl_Bohrungen 8 Ohne Einheit Anzahl Breite 30 mm Länge Anzahl Laenge 50 mm Länge Anzahl Lochkreis_Bohrungen 20 mm Länge Anzahl 3. Quader Länge (XC) ⇨ Laenge Breite (YC) ⇨ Breite Höhe (ZC) ⇨ 4 4. Arbeitslayer 61 5. Bezugsebene Typ ⇨ Ermittelt ⇨ Beide Stirnflächen auswählen Der Ebenentyp kann bei der Auswahl der Stirnflächen auf Ermittelt belassen werden. Durch die Auswahl der beiden parallelen Flächen wird die Ebene au- tomatisch mittig zwischen diesen platziert und der Typ Bisektor festgelegt. 32 3 Teilefamilien 6. Bezugsebene Typ ⇨ Ermittelt ⇨ Beide Seitenflächen auswählen 7. Bezugsachse Typ ⇨ Ermittelt ⇨ Beide Ebenen auswählen Ggf. Richtung umkehren 8. Arbeitslayer 1 9. Bohrung ⇨ Bohrung auf oberer Fläche plat- zieren und mit Zwangsbedingung und Bemaßung versehen Durchmesser ⇨ 3 Tiefenbegrenzung ⇨ Durch Körper 10. Formelement mustern ⇨ Bohrung auswählen Layout ⇨ Kreisförmig Vektor ⇨ Bezugsachse (4) Abstand ⇨ Anzahl u. Abstand Anzahl ⇨ Anzahl_Bohrungen Spannwinkel ⇨ 360 3.1 Teilefamilie einer Lochplatte 33 11. Kantenverrundung Radius 1 ⇨ 5 12. Ausblenden des Layers 61 13. Datei speichern Das Vorlagenteil ist fertig modelliert und kann gespeichert werden. II. Erzeugen der Teilefamilie 1. Teilefamilien ⇨ Register Werkzeuge ⇨ Teilefamilien Auswählen der Parameter Verfügbare Spalten ⇨ Ausdrücke Die für die Teilefamilie relevanten Para- meter werden über Bei Ende hinzufügen oder Doppelklick ausgewählt: - Part_Name - Breite - Laenge - Anzahl_Bohrungen - Lochkreis_Bohrungen Auswählen von Formelementen Verfügbare Spalten ⇨ Formelemente Zusätzlich zu Ausdrücken können auch Formelemente ausgewählt werden. Hier wird die Kantenverrundung hinzuge- fügt: - Edge_Blend 34 3 Teilefamilien Importierbare Teilefamilien-Vorlage Soll zur Arbeit in einem PDM-System (z. B. Teamcenter) für die Komponenten der Teilefamilie zusätzlich eine Teilenummer verwendet werden, muss Impor- tierbare Teilefamilien-Vorlage gewählt werden. Somit wird die Spalte DB_PART_NO angelegt und es kann eine Teilenummer vergeben werden. ⇨ Diese Option wird in diesem Beispiel nicht verwendet. Familienspeicherverzeichnis Weiterhin muss festgelegt werden, in welchem Verzeichnis die Elemente der Teilefamilie nach dem Erzeugen gespeichert werden sollen. ⇨ Verzeichnis auswählen, in dem sich die bisher erstelltenBauteile befinden ⇨ Tabelle erstellen Microsoft Excel wird geöffnet und die aktuellen Werte der Parameter werden in der Tabelle angezeigt. Die Köpfe der einzelnen Spalten entsprechen den vor- her ausgewählten Ausdrücken. NX ist so lange gesperrt, bis Excel wieder ge- schlossen wird. Die Tabelle kann nun um die gewünschten Varianten erweitert werden. Wird in der Spalte Edge_Blend NO eingetragen, so wird in dieser Variante die Kan- tenverrundung deaktiviert. 3.1 Teilefamilie einer Lochplatte 35 NX 12 ist kompatibel mit allen gängigen MS Excel Versionen. Dazu gehören MS Office 2010 und höher. In diesem Beispiel wird MS Office 2013 verwendet. Excel wird um das Menü Teilefamilie in der Registerkarte ADD-INS erweitert. Mit der Funktion Teil überprüfen wird Excel minimiert und das Element der Teilefamilie wird angezeigt, in dessen Zeile in Excel sich der Cursor befindet. Über Tabelle fortsetzen wird Excel wieder aufgerufen und die Tabelle kann weiter editiert werden. Weiterhin können über das Menü Teilefamilie aus Excel heraus die Werte der mit dem Cursor gewählten Zeile auf das angezeigte Modell in NX angewendet oder direkt einzelne Teile aus der Tabelle erzeugt werden. Diese Teile werden dann in dem Familienspeicherverzeichnis gespeichert. 2. Familie speichern ⇨ ADD-INS ⇨ Teilefamilie ⇨ Familie speichern Excel wird beendet und es wird wieder zur NX-Umgebung zurückgekehrt. Die erstellte Tabelle wird nicht in einer separaten Datei gespeichert, sondern direkt in der Template-Datei. Excel dient nur zum Editieren der Tabelle. 3. Template-Datei speichern Die Template-Datei kann jederzeit geändert werden. Dazu zählen geometrische Änderungen oder Änderungen und Erweiterungen der Tabelle. Nach dem Öff- nen der Template-Datei muss hierzu lediglich der Teilefamilien-Dialog aufge- rufen und die Tabelle bearbeitet werden. III. Anwenden der Teilefamilie Die Elemente der Teilefamilie können nun analog zu den Standardteilen der Wiederverwendungsbibliothek in eine Baugruppe eingefügt werden. 1. Erstellen einer neuen Baugruppe 36 3 Teilefamilien 2. Hinzufügen Teil ⇨ 0_Template_Lochplatte.prt Beim Hinzufügen der Komponente wird au- tomatisch erkannt, dass es sich um das Template einer Teilefamilie handelt. Im nachfolgenden Dialog kann dann ein Fami- lienelement anhand der Familienattribute ausgewählt werden. Mit einem Doppelklick wird ein gültiger Wert eines Attributes gewählt. Danach kann mit dem nächsten Attribut fortgefahren wer- den. Im unteren Bereich kann ein zur Auswahl passendes Element ausgewählt werden. Über Vorlage auswählen kann auch direkt das Template-Teil eingefügt werden. 3. Speichern der Baugruppe Wird die Baugruppe gespeichert, werden auch die verwendeten Varianten der Teilefa- milie als Part-Dateien gespeichert. 3.2 Teilefamilie einer Passfeder In diesem Abschnitt wird eine Teilefamilie für eine Passfeder erstellt, welche anschließend als Standardteil verwendet werden kann. Die Grundlage für das zu erstellende Regelwissen bildet die DIN 6885 [1]. Für die Erstellung der Teilefamilie werden jedoch folgende Vereinfachungen getroffen: • Die Formen G, H und J werden nicht abgebildet. • Kantenbrechungen werden vernachlässigt. • Bei den Formen E und F wird nur eine Bohrung für eine Abdrückschraube erstellt. • Bohrungen für Spannhülsen werden nicht berücksichtigt. 3.2 Teilefamilie einer Passfeder 37 Vorgehensweise: I. Erzeugen der Excel-Tabelle für die abzubildenden Varianten II. Erstellen der Parameter in NX III. Modellieren der Passfeder IV. Erstellen der logischen Bedingungen V. Erzeugen der Teilefamilie VI. Einfügen verschiedener Passfedervarianten in eine Baugruppe Die Teilefamilie soll die Formen A bis F aus der DIN [1] darstellen. Form Beschreibung A • Rundstirnig B • Geradstirnig AB • Ein Ende rundstirnig, das an- dere geradstirnig C • Rundstirnig • Ab 8x7 mit Bohrung für eine Halteschraube D • Geradstirnig • Ab 8x7 mit Bohrung für eine Halteschraube E • Rundstirnig • Zwei Bohrungen für Halte- schrauben • Ab 12x8 mit Gewindebohrung für eine Abdrückschraube F • Geradstirnig • Zwei Bohrungen für Halte- schrauben • Ab 12x8 mit Gewindebohrung für eine Abdrückschraube 38 3 Teilefamilien In Abhängigkeit von der gewählten Form besitzt die Passfeder verschiedene Formelemente (Bohrungen und Verrundungen), welche im Folgenden je nach Form unterdrückt oder aktiviert werden. Die Unterdrückung und Aktivierung der Formelemente erfolgt in diesem Beispiel nicht wie bei der Lochplatte direkt innerhalb der Teilefamilientabelle (s. Abschnitt 3.1), sondern durch Parameter- werte und logische Bedingungen (s. Abschnitt 1.1). Das Video zu diesem Abschnitt wird durch Scannen oder durch direktes Anklicken des abgebildeten QR-Codes aufgerufen. I. Erzeugen der Excel-Tabelle für die abzubildenden Varianten Neben dem CAD-Modell bildet eine im Vorfeld erstellte Excel-Tabelle die Ba- sis für die zu erstellende Teilefamilie der Passfeder. Diese Tabelle beinhaltet die Werte der Parameter für die abzubildenden Varianten. Die Tabelle für eine Teilefamilie muss nicht zwangsläufig im Vorfeld erstellt werden. Die Eingabe der Daten ist auch beim Erzeugen der Teilefamilie mög- lich. Insbesondere bei langen und komplexen Tabellen wird jedoch empfohlen, die Tabellen im Vorfeld zu erstellen. Somit können die Formelfunktionen von Excel genutzt sowie fehlerhafte Eingaben vermieden werden. Die folgende Tabelle stellt eine vereinfachte Form der in [1] angegebenen Ab- messungen für Passfedern dar. Die manuelle Eingabe der gesamten Tabelle wäre im Rahmen dieses Beispiels zu aufwendig. Aus diesem Grund ist die Ta- belle vereinfacht. Die vollständige Tabelle kann im Download-Bereich des Bu- ches heruntergeladen werden (s. Kapitel 1). Liegt dieses Buch als eBook vor, kann die folgende vereinfachte Tabelle auch direkt in eine Excel-Datei kopiert werden. Wird die Tabelle nicht heruntergeladen oder kopiert, muss sie manuell in Excel erstellt werden. Hinweise zum Erstellen der Tabelle: • Die Blöcke A, B und AB, die Blöcke C und D sowie die Blöcke E und F enthalten jeweils die gleichen Abmessungen und können kopiert werden. • In den Spalten Form und d5 müssen die Anführungszeichen beachtet wer- den, da Zeichenfolgen (engl. Strings) in NX immer in Anführungszeichen stehen müssen. • Kommas müssen in Zeichenfolgen durch Punkte ersetzt werden. Zahlen- werte können in der Tabelle mit Kommas eingegeben werden. • Zum Ausfüllen der Spalte Part_Name kann in Excel die folgende Formel genutzt werden: ="Passfeder_A_"&TEXT(C2;0)&"x"&TEXT(D2;0)&"x"&TEXT(E2;0) http://static.springer.com/sgw/documents/1644916/video/mp4/3_2_Teilefamilie_Passfeder.mp4 http://static.springer.com/sgw/documents/1644916/video/mp4/3_2_Teilefamilie_Passfeder.mp4 3.2 Teilefamilie einer Passfeder 39 Part_Name Form b h l d1min d1max d3 d4 t3 d5 Passfeder_A_6x6x32 "A" 6 6 32 17 22 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_A_6x6x36 "A" 6 6 36 17 22 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_A_8x7x32 "A" 8 7 32 22 30 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_A_8x7x36 "A" 8 7 36 22 30 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_A_10x8x40 "A" 10 8 40 30 38 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_A_10x8x45 "A" 10 8 45 30 38 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_A_12x8x45 "A" 12 8 45 38 44 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_A_12x8x50 "A" 12 8 50 38 44 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_B_6x6x32 "B" 6 6 32 17 22 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_B_6x6x36 "B" 6 6 36 17 22 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_B_8x7x32 "B" 8 7 32 22 30 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_B_8x7x36 "B" 8 7 36 22 30 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_B_10x8x40 "B" 10 8 40 30 38 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_B_10x8x45 "B" 10 8 45 30 38 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_B_12x8x45 "B" 12 8 45 38 44 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_B_12x8x50 "B" 12 8 50 38 44 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_AB_6x6x32 "AB" 6 6 32 17 22 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_AB_6x6x36 "AB" 6 6 36 17 22 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_AB_8x7x32"AB" 8 7 32 22 30 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_AB_8x7x36 "AB" 8 7 36 22 30 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_AB_10x8x40 "AB" 10 8 40 30 38 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_AB_10x8x45 "AB" 10 8 45 30 38 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_AB_12x8x45 "AB" 12 8 45 38 44 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_AB_12x8x50 "AB" 12 8 50 38 44 0 0 0 "M0 x 0" Passfeder_C_8x7x32 "C" 8 7 32 22 30 3,4 6 2,4 "M0 x 0" Passfeder_C_8x7x36 "C" 8 7 36 22 30 3,4 6 2,4 "M0 x 0" Passfeder_C_10x8x40 "C" 10 8 40 30 38 3,4 6 2,4 "M0 x 0" Passfeder_C_10x8x45 "C" 10 8 45 30 38 3,4 6 2,4 "M0 x 0" Passfeder_C_12x8x45 "C" 12 8 45 38 44 4,5 8 3,2 "M0 x 0" Passfeder_C_12x8x50 "C" 12 8 50 38 44 4,5 8 3,2 "M0 x 0" Passfeder_D_8x7x32 "D" 8 7 32 22 30 3,4 6 2,4 "M0 x 0" Passfeder_D_8x7x36 "D" 8 7 36 22 30 3,4 6 2,4 "M0 x 0" Passfeder_D_10x8x40 "D" 10 8 40 30 38 3,4 6 2,4 "M0 x 0" Passfeder_D_10x8x45 "D" 10 8 45 30 38 3,4 6 2,4 "M0 x 0" Passfeder_D_12x8x45 "D" 12 8 45 38 44 4,5 8 3,2 "M0 x 0" Passfeder_D_12x8x50 "D" 12 8 50 38 44 4,5 8 3,2 "M0 x 0" Passfeder_E_8x7x40 "E" 8 7 40 22 30 3,4 6 2,4 "M3 x 0.5" Passfeder_E_8x7x45 "E" 8 7 45 22 30 3,4 6 2,4 "M3 x 0.5" Passfeder_E_10x8x50 "E" 10 8 50 30 38 3,4 6 2,4 "M3 x 0.5" Passfeder_E_10x8x56 "E" 10 8 56 30 38 3,4 6 2,4 "M3 x 0.5" Passfeder_E_12x8x56 "E" 12 8 56 38 44 4,5 8 3,2 "M4 x 0.7" Passfeder_E_12x8x63 "E" 12 8 63 38 44 4,5 8 3,2 "M4 x 0.7" 40 3 Teilefamilien Fortsetzung der Tabelle: Bezeichnung Form b h l d1min d1max d3 d4 t3 d5 Passfeder_F_8x7x40 "F" 8 7 40 22 30 3,4 6 2,4 "M3 x 0.5" Passfeder_F_8x7x45 "F" 8 7 45 22 30 3,4 6 2,4 "M3 x 0.5" Passfeder_F_10x8x50 "F" 10 8 50 30 38 3,4 6 2,4 "M3 x 0.5" Passfeder_F_10x8x56 "F" 10 8 56 30 38 3,4 6 2,4 "M3 x 0.5" Passfeder_F_12x8x56 "F" 12 8 56 38 44 4,5 8 3,2 "M4 x 0.7" Passfeder_F_12x8x63 "F" 12 8 63 38 44 4,5 8 3,2 "M4 x 0.7" Die Formen A, B und AB besitzen keine Stufenbohrungen und keine Gewinde- bohrung. Die Zellen müssen jedoch trotzdem ausgefüllt werden, da NX an die- sen Stellen Werte erwartet. Um zu kennzeichnen, dass diese Elemente nicht vorhanden sind, werden hier Nullen eingetragen. Da die Formelemente in dem CAD-Modell unterdrückt werden, führen die Nullen in NX nicht zu einem Feh- ler. Gleiches gilt für die Gewindebohrungen der Formen C und D. Erklärung der Ausdrücke: Ausdruck Beschreibung Form Form der Passfeder b Breite h Höhe l Länge d1min Minimaler Wellendurchmesser d1max Maximaler Wellendurchmesser d3 Durchmesser der Senkbohrung d4 Senkdurchmesser der Senkbohrung t3 Senktiefe der Senkbohrung d5 Gewindebohrung für die Abdrückschraube II. Erstellen der Parameter in NX 1. Erstellen einer neuen Datei Dateiname ⇨ 0_Template_Passfeder 3.2 Teilefamilie einer Passfeder 41 2. Ausdrücke ⇨ Erzeugen der folgenden Ausdrücke: Name Formel Einheiten Dimensionalität Typ b 12 mm Länge Anzahl d1max 8 mm Länge Anzahl d1min 6 mm Länge Anzahl d3 3.4 mm Länge Anzahl d4 6 mm Länge Anzahl h 8 mm Länge Anzahl l 56 mm Länge Anzahl t3 2.4 mm Länge Anzahl ⇨ Neuer Ausdruck Name ⇨ Form Formel ⇨ "A" Typ ⇨ Zeichenfolge Der Ausdruck d5 für die Gewindebohrung wird später automatisch durch das Erzeugen der Gewindebohrung erstellt und anschließend manuell umbenannt und angepasst. Eine Gewindebohrung kann generell erst nach dem Erzeugen parametrisiert werden. III. Modellieren der Passfeder 1. Quader Länge (XC) ⇨ l Breite (YC) ⇨ b Höhe (ZC) ⇨ h 42 3 Teilefamilien Die Kantenverrundungen für die rundstirnigen Passfederformen werden erst zum Schluss erzeugt, um die Verrundungskanten nicht versehentlich als Refe- renzen bei der Positionierung der Bohrungen zu selektieren. Das Unterdrücken der Verrundungen führt sonst zu einem Fehler, da die Referenzkante der Posi- tionierung nicht mehr vorhanden ist. 2. Bohrung Erzeugen ⇨ Flachsenkung Senkdurchmesser ⇨ d4 Senktiefe ⇨ t3 Durchmesser ⇨ d3 Tiefenbegrenzung ⇨ Durch Körper Bemaßung zur X-Achse ⇨ b/2 Bemaßung zur Y-Achse ⇨ l/2 3. Unterdrücken der Bohrung Damit die erzeugte Bohrung bei der weiteren Modellierung nicht stört, wird diese unterdrückt. ⇨ Entfernen des grünen Hakens des Formelementes im Teile-Navigator Alternativ: ⇨ RMT auf Flachgesenkte Bohrung (2) ⇨ Unterdrücken 4. Bohrung Erzeugen ⇨ Flachsenkung Senkdurchmesser ⇨ d4 Senktiefe ⇨ t3 Durchmesser ⇨ d3 Tiefenbegrenzung ⇨ Durch Körper Bemaßung zur X-Achse ⇨ b/2 Bemaßung zur Y-Achse ⇨ b 3.2 Teilefamilie einer Passfeder 43 5. Formelement mustern ⇨ Flachgesenkte Bohrung (3) Layout ⇨ Linear Richtung 1 ⇨ X-Achse Abstand ⇨ Anzahl und Steigung Anzahl ⇨ 2 Steigungsabstand ⇨ l-(2*b) 6. Formelementgruppe Um die Bohrung und die gemusterte Bohrung schneller zu unterdrücken, werden sie gruppiert. ⇨ Auswahl der Flachgesenkten Boh- rung (3) und des Musterformele- ments (4) (Strg-Taste halten) ⇨ RMT ⇨ Formelementgruppe Formelement-Gruppenname ⇨ Form E F 7. Unterdrücken der Formelementgruppe ⇨ RMT auf erzeugte Formelementgruppe ⇨ Unterdrücken 8. Bohrung Typ ⇨ Gewindebohrung Größe ⇨ M2.5 x 0.45 Radiales Anfahren ⇨ 0.75 Tiefentyp ⇨ Vollständig Bemaßung zur X-Achse ⇨ b/2 Bemaßung zur Y-Achse ⇨ 2*b 44 3 Teilefamilien 9. Ausdrücke Der Ausdruck für die Gewindebohrung wird umbenannt: ⇨ Auswählen der Gewindebohrung im Teile-Navigator bei geöffnetem Aus- druckseditor Im Ausdruckseditor werden nun die Parameter für die Gewindebohrung ange- zeigt. ⇨ Auswählen des Ausdrucks, wel- cher die Formel "M2.5 x 0.45" enthält ⇨ Umbenennen des Ausdrucks in d5 Der umbenannte Ausdruck wird nicht im Teile-Navigator angezeigt, kann je- doch im Ausdruckseditor z. B. mit dem Filter Benannte Ausdrücke wiederge- funden werden. 10. Kantenverrundung Radius 1 ⇨ b/2 3.2 Teilefamilie einer Passfeder 45 11. Kantenverrundung Radius 1 ⇨ b/2 Da auch die Form AB durch die Teilefamilie abgebildet werden soll, müssen die Kantenverrundungen auf beiden Seiten einzeln erstellt werden. 12. Unterdrückung aufheben Nach dem Aufheben der Unterdrü- ckung aller Elemente sollte die Pass- feder wie rechts abgebildet aussehen. IV. Erstellen der logischen Bedingungen Nachdem das Grundmodell der Passfeder erstellt ist, werden die logischen Be- dingungen erstellt. Dazu werden einige Formelemente des Modells in Abhän- gigkeit von den erzeugten Parametern unterdrückt. 1. Kantenverrundung (7) nach Ausdruck unterdrücken Menü ⇨ Bearbeiten ⇨ Formelement ⇨ Nach Ausdruck unterdrücken ⇨ Formelement auswählen ⇨ Kantenverrundung (7) Alternativ kann das zu unterdrückende Formelement auch zuerst ausgewählt und danach die Funktion aufgerufen werden. Eine Mehrfachauswahl ist durch Halten der Strg-Taste möglich. Über die Ausdrucksoption können auch vorhandene Abhängigkeiten gelöscht werden. 46 3 Teilefamilien Nachdem die Kantenverrundung nach Ausdruck unterdrückt wurde, wird die Checkbox vor der Kantenverrundung im Teile-Navigator gestrichelt darge- stellt. 2. Ausdrücke Durch die Unterdrückung wurde ein Ausdruck mit dem Ursprung (Kantenver- rundung(7) Suppression Status) erzeugt. Werden alle Ausdrücke angezeigt, kann dieser Ausdruck am Ende der Liste ausgewählt und editiert werden. Damit dieser Ausdruck in der Liste zukünftig schnell identifiziert werden kann, wird er umbenannt. Name ⇨ u_Kantenverrundung_1 Nimmt der Ausdruck einen Wert von 1 an, bleibt die Kantenverrundung akti- viert, bei einem anderen Wert ungleich 1 (z. B. 0) wird die Kantenverrundung unterdrückt. Dieser Ausdruck wird nun mit einer IF-Funktion in Abhängigkeit von der Form versehen: ⇨ RMT auf Zelle Formel ⇨ Bearbeiten 3.2 Teilefamilie einer Passfeder 47 Logische Bedingungsklausel Somit wird der Bedingungs-Assistent gestartet. If ⇨ Form="A" | Form="C" | Form="E" Then ⇨ 1 Else ⇨ 0 Eine Beschreibung der in NX verwendeten Syntax zur Definition logischer Be- dingungen ist inAbschnitt 1.1 gegeben. Wird in dem Dropdown-Menü Else If anstatt Else gewählt, können weitere Be- dingungen definiert werden. Somit sind keine verschachtelten If-Funktionen notwendig. Durch die Verwendung des Bedin- gungs-Assistenten wird folgende Formel erstellt: If (Form="A" | Form="C" | Form="E") Then (1) Else (0) Durch Bestätigen des Dialogs wird die Formel in den Ausdruckseditor überführt. Wenn der Parameter Form also die Werte A, C oder E annimmt, dann soll der Parameter u_Kantenverrundung_1 den Wert 1 haben, andernfalls den Wert 0. Alternativ kann die Formel auch direkt im Ausdruckseditor eingegeben werden. Formel ⇨ if (Form="A" | Form="C" | Form="E") (1) else (0) Die Ausdrücke Then und Else werden dabei nicht zwingend benötigt, erleich- tern jedoch die Lesbarkeit. Groß- und Kleinschreibung wird in der Syntax nicht unterschieden. Die weiteren Formeln können in den folgenden Schritten auch direkt im Aus- druckseditor eingetragen oder selbstständig im Bedingungs-Assistent erstellt werden. 48 3 Teilefamilien 3. Kantenverrundung (8) nach Ausdruck unterdrücken ⇨ Wiederholen der Schritte 1 und 2 für die Kantenverrundung (8) Ausdrucksname ⇨ u_Kantenverrundung_2 Formel ⇨ if (Form="A" | Form="AB" | Form="C" | Form="E") (1) else (0) Wenn der Parameter Form die Werte A, AB, C oder E annimmt, dann hat der Parameter u_Kantenverrundung_2 den Wert 1, andern- falls den Wert 0. 4. Flachgesenkte Bohrung (2) nach Ausdruck unterdrücken Ausdrucksname ⇨ u_Flachsenkung_C_D Formel ⇨ if (Form="C" | Form="D") (1) else (0) Wenn der Parameter Form die Werte C oder D annimmt, dann hat der Parame- ter u_Flachsenkung_C_D den Wert 1, andernfalls den Wert 0. 5. Formelementgruppe (5) "Form E F" nach Ausdruck unterdrücken Ausdrucksname ⇨ u_Flachsenkung_E_F Formel ⇨ if (Form="E" | Form="F") (1) else (0) 6. Gewindebohrung (6) nach Ausdruck unterdrücken Ausdrucksname ⇨ u_Abdrueckschraube_E_F Formel ⇨ if (Form="E" | Form="F" & b>=12) (1) else (0) Wenn der Parameter Form die Werte E oder F annimmt und die Breite b größer gleich 12 ist, dann hat der Parameter u_Abdrueckschraube_E_F den Wert 1, andernfalls den Wert 0. Die Abhängigkeit der Gewindebohrung vom Parameter b wird benötigt, da die Gewindebohrung erst bei Passfedern ab 12x8 vorhanden ist. Die erstellten logischen Zusammenhänge werden im Ausdruckeditor zusam- menfassend dargestellt. 3.2 Teilefamilie einer Passfeder 49 V. Erzeugen der Teilefamilie 1. Teilefamilie ⇨ Register Werkzeuge ⇨ Teilefamilien Auswählen der Parameter Verfügbare Spalten ⇨ Ausdrücke ⇨ Ausdrücke bei Ende hinzufügen - Part_Name - Form - b - h - l - d1min - d1max - d3 - d4 - t3 - d5 Damit die unter Schritt I erstellte Tabelle verwendet werden kann, sollte die Spalten- reihenfolge mit der Tabelle übereinstim- men. ⇨ Importierbare Teilefamilien-Vorlage deaktivieren Familienspeicherverzeichnis ⇨ Verzeichnis auswählen, in dem die Elemente der Teilefamilie nach dem Er- zeugen gespeichert werden sollen ⇨ Tabelle erstellen Microsoft Excel wird geöffnet. 50 3 Teilefamilien Die Werte der unter Schritt I erstellten Tabelle werden nun in die Tabelle der Teilefamilie kopiert. 2. Familie speichern ⇨ ADD-INS ⇨ Teilefamilie ⇨ Familie speichern Excel wird beendet und es wird wieder zu NX zurückgekehrt. 3. Datei speichern 3.3 Ablegen in der Wiederverwendungsbibliothek 51 VI. Einfügen verschiedener Passfedervarianten in eine Baugruppe 1. Erstellen einer neuen Baugruppe Der Dateiname kann frei gewählt werden. 2. Hinzufügen Teil auswählen ⇨ 0_Template_Passfeder.prt Im nachfolgenden Dialog wird ein Familienele- ment anhand seiner Familienattribute ausge- wählt. Hier können selbstständig verschiedene Passfe- dervarianten zur Baugruppe hinzugefügt wer- den. 3.3 Ablegen in der Wiederverwendungsbibliothek Die erstellten Teilefamilien können auch als Standardteile in der Wiederver- wendungsbibliothek verwendet werden. Dazu werden die Template-Dateien zunächst an einen geeigneten Ort kopiert und dieser dann anschließend in den Anwenderstandards eingetragen. 1. Kopieren der Template-Dateien Die Template-Dateien der Lochplatte und der Passfeder werden in einen ge- meinsamen Ordner kopiert. z. B. C:\NX-Standard-Parts\Eigene Zudem können die Dateien auch um- benannt werden. 52 3 Teilefamilien 2. Anwenderstandards Datei ⇨ Dienstprogramme ⇨ Anwenderstandards ⇨ Gateway ⇨ Wiederverwendungsbibliothek ⇨ Register Allgemein ⇨ Bibliotheken nach nativem Ordner anordnen ⇨ Eintragen von Eigene Standardteile|C:\NX-Standard-Parts\Eigene Der Ausdruck vor dem Verkettungszeichen (|) stellt den Namen in der Wieder- verwendungsbibliothek dar, der zweite Ausdruck verweist auf den Speicherort der Template-Dateien. Standardteile werden nach dem Einfügen immer am gleichen Ort gespeichert. Im Register Wiederverwendbare Komponente kann dieser Speicherort unter Teilefamilienspeicherverzeichnis geändert werden. 3. NX neu starten Nach der Änderung der Anwenderstandards muss NX neu gestartet werden. 3.4 Baugruppenfamilie eines Batteriepacks 53 4. Erstellen einer neuen Baugruppe 5. Wiederverwendungsbibliothek ⇨ Eigene Standardteile ⇨ Elementauswahl Über die Elementauswahl können nun die eigenen Standardteile ausge- wählt werden. Die Auswahl des Familienelements anhand seiner Familienattribute er- folgt dann wie bisher bekannt. 3.4 Baugruppenfamilie eines Batteriepacks Bisher wurden ausschließlich Teilefamilien von Einzelteilen betrachtet. Es ist jedoch auch möglich, diese auf Baugruppen anzuwenden und sog. Baugruppen- familien zu erstellen. Da in der Dateistruktur von NX nicht zwischen Baugruppen und Einzelteilen unterschieden wird und beide als prt-Dateien gespeichert werden, wird auch bei der Erstellung von Teilefamilien nicht zwischen Baugruppen und Einzelteilen unterschieden. So werden auch Baugruppenfamilien über die bereits bekannte Funktion der Teilefamilien erzeugt. In diesem Abschnitt wird eine Baugruppenfamilie für ein Batteriepack erstellt. Dabei werden zwei Arten von Batterierundzellen verwendet: AA und AAA. Weiterhin werden zwei verschiedene Musterlayouts der Zellen realisiert: ein lineares und ein gestaffeltes Layout. 54 3 Teilefamilien Vorgehensweise: I. Erstellen der CAD-Modelle der Batteriezellen II. Erstellen der Baugruppe des Batteriepacks III. Erzeugen der Excel-Tabelle für die abzubildenden Varianten IV. Erzeugen der Teilefamilie V. Anwenden der Teilefamilie VI. Anpassen der Teilefamilie Das Erzeugen der Baugruppe sowie die Erstellung und die Anwendung der Teilefamilie sind ergänzend zum Text auch als Video verfügbar. I. Erstellen der CAD-Modelle der Batteriezellen Zunächst wird ein parametrisches CAD-Modell einer Rundzelle erzeugt, aus der die Modelle der AA- und AAA-Zellen abgeleitet werden. Die Rundzellen werden vereinfacht gemäß der folgenden Zeichnung modelliert: Die Modellierung der Rundzelle kann selbstständig anhand der Zeichnung durchgeführt werden. Alternativ kann auch die folgende Anleitung genutzt werden. 1. Neue Datei Dateiname ⇨ Batteriezelle 2. Ausdrücke ⇨ Erzeugen der folgenden Ausdrücke: Name Formel Einheiten Dimensionalität Typ D 14 mm Länge Anzahl H 50 mm Länge Anzahl http://static.springer.com/sgw/documents/1644917/video/mp4/3_4_Baugruppenfamilie_Batteriepack.mp4 http://static.springer.com/sgw/documents/1644917/video/mp4/3_4_Baugruppenfamilie_Batteriepack.mp4 3.4 Baugruppenfamilie eines Batteriepacks 55 3. Arbeitslayer 21 4. Skizze ⇨ XZ-Ebene Damit die Durchmesser direkt in der Skizze bemaßt werden können, wird die Kontur gespiegelt und in eine Re- ferenz konvertiert. 5. Arbeitslayer 1 6. Drehen der Skizze Drehachse ⇨ Z-Achse 7. Kantenverrundung⇨ Erzeugen der Kantenverrundungen gemäß der Zeichnung Radius 1 ⇨ 1 8. Kantenverrundung Radius 1 ⇨ 0.5 9. Kantenverrundung Radius 1 ⇨ 0.2 10. Ausblenden der Layer 21 und 61 11. Datei speichern 12. Speichern unter Dateiname ⇨ Batteriezelle_AA 56 3 Teilefamilien 13. Ändern der Ausdrücke Die Parameterwerte werden geändert und die Datei nochmals unter einem an- deren Namen gespeichert. D ⇨ 10 H ⇨ 44 14. Speichern unter Dateiname ⇨ Batteriezelle_AAA Somit existieren nun drei Dateien: Batteriezelle, Batteriezelle_AA und Batteriezelle_AAA II. Erstellen der Baugruppe des Batteriepacks 1. Neue Datei ⇨ Modell Dateiname ⇨ 0_Template_Batteriepack Obwohl eine Baugruppe erstellt werden soll, wird als neue Datei ein Modell gewählt, da somit beim Erstellen der Datei auch standardmäßig ein Bezugsko- ordinatensystem erzeugt wird. 2. Ausdrücke ⇨ Erzeugen der folgenden Ausdrücke: Name Formel Einheiten Dimensionalität Typ a 0 mm Länge Anzahl Layout "linear" Zeichenfolge n_x 3 Ohne Einheit Anzahl n_y 4 Ohne Einheit Anzahl Zelle "AA" Zeichenfolge ⇨ Neuer Ausdruck Name ⇨ D Formel ⇨ if (Zelle = "AA") (14) else (10) Einheiten ⇨ mm Dimensionalität ⇨ Länge Typ ⇨ Anzahl Der Wert des Ausdrucks D wird in Abhängigkeit von der gewählten Zelle de- finiert und entspricht somit dem Durchmesser der Zelle. 3.4 Baugruppenfamilie eines Batteriepacks 57 Über die erstellten Ausdrücke werden die Varianten des Batteriepacks gesteu- ert. Die Ausdrücke n_x und n_y definieren dabei die Anzahl der Zellen in der jeweiligen Koordinatenrichtung. Weiterhin werden die Art des Layouts und die Zellen variiert. Der Zelldurchmesser D wird für den Abstand der Musterele- mente benötigt. Zusätzlich wird der Ausdruck a für den Abstand zwischen den Zellen verwendet. 3. Arbeitslayer 61 4. Punkt Zur Positionierung der Zellen wird ein Punkt erzeugt. Referenz ⇨ Absolut - Aktives Teil X ⇨ D/2 Y ⇨ D/2 Z ⇨ 0 ⇨ Assoziativ aktivieren 5. Formelement mustern ⇨ Punkt wählen Layout ⇨ Linear Richtung 1 ⇨ X-Achse Abstand ⇨ Anzahl und Steigung Anzahl ⇨ n_x Steigungsabstand ⇨ D+a Richtung 2 ⇨ Y-Achse Abstand ⇨ Anzahl und Steigung Anzahl ⇨ n_y Steigungsabstand ⇨ D+a 6. Unterdrücken des Musterformelements Damit das erzeugte Musterformelement bei der weiteren Modellierung nicht stört, wird es unterdrückt. ⇨ Entfernen des grünen Hakens des Musterformelements im Teile-Navigator 58 3 Teilefamilien 7. Formelement mustern ⇨ Punkt wählen Layout ⇨ Linear Richtung 1 ⇨ X-Achse Abstand ⇨ Anzahl und Steigung Anzahl ⇨ n_x Steigungsabstand ⇨ (D+a)*sin(60) Richtung 2 ⇨ Y-Achse Abstand ⇨ Anzahl und Steigung Anzahl ⇨ n_y Steigungsabstand ⇨ D+a Mustereinstellungen Staffelung ⇨ Richtung 2 ⇨ Letzten Instanzeneintrag anzeigen deaktivieren Durch die Staffelung werden die gemusterten Elemente um den halben Stei- gungsabstand in Richtung 2 versetzt. Damit zwischen den Elementen kein Frei- raum entsteht, muss der Steigungsabstand in Richtung 1 um den Faktor sin(60) angepasst werden. Die Option Letzten Instanzeneintrag anzeigen aktiviert bzw. deaktiviert das letzte überstehende Element der Staffelung. In diesem Beispiel wird die Option deaktiviert. 8. Unterdrückung aufheben Nach dem Aufheben der Unterdrü- ckung aller Elemente werden beide Musterformelemente überlagert dar- gestellt. Da die Staffelung des Musters nicht über einen Parameter gesteuert werden kann, wurden zwei separate Musterformelemente erzeugt, welche folgend durch Ausdrücke unterdrückt und aktiviert werden. 3.4 Baugruppenfamilie eines Batteriepacks 59 9. Musterformelement (2) nach Ausdruck unterdrücken Menü ⇨ Bearbeiten ⇨ Formelement ⇨ Nach Ausdruck unterdrücken ⇨ Formelement auswählen ⇨ Musterformelement [Linear](2) 10. Ausdrücke Durch die Unterdrückung wurde ein Ausdruck mit dem Ursprungsverweis (Musterformelement [Linear](2) Suppression Status) erzeugt. Werden alle Ausdrücke angezeigt, kann dieser Ausdruck im unteren Bereich der Liste ausgewählt und editiert werden. ⇨ Umbenennen des Ausdrucks Name ⇨ u_Layout_linear Zur parametergesteuerten Unterdrückung des Musterformelements wird fol- gende Formel verwendet: Formel ⇨ if (Layout="linear") (1) else (0) Wenn der Parameter Layout also den Wert "linear" annimmt, soll der Parameter u_Layout_linear den Wert 1 haben und das Musterformelement ist aktiviert. Andernfalls hat der Parameter einen Wert von 0 und das Muster ist unterdrückt. 60 3 Teilefamilien 11. Musterformelement (3) nach Ausdruck unterdrücken ⇨ Wiederholen der letzten beiden Schritte für das Musterformelement (3) Name ⇨ u_Layout_gestaffelt Formel ⇨ if (Layout="gestaffelt") (1) else (0) Somit wird auch das zweite Musterformelement in Abhängigkeit des Parame- ters Layout gesteuert. 12. Arbeitslayer 1 Die Musterformelemente des Batte- riepacks sind nun fertiggestellt. In den folgenden Schritten werden diese als Referenz für zwei Komponenten- muster genutzt. Dabei wird zunächst mit einem linea- ren Layout begonnen: Layout ⇨ "linear" 13. Aktivieren des Registers Baugruppen Datei ⇨ Baugruppen 14. Hinzufügen Teil ⇨ Batteriezelle.prt Positionierung ⇨ Absoluter Ursprung 15. Baugruppenzwangsbedingungen Typ ⇨ Berührung/Ausrichtung ⇨ Punkt und Achse der Batteriezelle wählen Die vertikale Position der Batterie- zelle wird nicht weiter definiert. Es kann jedoch auch selbstständig eine weitere Zwangsbedingung hinzuge- fügt werden. 3.4 Baugruppenfamilie eines Batteriepacks 61 16. Komponente mustern ⇨ Batteriezelle wählen Layout ⇨ Referenz Muster ⇨ Musterformelement (2) Basisinstanz ⇨ Ausgangspunkt Obwohl mit dem Komponentenmuster auch direkt Musterelemente ohne Refe- renz erzeugt werden können, muss das Komponentenmuster hier über den „Umweg“ des Musterformelements als Referenz erstellt werden, da das Mus- terformelement einen deutlich größeren Funktionsumfang bietet als das Kom- ponentenmuster (z. B. Staffelung) und nur so die Unterdrückung nach Ausdruck realisiert werden kann. 17. Ausdrücke ⇨ Der Parameterwert des Layouts wird geändert. Layout ⇨ "gestaffelt" Die durch die Parameteränderung be- dingte Unterdrückung des Musters führt zu einem Fehler des Komponen- tenmusters, da dessen Referenz fehlt. Somit wird das Komponentenmuster gewissermaßen automatisch unter- drückt. 18. Komponente mustern ⇨ Batteriezelle wählen Layout ⇨ Referenz Muster ⇨ Musterformelement (3) Basisinstanz ⇨ Ausgangspunkt 62 3 Teilefamilien In der Baugruppe existieren nun zwei Komponentenmuster, die sich jeweils auf die verschiedenen Musterform- elemente der unterschiedlichen Lay- outs beziehen. 19. Ausdrücke ⇨ Der Parameterwert des Layouts wird noch einmal geändert. Layout ⇨ "linear" 20. Ausblenden des Layers 61 21. Datei speichern III. Erzeugen der Excel-Tabelle für die abzubildenden Varianten Vor der Erstellung der Teilefamilie wird die Excel-Tabelle für die Varianten erzeugt. Diese kann wie schon beim Beispiel der Passfeder (s. Abschnitt 3.2) im Download-Bereich des Buches heruntergeladen werden. Besteht kein Zugang zum Download-Bereich kann die folgende vereinfachte Tabelle auch manuell übertragen oder in eine Excel-Datei kopiert werden, so- fern das Buch als eBook vorliegt. Die Tabelle kann zudem auch selbstständig um eigene Varianten erweitert werden. 3.4 Baugruppenfamilie eines Batteriepacks 63 Part_Name n_x n_y Layout a Zelle BATTERIEZELLE BP_AA_lin_3x3x0 3 3 "linear" 0 "AA" Batteriezelle_AA BP_AA_lin_4x4x0 4 4 "linear" 0 "AA" Batteriezelle_AA BP_AA_lin_4x5x0 4 5 "linear" 0 "AA" Batteriezelle_AA BP_AA_lin_5x5x0 5 5 "linear" 0 "AA" Batteriezelle_AA BP_AA_lin_3x3x1 3 3 "linear" 1 "AA" Batteriezelle_AA BP_AA_lin_4x4x1 4 4 "linear" 1 "AA" Batteriezelle_AA BP_AA_lin_4x5x1 4 5 "linear" 1 "AA" Batteriezelle_AABP_AA_lin_5x5x1 5 5 "linear" 1 "AA" Batteriezelle_AA BP_AA_gest_3x3x0 3 3 "gestaffelt" 0 "AA" Batteriezelle_AA BP_AA_gest_4x4x0 4 4 "gestaffelt" 0 "AA" Batteriezelle_AA BP_AA_gest_4x5x0 4 5 "gestaffelt" 0 "AA" Batteriezelle_AA BP_AA_gest_5x5x0 5 5 "gestaffelt" 0 "AA" Batteriezelle_AA BP_AA_gest_3x3x1 3 3 "gestaffelt" 1 "AA" Batteriezelle_AA BP_AA_gest_4x4x1 4 4 "gestaffelt" 1 "AA" Batteriezelle_AA BP_AA_gest_4x5x1 4 5 "gestaffelt" 1 "AA" Batteriezelle_AA BP_AA_gest_5x5x1 5 5 "gestaffelt" 1 "AA" Batteriezelle_AA BP_AAA_lin_3x3x0 3 3 "linear" 0 "AAA" Batteriezelle_AAA BP_AAA_lin_4x4x0 4 4 "linear" 0 "AAA" Batteriezelle_AAA BP_AAA_lin_4x5x0 4 5 "linear" 0 "AAA" Batteriezelle_AAA BP_AAA_lin_5x5x0 5 5 "linear" 0 "AAA" Batteriezelle_AAA BP_AAA_lin_3x3x1 3 3 "linear" 1 "AAA" Batteriezelle_AAA BP_AAA_lin_4x4x1 4 4 "linear" 1 "AAA" Batteriezelle_AAA BP_AAA_lin_4x5x1 4 5 "linear" 1 "AAA" Batteriezelle_AAA BP_AAA_lin_5x5x1 5 5 "linear" 1 "AAA" Batteriezelle_AAA BP_AAA_gest_3x3x0 3 3 "gestaffelt" 0 "AAA" Batteriezelle_AAA BP_AAA_gest_4x4x0 4 4 "gestaffelt" 0 "AAA" Batteriezelle_AAA BP_AAA_gest_4x5x0 4 5 "gestaffelt" 0 "AAA" Batteriezelle_AAA BP_AAA_gest_5x5x0 5 5 "gestaffelt" 0 "AAA" Batteriezelle_AAA BP_AAA_gest_3x3x1 3 3 "gestaffelt" 1 "AAA" Batteriezelle_AAA BP_AAA_gest_4x4x1 4 4 "gestaffelt" 1 "AAA" Batteriezelle_AAA BP_AAA_gest_4x5x1 4 5 "gestaffelt" 1 "AAA" Batteriezelle_AAA BP_AAA_gest_5x5x1 5 5 "gestaffelt" 1 "AAA" Batteriezelle_AAA Zum Ausfüllen der Spalte Part_Name kann in Excel wieder die folgende Formel ge- nutzt werden: ="BP_AA_lin_"&TEXT(B2;0)&"x"&TEXT(C2;0)&"x"&TEXT(E2;0) 64 3 Teilefamilien IV. Erzeugen der Teilefamilie 1. Teilefamilie Auswählen der Parameter Verfügbare Spalten ⇨ Ausdrücke ⇨ Ausdrücke bei Ende hinzufügen - Part_Name - n_x - n_y - Layout - a - Zelle Damit die erstellte Tabelle verwendet werden kann, muss die Spaltenreihen- folge übereinstimmen. Auswählen der Komponenten Verfügbare Spalten ⇨ Komponenten Zusätzlich zur bereits bekannten Aus- wahl von Ausdrücken und Formelemen- ten können auch Komponenten ausge- wählt werden. ⇨ Komponente bei Ende hinzufügen - BATTERIEZELLE ⇨ Importierbare Teilefamilien-Vorlage deaktivieren Familienspeicherverzeichnis ⇨ Verzeichnis festlegen ⇨ Tabelle erstellen Microsoft Excel wird geöffnet. 3.4 Baugruppenfamilie eines Batteriepacks 65 Die Werte der unter Schritt III erstellten Tabelle werden nun in die Tabelle der Teilefamilie kopiert. 2. Familie speichern ⇨ ADD-INS ⇨ Teilefamilie ⇨ Familie speichern 3. Datei speichern 66 3 Teilefamilien V. Anwenden der Teilefamilie Die Teilefamilie wird als Unterbaugruppe in einer neuen Baugruppe angewen- det. 1. Erstellen einer neuen Baugruppe 2. Hinzufügen Teil ⇨ 0_Template_Batteriepack.prt Anhand der Familienattribute können nun selbstständig verschiedene Varian- ten des Batteriepacks ausgewählt und der Baugruppe hinzugefügt werden. Beim Anwenden einer Baugruppenfamilie (Teilefamilie mit Komponenten) muss darauf geachtet werden, dass die Komponenten, welche in der Template- Datei verwendet werden, im gleichen Verzeichnis wie die Template-Datei ge- speichert sind. Wird die Baugruppe, in der die Teilefamilie angewendet wurde, nach dem Schließen erneut geöffnet, werden die Familienelemente womöglich nicht ge- funden, da sie im Familienspeicherverzeichnis gespeichert wurden und in den Ladeoptionen der Baugruppe standardmäßig Aus Ordner eingestellt ist. Daher müssen in einem solchen Fall die Ladeoptionen angepasst werden: Datei ⇨ Ladeoptionen für Baugruppen ⇨ Wie gespeichert bzw. ⇨ Aus Suchordnern Alternativ können die Elemente der Teilefamilie sowie die dazugehörigen Komponenten auch aus dem Familienspeicherverzeichnis in das Verzeichnis der Baugruppe kopiert werden. 3.4 Baugruppenfamilie eines Batteriepacks 67 VI. Anpassen der Teilefamilie Die Elemente der Teilefamilie werden bisher durch die Angabe der Zellenan- zahl in X- und in Y-Richtung ausgewählt. Oft steht man jedoch vor der Prob- lemstellung, ein Batteriepack gemäß des zur Verfügung stehenden Bauraums zu konfigurieren. Innerhalb des Musterformelements von NX stehen für derar- tige Anwendungen, in denen ein Muster durch seine äußeren Begrenzungen de- finiert wird, die Funktionen Begrenzungsdefinition und vereinfachtes Layout zur Verfügung. Auf Basis des erstellten Templates wird im Folgenden eine Teilefamilie er- zeugt, welche die beschriebene Funktionalität erfüllt. 1. Kopieren der Template-Datei Dateiname ⇨ 0_Template_Batteriepack_Abmessungen 2. Öffnen der Datei 3. Ausdrücke ⇨ Erzeugen der folgenden Ausdrücke: Name Formel Einheiten Dimensionalität Typ x 40 mm Länge Anzahl y 60 mm Länge Anzahl 4. Einblenden aller relevanten Layer 5. Unterdrücken der Komponentenmuster Da an den Referenzmustern der Komponentenmuster grundlegende Änderungen vorgenommen werden, müssen die Komponentenmuster zu- nächst unterdrückt werden, um Feh- ler bei der Aktualisierung zu vermei- den. 6. Komponenten ausblenden 68 3 Teilefamilien 7. Arbeitslayer 21 8. Skizze ⇨ XY-Ebene Die Skizze stellt die Begrenzung der Musterformelemente dar. Hierzu wird ein einfaches Rechteck verwen- det. Es sind aber auch andere ge- schlossene Konturen möglich. 9. Arbeitslayer 1 10. Neu Einordnen der Skizze Da die Skizze als Begrenzung der Musterformelemente dient, muss sie in der Modellhistorie davor liegen. ⇨ Verschieben der Skizze Alternativ: ⇨ RMT auf Skizze ⇨ Neu einordnen vor 11. Musterformelement (3) mit Rollback bearbeiten ⇨ RMT auf Musterformelement (3) ⇨ Mit Rollback bearbeiten Alternativ: ⇨ Doppelklick Begrenzung ⇨ Kurve ⇨ Vereinfachte Begrenzungsfüllung aktivieren ⇨ Skizze auswählen Option Randabstand ⇨ D/2 Layout ⇨ Quadrat Steigungsabstand ⇨ D+a Bei der Auswahl der Begrenzung ist darauf zu achten, dass die Kurven- auswahl aktiviert ist (gelbes Feld). 3.4 Baugruppenfamilie eines Batteriepacks 69 Innerhalb der Begrenzung werden nun mit dem vorge- gebenen Layout so viele Musterelemente erzeugt wie möglich. Dies ist deutlich zu erkennen, wenn die Batte- riezelle wieder eingeblendet und das Komponenten- muster aktiviert wird. Die Anzahl der Musterelemente wird somit nicht mehr vorgegeben, sondern resultiert aus der Begrenzung. 12. Ausdrücke ⇨ Der Parameterwert des Layouts wird geändert. Layout ⇨ "gestaffelt" 13. Musterformelement (4) mit Rollback bearbeiten ⇨ RMT auf Musterformelement (4) ⇨ Mit Rollback bearbeiten Alternativ: ⇨ Doppelklick Begrenzung ⇨ Kurve ⇨ Vereinfachte Begrenzungsfüllung aktivieren ⇨ Skizze auswählen Option Randabstand ⇨ D/2 Layout ⇨ Dreieck Steigungsabstand ⇨ D+a Rotationswinkel ⇨ 90 Durch die Verwendung eines Rotati- onswinkels kann die Bauraumausnut- zung verbessert werden. In diesem Beispiel wird durch einen Rotationswinkel von 90° eine deut- lich bessere Bauraumausnutzung er- zielt. 0° 90° Je nach Belieben kann selbstständig ein weiteres Musterformelement mit dem Layout Raute erzeugt und in die bisherige Parameterlogik eingebunden wer- den. 70 3 Teilefamilien 14. Ausblenden der Layer 21 und 61 15. Teilefamilie Da zur Definition der Teilefamilie die Parameter x und y verwendet werden sollen, muss die Teilefamilie angepasst werden. ⇨ Anpassen der Spalten - Part_Name - x - y - Layout - a - Zelle - BATTERIEZELLE ⇨ Importierbare Teilefamilien- Vorlage deaktivieren Familienspeicherverzeichnis ⇨ Verzeichnis festlegen ⇨ Tabellenkalkulation bearbeiten Microsoft Excel wird geöffnet. Da die Tabelle der Teilefamilie bereits mehrere ausgefüllte Zeilen beinhaltete, wurden diese mit den aktuellen Werten der neu hinzugefügten Parameter auf- gefüllt. 3.5 Kontrollfragen 71 Die Tabelle kann beliebigeditiert werden. Alternativ kann auch eine Tabelle im Download-Bereich des Buches heruntergeladen werden (s. Kapitel 1). 16. Familie speichern ADD-INS ⇨ Teilefamilie ⇨ Familie speichern 17. Datei speichern 18. Teilefamilie anwenden Die Anwendung der Teilefamilie kann selbstständig erfolgen. 3.5 Kontrollfragen 1. Wie werden die Dateien von Teilefamilien gespeichert? 2. Wie kann eine bestehende Teilefamilie geändert oder erweitert werden? 3. Für welche Bauteile ist es sinnvoll, eine Teilefamilie zu verwenden? 4. Was ist beim erneuten Öffnen von Baugruppenfamilien zu beachten, wenn Komponenten nicht gefunden werden? 4 Deformierbare Teile Deformierbare Teile sind Bauteile, welche ausgehend von einer ursprünglichen Geometrie in einer Baugruppe einen deformierten Zustand einnehmen. Somit lassen sich durch ein einziges Modell verschiedene Zustände eines Bauteils ab- bilden, ohne dass für die verschiedenen Einbauzustände weitere Modelle er- stellt werden müssen. Diese Funktion findet häufig Anwendung bei leicht ver- formbaren Bauteilen, z. B. bei Federn, Klammern, Dichtungen, Klebestreifen oder Schläuchen. Alternativ zu deformierbaren Teilen können unterschiedliche Zustände eines Bauteils in einer Baugruppe auch über verschiedene Reference Sets realisiert werden. Dabei wird die Geometrie des Bauteils für jeden Zustand in einem ei- genen Reference Set gespeichert. In der Baugruppe oder in der Zeichnung kann der gewünschte Zustand dann über das jeweilige Reference Set gewählt wer- den. Diese Methode eignet sich insbesondere für die Modellierung von großen Verformungen, welche gar nicht oder nur schwer mit Parametern oder Geomet- rievariation abgebildet werden können, z. B. bei Nieten. Nachteilig bei dieser Methode ist, dass jeder Zustand ein eigenes Reference Set erfordert und somit nur eine begrenzte Anzahl an Zuständen abgebildet werden kann. Über Deformierbare Teile hingegen lässt sich auch eine große Anzahl von Zu- ständen realisieren, auch wenn diese bei der Erstellung des Ausgangsteils noch nicht bekannt sind. Die Deformation erfolgt dabei basierend auf einer Änderung von Parameterwerten oder durch die Änderung einer geometrischen Referenz. Zudem ist eine Kombination dieser beiden Methoden möglich. In diesem Ka- pitel werden beide Methoden jeweils an einem Beispiel erläutert. 4.1 Parameterbasierte Deformation einer Feder In diesem Abschnitt wird die Erstellung und Anwendung einer deformierbaren zylindrischen Druckfeder beschrieben. Die Enden der Feder sind dabei angelegt und geschliffen. Die Deformation erfolgt parameterbasiert, wobei die Feder ge- mäß der folgenden Abbildung parametrisiert wird. Vorgehensweise: I. Erzeugen eines parametrischen Mo- dells der Feder II. Definieren des deformierbaren Teils III. Erstellen der Baugruppe IV. Deformieren der Feder © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 NX 12 für Fortgeschrittene – kurz und bündig, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24773-7_4 S. Vajna (Hrsg.), http://crossmark.crossref.org/dialog/?doi=10.1007/978-3-658-24773-7_4&domain=pdf 4.1 Parameterbasierte Deformation einer Feder 73 Das Video zu diesem Abschnitt wird durch Scannen oder durch Anklicken des abgebildeten QR-Codes aufgerufen. I. Erzeugen eines parametrischen Modells der Feder 1. Erstellen einer neuen Datei Dateiname ⇨ Feder 2. Ausdrücke ⇨ Erzeugen der folgenden Ausdrücke: Name Formel Einheiten Dimensionalität Typ d 5 mm Länge Anzahl Dm 40 mm Länge Anzahl L 80 mm Länge Anzahl n 5 - Ohne Einheit Anzahl Der Parameter n stellt die Anzahl der federnden Windungen dar. 3. Spirale ⇨ Register Kurve ⇨ Spirale Typ ⇨ Entlang Vektor ⇨ Bezugskoordinatensystem (0) auswählen Winkel ⇨ 0 Größe ⇨ Durchmesser ⇨ Dm Vorschub ⇨ d Länge ⇨ Umdrehungen ⇨ 1 http://static.springer.com/sgw/documents/1644918/video/mp4/4_1_Parameterbasierte_Deformation_Feder.mp4 http://static.springer.com/sgw/documents/1644918/video/mp4/4_1_Parameterbasierte_Deformation_Feder.mp4 74 4 Deformierbare Teile 4. Bezugs-KSYS Typ ⇨ KSYS-Offset Referenz ⇨ KSYS auswählen ⇨ Bezugskoordinatensystem (0) auswählen X ⇨ 0 Y ⇨ 0 Z ⇨ d 5. Spirale Typ ⇨ Entlang Vektor ⇨ Bezugskoordinatensystem (2) auswählen Winkel ⇨ 0 Größe ⇨ Durchmesser ⇨ Dm Vorschub ⇨ (L-1.5*d)/n Länge ⇨ Umdrehungen ⇨ n 6. Bezugs-KSYS Typ ⇨ KSYS-Offset Referenz ⇨ KSYS auswählen ⇨ Bezugskoordinatensystem (2) auswählen X ⇨ 0 Y ⇨ 0 Z ⇨ L-1.5*d 4.1 Parameterbasierte Deformation einer Feder 75 7. Spirale Typ ⇨ Entlang Vektor ⇨ Bezugskoordinatensystem (4) auswählen Winkel ⇨ 0 Größe ⇨ Durchmesser ⇨ Dm Vorschub ⇨ d Länge ⇨ Umdrehungen ⇨ 1 8. Auf Layer verschieben ⇨ Verschieben der Spiralen auf Layer 41 ⇨ Verschieben der Bezugskoordinatensysteme auf Layer 61 9. Arbeitslayer 21 10. Skizze Skizzentyp ⇨ Auf Pfad ⇨ Spirale (1) auswählen % Kreisbogenlänge ⇨ 0 Die Skizze wird somit senkrecht zur gewählten Kurve platziert. Die Spirale muss im unteren Teil aus- gewählt werden, damit die Bogen- länge vom Startpunkt der Spirale aus gemessen wird. Wird die Spirale im oberen Teil aus- gewählt, muss eine Kreisbogenlänge von 100 eingegeben werden. 76 4 Deformierbare Teile ⇨ Erstellen eines Kreises mit dem Durchmesser d Der Mittelpunkt des Kreises soll im Startpunkt der Spirale liegen. Wurde die Skizze richtig platziert, liegt der Koordinatenursprung der Skizze im Startpunkt der Spirale. 11. Arbeitslayer 1 12. Entlang Führung extrudieren Schnitt ⇨ Skizze auswählen Führung ⇨ Spiralkurven auswählen Der Warnhinweis zur Selbstschnei- dung des Volumenkörpers kann igno- riert werden. Alternativ kann der Wert für den Vorschub der oberen und unteren Spiralkurve auch etwas vergrößert werden. 13. Arbeitslayer 61 14. Bezugsebene Typ ⇨ Im Abstand ⇨ XY-Ebene von Bezugskoordina- tensystem (0) wählen Abstand ⇨ 0.25*d 15. Bezugsebene Typ ⇨ Im Abstand ⇨ XY-Ebene von Bezugskoordina- tensystem (4) wählen Abstand ⇨ 0.75*d 4.1 Parameterbasierte Deformation einer Feder 77 16. Arbeitslayer 1 17. Körper trimmen Ziel ⇨ Körper Werkzeug ⇨ Erste Bezugsebene 18. Körper trimmen Ziel ⇨ Körper Werkzeug ⇨ Zweite Bezugsebene Strg+L 19. Ausblenden aller Layer außer 1 20. Materialien zuweisen ⇨ Steel Strg+J 21. Farbe zuweisen ⇨ Grün II. Definieren des deformierbaren Teils 1. Deformierbares Teil definieren Menü ⇨ Werkzeuge ⇨ Deformierbares Teil definieren 2. Definition Die Erstellung eines deformierbaren Teiles erfolgt über einen Assistenten. Dieser stellt einen geführten Dialog dar, in dem alle notwendigen Daten Schritt für Schritt definiert werden. Name ⇨ Feder 78 4 Deformierbare Teile 3. Formelemente ⇨ Hinzufügen aller Formelemente Durch das Hinzufügen aller die Feder definierenden Formelemente wird später die gesamte Feder deformiert und es werden keine weiteren Refe- renzen benötigt. 4. Ausdrücke ⇨ Hinzufügen des Ausdrucks L ⇨ Umbenennen des Ausdrucks (mit Enter bestätigen): L ⇨ Länge ⇨ Anpassen der Ausdruck-Regeln: ⇨ Über Zahlen-Bereich ⇨ 40 - 80 Durch die Begrenzung des Wertes für die Länge ist bei der Deformation nur ein Zusammenpressen der Feder zulässig. Zudem kann dadurch die maximal zulässige Kompression definiert werden. 5. Referenzen Da dem deformierbaren Teil alle Formelemente hinzugefügt wurden, werden keine weiteren Referenzen benötigt. Die Auswahl ist daher leer. 4.1 Parameterbasierte Deformation einer Feder 79 6. Zusammenfassung Abschließend wird eine Zusammen- fassung des deformierbaren Teils an- gezeigt. Die Definition des deformierbaren Teils wird im Teile-Navigator abge- legt. Das Bearbeiten des deformierba- ren Teils per Doppelklick ist nicht möglich. Wird der Assistentzur Definition ei- nes deformierbaren Teils erneut ge- startet, wird die vorhandene Defini- tion überschrieben. III. Erstellen der Baugruppe Vor der Deformation wird die Feder mit zwei Federtellern zu einer einfachen Baugruppe zusammengebaut. Dazu wird zunächst der Federteller modelliert. 1. Erstellen einer neuen Datei Dateiname ⇨ Federteller ⇨ Selbstständiges Modellieren des Tellers gemäß der Zeichnung Alternativ kann das Modell des Fe- dertellers auch im Download-Bereich des Buches heruntergeladen werden (s. Kapitel 1). 80 4 Deformierbare Teile 2. Erstellen einer neuen Baugruppe Dateiname ⇨ bg_Feder ⇨ Selbstständiges Erstellen der Baugruppe ⇨ Der untere Federteller wird dabei fixiert Nach dem Einfügen der Feder wird automatisch der Dialog zum Verfor- men der Komponente aufgerufen. Dieser Dialog wird zunächst ge- schlossen, da die Deformation erst nach der Fertigstellung der Bau- gruppe erfolgen soll. IV. Deformieren der Feder Nach der Erstellung der Baugruppe wird die Feder komprimiert. 1. Komponente verformen ⇨ RMT auf Feder im Baugruppen- Navigator ⇨ Verformen In den Informationen können die Formelemente und Parameter des de- formierbaren Teils eingesehen wer- den. Erzeugen Länge ⇨ 60 Die Feder wird somit auf eine Länge von 60 komprimiert. 4.1 Parameterbasierte Deformation einer Feder 81 Nach dem erstmaligen Erzeugen der Deformation in der Baugruppe wurde dies im Dialogfenster gespeichert. Über RMT auf die Komponente im Baugruppen-Navigator ⇨ Verformen kann der Dialog erneut aufgerufen werden. Über Bearbeiten kann die Verfor- mung geändert werden. Auch das Löschen einer Deformation ist jederzeit möglich. Die Verformung der Komponente wird zudem als Formelement in der Modellhistorie im Teile-Navigator der Baugruppe abgelegt. Ein Doppelklick öffnet die Bearbei- tung der Verformung. Strg+L 2. Ausblenden aller Layer außer 1 Bei der Deformation der Feder wer- den die Referenzelemente, welche bei der Modellierung verwendet wurden, auch in der Baugruppe sichtbar. Um diese erneut auszublenden, müs- sen die jeweiligen Layer ausgeblen- det werden. Kommt es bei der Verformung zu ei- nem Fehler der Aktualisierung, soll- ten die bei der Modellierung verwen- deten Referenzen überprüft werden. Dabei ist darauf zu achten, dass das erste Bezugskoordinatensystem (0) vom Typ als Dynamisch definiert ist und in keinem Fall als Absolutes KSYS. 82 4 Deformierbare Teile 4.2 Referenzbasierte Deformation eines O-Rings In diesem Abschnitt wird die Erstellung und Anwendung eines deformierbaren O-Rings beschrieben. Die Deformation erfolgt nicht über Parameter, sondern durch Anpassung der Referenzkurve. Der O-Ring wird dabei in eine ovale Nut eingelegt. Auf eine Deformation gemäß der Quetschung wird verzichtet. Diese kann an- schließend jedoch selbstständig erstellt werden. Vorgehensweise: I. Erzeugen eines parametri- schen Modells des O-Rings II. Definieren des deformierbaren Teils III. Erstellen einer Baugruppe mit deformiertem O-Ring Die Erstellung und die Deformation des O-Rings sind ergänzend zum Text auch per Video verfügbar. I. Erzeugen eines parametrischen Modells des O-Rings Das Modell des O-Rings wird parametrisch aufgebaut, um schnelle Anpas- sungen zu erlauben. Die Parameter werden jedoch nicht bei der Deformation verwendet. 1. Erstellen einer neuen Datei Dateiname ⇨ O-Ring 2. Ausdrücke ⇨ Erzeugen der folgenden Ausdrücke: Name Formel Einheiten Dimensionalität Typ d 5 mm Länge Anzahl Di 80 mm Länge Anzahl 3. Arbeitslayer 41 http://static.springer.com/sgw/documents/1644919/video/mp4/4_2_Referenzbasierte_Deformation_O-Ring.mp4 http://static.springer.com/sgw/documents/1644919/video/mp4/4_2_Referenzbasierte_Deformation_O-Ring.mp4 4.2 Referenzbasierte Deformation eines O-Rings 83 4. Kreisbogen/Kreis Typ ⇨ Kreisbogen/Kreis von Mit- telpunkt Punkt ⇨ 0;0;0 Endoption ⇨ Durchmesser Durchmesser ⇨ Di+d Ebenenoptionen ⇨ Ebene auswäh- len ⇨ Ebene ⇨ XY-Ebene wählen ⇨ Begrenzungen ⇨ Vollkreis 5. Arbeitslayer 1 6. Rohr ⇨ Kreis auswählen Außendurchmesser ⇨ d Innendurchmesser ⇨ 0 Ausgabe ⇨ Einzelsegment Wird beim Rohr ein Innendurchmesser von 0 gewählt, wird kreisförmiges Voll- material erzeugt. Eine zusätzliche Skizze des Querschnitts ist somit nicht not- wendig. Strg+L 7. Layer 41 und 61 ausblenden Strg+J 8. Farbe zuweisen ⇨ Dunkelgrau II. Definieren des deformierbaren Teils Die Definition des deformierbaren Teils erfolgt analog zur Feder, mit der Aus- nahme, dass nicht alle Formelemente ausgewählt werden und statt einem Para- meter eine Referenz gewählt wird. 1. Deformierbares Teil definieren Menü ⇨ Werkzeuge ⇨ Deformierbares Teil definieren 84 4 Deformierbare Teile 2. Definition Name ⇨ O-Ring 3. Formelemente ⇨ Hinzufügen des Formelementes Rohr(2) Durch das alleinige Hinzufügen des Formelementes, wird dessen Referenz als Referenz für das deformierbare Teil auswählbar. 4. Ausdrücke Ausdrücke werden nicht hinzugefügt. 5. Referenzen Da bereits das Formelement Rohr hinzugefügt wurde, wird an dieser Stelle dessen übergeordnetes Element als Referenz angezeigt. Diese Refe- renz definiert später die Form des O- Rings. ⇨ Umbenennen der Referenz in Führungskurve 6. Zusammenfassung Der Dialog wird beendet. III. Erstellen einer Baugruppe mit deformiertem O-Ring Der O-Ring soll in die Nut eines ovalen Flansches eingefügt werden. Dieser Flansch wird zunächst modelliert und in eine Baugruppe eingefügt. Anschlie- ßend wird von dem Flansch eine Kurve der Nut abgeleitet, welche die Basis für die Deformation des O-Rings darstellt. 1. Erstellen einer neuen Datei Dateiname ⇨ Flansch ⇨ Selbstständiges Modellieren des Flansches gemäß der Zeichnung Alternativ kann das Modell des Flansches auch im Download-Bereich herun- tergeladen werden (s. Kapitel 1). 4.2 Referenzbasierte Deformation eines O-Rings 85 2. Erstellen einer neuen Baugruppe Dateiname ⇨ bg_Flansch 3. Komponente hinzufügen ⇨ Flansch 4. Komponente verschieben ⇨ Verschieben des Flansches an eine beliebige Position Somit wird bei der Deformation des O-Rings auch die Position angepasst. 5. Baugruppenzwangsbedingungen ⇨ Fixieren des Flansches 86 4 Deformierbare Teile 6. WAVE-Geometrie-Linker Typ ⇨ Zusammengesetzte Kurve ⇨ Innere Kante der Nut wählen ⇨ Assoziativ aktivieren Alternativ zur Innenkante der Nut kann auch die äußere Nutkante ge- wählt werden. 7. Kurve versetzen Typ ⇨ Abstand ⇨ Verknüpfte zusammengesetzte Kurve auswählen Abstand ⇨ 3 ⇨ Ggf. Richtung umkehren ⇨ Assoziativ aktivieren Eingabekurven ⇨ Ausblenden 8. Kurve versetzen Typ ⇨ 3D-Axial ⇨ Versetzte Kurve auswählen Abstand ⇨ 1.5 ⇨ Ggf. Richtung umkehren ⇨ Assoziativ aktivieren Eingabekurven ⇨ Ausblenden Die letzte Kurve liegt nun innerhalb der Nut des Flansches. Sie bildet die Referenz für die folgende Deforma- tion des O-Rings. 4.2 Referenzbasierte Deformation eines O-Rings 87 9. Auf Layer verschieben ⇨ Verschieben der Kurven auf Layer 41 10. Komponente hinzufügen ⇨ O-Ring Da die Komponente ein deformierba- res Teil darstellt, welches eine Refe- renz erfordert, wird automatisch der Dialog zur Auswahl der Referenz auf- gerufen. ⇨ Auswahl der erzeugten Kurve Referenzelemente für deformierbare Teile müssen stets in der Baugruppe vor- handen bzw. in die Baugruppe verlinkt sein. Die direkte Auswahl von Geomet- rieelementen anderer Komponenten ist nicht möglich. Somit wird ein unkon- trolliertes Referenzieren zwischen Komponenten vermieden. Der O-Ring wird in die Baugruppe eingefügt. Die gewählte Kurve bildet die Referenz für dessen Kontur. Da in diesem Beispiel auf eine Deformation gemäß der Quetschung verzichtet wird, ragt der O-Ring1 mm aus der Nut heraus. Die Abbildung der Quetschung kann sehr komplex sein, sodass dies in der Praxis häufig nicht modelliert wird. Die Deformation der Quetschung kann jedoch selbstständig über eine zweite Kontur realisiert werden. 11. Baugruppenzwangsbedingungen ⇨ Fixieren des O-Ringes Deformierbare Teile sollten wie andere Komponenten auch stets mit Baugrup- penzwangsbedingungen versehen werden, um ein unkontrolliertes Verschieben zu verhindern. Da sich aufgrund der flexiblen Bauteilgeometrie auch Geomet- rieelemente, z. B. Flächen oder Kanten, verschieben können, bietet sich hier das Fixieren der Komponente an. Strg+L 12. Layer 41 und 61 ausblenden 88 4 Deformierbare Teile Analog zur parameterbasierten De- formation wird die Deformation in der Modellhistorie im Teile-Naviga- tor der Baugruppe abgelegt und kann per Doppelklick wieder bearbeitet werden. Alternativ kann der Dialog über RMT auf die Komponente im Baugruppen- Navigator ⇨ Verformen aufgerufen werden (s. Abschnitt 4.1). Wird die Verformung gelöscht, bleibt die Komponente weiterhin in der Bau- gruppe enthalten, jedoch in ihrem undeformierten Zustand. 4.3 Kontrollfragen 1. Was sind deformierbare Teile und wozu werden sie genutzt? 2. Wie können alternativ zu deformierbaren Teilen verschiedene Zustände ei- nes Bauteils realisiert werden und was sind die Vor- und Nachteile dieser Methode? 3. Wie können deformierbare Teile nach dem Verformen in einer Baugruppe bearbeitet werden? 5 User Defined Features (UDF) User Defined Features (UDF) sind anwenderdefinierte Formelemente, welche Anwendung finden, wenn die in NX zur Verfügung stehenden Formelemente nicht ausreichen, um ein Produkt effizient zu modellieren. So lassen sich oft genutzte Features oder Feature-Gruppen zusammenfassen und später schneller aufrufen. Die Führungsparameter eines UDF werden bei dessen Erstellung de- finiert. Bei der Anwendung des UDF können für diese Parameter dann die Werte in einem Dialogfenster eingegeben werden. UDF werden einmalig erzeugt und sind anschließend beliebig oft anwendbar. Dazu werden UDF in Bibliotheken abgelegt und stehen somit auch anderen Nutzern zur Verfügung. In diesem Kapitel werden die Grundlagen im Umgang mit UDF-Bibliotheken sowie das Erstellen von eigenen Bibliotheken erläutert. Weiterhin wird die Er- stellung eines UDF am Beispiel einer Passfedernut beschrieben. 5.1 UDF-Bibliotheken Um mehreren Nutzern die Auswahl und die Anwendung von erstellten UDF zu ermöglichen, werden UDF in Bibliotheken abgelegt und strukturiert. Die Daten der Bibliotheken werden hierbei in zwei Dateien gespeichert: • dbc_udf_ascii.def: Die Bibliotheksdefinitionsdatei beinhaltet die Informa- tionen der Bibliotheksklassen. Hier können auch eigenen Klassen erzeugt werden. • udf_database.txt: Die Datenbankdatei beinhaltet die Informationen des er- stellten UDF. Dies sind: UDF-Name; Dateiname der prt-Datei; Dateiname der cgm-Datei; Biblio- theksklasse, in welcher das UDF abgelegt wurde, z. B. Passfedernut;Passfedernut.prt;Passfedernut.cgm;/metric Die prt-Datei enthält die Modelldaten des UDF. Die cgm-Datei stellt eine Bild- datei dar, anhand der das UDF in der Bibliothek auswählbar ist. Die prt- und cgm-Dateien können auch mit Dateipfaden angegeben werden. Werden nur die Dateinamen verwendet, müssen sich diese Dateien im gleichen Verzeichnis wie die Datenbankdatei befinden. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 NX 12 für Fortgeschrittene – kurz und bündig, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24773-7_5 S. Vajna (Hrsg.), http://crossmark.crossref.org/dialog/?doi=10.1007/978-3-658-24773-7_5&domain=pdf 90 5 User Defined Features (UDF) Standardmäßig sind in NX die rechts dargestellten Bibliotheksklassen ent- halten. I. Konfigurieren der UDF-Bibliothek in der NX-Bedienoberfläche 1. Neue Datei Vor der Konfiguration der UDF-Bibliothek muss eine neue Datei erstellt oder eine existierende prt-Datei geöffnet werden, da das Konfigurieren der Biblio- thek nur in der Konstruktionsumgebung möglich ist. Der Dateiname ist hierbei frei wählbar. 2. Bibliothek konfigurieren Menü ⇨ Werkzeuge ⇨ UDF (Benutzerdef. Formelem.) ⇨ Bibliothek konfigurieren Hier können die Bibliotheksdefinitionsdatei und die Datenbankdatei festgelegt werden. Je nach Startumgebung ist ggf. schon eine Bibliothek konfiguriert, z. B. die Standardbibliothek im Start- bzw. Installationsverzeichnis. Über Ändern kann die UDF-Biblio- thek neu konfiguriert werden. Über Neu laden wird die aktuelle Konfiguration neu geladen und ange- zeigt. Durch Zurücksetzen werden die Dateien sowie das Standarddateiverzeichnis auf das Start- bzw. Installationsverzeichnis zurückgesetzt. Ist bisher keine Bibliothek konfiguriert, wird der Dialog übersprungen und di- rekt die Auswahl der Bibliotheksdefinitionsdatei geöffnet. 5.1 UDF-Bibliotheken 91 3. Bibliotheks-Konfiguration ändern ⇨ Zum Speichern der UDF wird ein neuer Ordner erstellt und die Bibliothek auf diesen Ordner konfiguriert, z. B. C:\NX\UDF Bibliotheksdefinitionsdatei ⇨ dbc_udf_ascii.def Datenbankdatei ⇨ udf_database.txt Da in dem erstellten Ordner bisher keine Dateien existieren, werden die Dateien durch Kopieren der Standardbibliothek erstellt. Nach der Konfiguration der Biblio- thek wird das Standarddateiverzeich- nis automatisch angepasst. Das Standarddateiverzeichnis ist stets identisch mit dem Verzeichnis der Datenbankdatei. Hier werden die prt- und cgm-Dateien der UDF gespei- chert. Durch die schnelle Auswahl von UDF-Bibliotheken über Dateien, kann je nach Anwendungsfall auf verschiedene Bibliotheksdefinitionsdateien und Daten- bankdateien zugegriffen werden. II. Konfigurieren der UDF-Bibliothek durch Umgebungsvariablen Alternativ zur Konfiguration der Bibliothek über die NX-Oberfläche kann dies auch durch die Definition von Umgebungsvariablen erfolgen, z. B. wenn NX über eine Batch-Datei gestartet oder die Variablen in der Datei ugii_env.dat im Ordner UGII im NX-Installationsverzeichnis definiert werden. Mit folgenden Umgebungsvariablen kann die Bibliothek konfiguriert werden: • UGII_UDF_DEFINITION_FILE ⇨ Bibliotheksdefinitionsdatei • UGII_UDF_DATABASE_FILE ⇨ Datenbankdatei • UGII_UDF_LIBRARY_DIR ⇨ Standarddateiverzeichnis Die Variablen können z. B. wie folgt auf ein Verzeichnis speziell für die UDF verweisen: • UGII_UDF_DEFINITION_FILE=C:\NX\UDF\dbc_udf_ascii.def • UGII_UDF_DATABASE_FILE=C:\NX\UDF\udf_database.txt • UGII_UDF_LIBRARY_DIR=C:\NX\UDF 92 5 User Defined Features (UDF) III. Erzeugen einer UDF-Bibliotheksklasse Im Folgenden soll eine eigene Klasse mit dem Namen Passfedernuten in der Klasse metric erzeugt werden. 1. Konfigurieren der UDF-Bibliothek Nachdem die UDF-Bibliothek innerhalb von NX oder durch die Umgebungs- variablen konfiguriert wurde, werden die Bibliotheksdefinitionsdatei und die Datenbankdatei in dem angegebenen Verzeichnis automatisch erzeugt. 2. Öffnen der Bibliotheksdefinitionsdatei in einem Texteditor Dateiname ⇨ dbc_udf_ascii.def 3. Ergänzen der Bibliotheksdefinitionsdatei Die Klasse metric wird um die fett dargestellten Textzeilen ergänzt. ####################################################### # The Library Hierarchy # ####################################################### CLASS metric { TYPE Metric QUERY "[DB(udf_lib_name)] &= [metric]" FILE "$UGII_UDF_LIBRARY_DIR" DIALOG udf_name RSET udf_file_name CLASS Passfedernuten { TYPE Passfedernuten QUERY "[DB(udf_lib_name)] &= [Passfedernuten]" FILE "$UGII_UDF_LIBRARY_DIR" DIALOG udf_name RSET udf_file_name } Um die neue Klasse zu erzeugen, kann der Text einer vorhanden Klasse z. B. Fittings kopiert und der Name der Klasse geändert werden. Bei der Be- nennung der Klasse dürfen keine Leerzeichenverwendet werden. 4. Bibliothek neu laden Menü ⇨ Werkzeuge ⇨ UDF ⇨ Bibliothek konfigurieren ⇨ Neu laden Nachdem die Bibliotheksdefinitionsdatei verändert wurde, muss die Bibliothek immer neu geladen werden. 5.2 UDF für eine Passfedernut 93 5. Überprüfen der neuen Klasse Menü ⇨ Werkzeuge ⇨ UDF ⇨ Palette hinzufügen ⇨ Durchsuchen ⇨ metric ⇨ Passfedernuten Wird die neue Klasse in der Auswahl angezeigt, war das Erstellen der Klasse erfolgreich. In der Ressourcenleiste auf der linken Seite wurde ein neuer Reiter hinzugefügt, in welchem die Elemente der Klasse Passfedernuten angezeigt werden. Da die Klasse jedoch noch keine UDF enthält, ist die Auswahl leer. 5.2 UDF für eine Passfedernut In diesem Abschnitt wird ein UDF für eine Passfedernut für die Formen A und B nach DIN 6885 [1] erzeugt und in der Bibliotheksklasse Passfedernuten ab- gelegt. Wenn die Bibliotheksklasse nicht erzeugt wurde (s. Abschnitt 5.1), kann das UDF für die Passfedernut auch in der Klasse metric gespeichert werden. Das UDF wird durch die folgenden Parameter definiert: Zusätzlich wird ein Parameter für die Form verwendet. Hierüber werden analog zur Teilefamilie der Passfeder (s. Abschnitt 3.2) die Formen A und B realisiert. 94 5 User Defined Features (UDF) Vorgehensweise: I. Modellieren der UDF-Geometrie II. Definieren des UDF III. Anwenden des UDF IV. Nachträgliches Bearbeiten des UDF Das Modellieren der UDF-Geometrie, die Definition sowie die Anwendung des UDF sind ergänzend zum Text auch als Video abrufbar. I. Modellieren der UDF-Geometrie 1. Erstellen einer neuen Datei Dateiname ⇨ Modell_Passfedernut Die erzeugte Datei dient nur zur Modellierung der UDF-Geometrie und beinhaltet später nicht die UDF-Daten. Die UDF-Daten werden separat gespeichert. 2. Ausdrücke ⇨ Erzeugen der folgenden Ausdrücke: Name Formel Einheiten Dimensionalität Typ a 30 mm Länge Anzahl b 12 mm Länge Anzahl Form "A" Zeichenfolge h 8 mm Länge Anzahl l 40 mm Länge Anzahl t1 5 mm Länge Anzahl 3. Zylinder ⇨ Vektor angeben ⇨ Z-Achse ⇨ Punkt angeben ⇨ Nullpunkt des Koordinatensystems Durchmesser ⇨ 40 Höhe ⇨ 200 Der erzeugte Zylinder stellt eine vereinfachte Welle dar, an der die Passfe- dernut modelliert wird. http://static.springer.com/sgw/documents/1644920/video/mp4/5_2_UDF_Passfedernut.mp4 http://static.springer.com/sgw/documents/1644920/video/mp4/5_2_UDF_Passfedernut.mp4 5.2 UDF für eine Passfedernut 95 4. Arbeitslayer 62 5. Punkt Typ ⇨ Bogenmittelpunkt ⇨ Kreiskante auswählen 6. Punkt Typ ⇨ Winkel auf Bogen/Ellipse ⇨ Kreiskante auswählen Winkel ⇨ 45 7. Bezugs-KSYS Typ ⇨ Z-Achse, X-Achse, Ur- sprung Ursprungspunkt ⇨ Punkt (3) Z-Achse ⇨ Zwei Punkte ⇨ Punkt (2) wählen ⇨ Punkt (3) wählen X-Achse ⇨ Kurve/Achsenvektor ⇨ Kreiskante wählen 8. Ausblenden des Layers 61 Durch Ausblenden des Layers 61 wird verhindert, dass bei der Erstellung der Skizze versehentlich Elemente des Bezugskoordinatensystems (0) selektiert werden. 9. Arbeitslayer 22 10. Skizze ⇨ XY-Ebene des erzeugten Koordinatensystems Bei der Erstellung der Skizze muss unbedingt darauf geachtet werden, dass für die Zwangsbedingungen und zur Bemaßung nur Elemente des Bezugskoordi- natensystems (4) verwendet werden, da sonst ungewollte Referenzen für das UDF benötigt werden und der Auswahldialog des UDF unnötig länger wird. 96 5 User Defined Features (UDF) Rechteck Länge ⇨ l Breite ⇨ b Schnellbemaßung ⇨ Abstandsbemaßung des Rechtecks zur YZ-Ebene des Bezugskoordi- natensystems (4) Abstand ⇨ a 11. Arbeitslayer 1 12. Extrudieren ⇨ Skizze auswählen Richtung ⇨ negative Z-Achse ⇨ Ggf. Richtung umkehren Start ⇨ 0 Ende ⇨ t1 Boolesche Op. ⇨ Subtrahieren 13. Kantenverrundung Radius 1 ⇨ b/2 5.2 UDF für eine Passfedernut 97 14. Kantenverrundung (7) nach Ausdruck unterdrücken Menü ⇨ Bearbeiten ⇨ Formelement ⇨ Nach Ausdruck unterdrücken ⇨ Formelement auswählen ⇨ Kantenverrundung (7) 15. Ausdrücke ⇨ Umbenennen des Unterdrückungsausdrucks mit dem Ursprung: (Kantenverrundung(7) Suppression Status) Werden alle Ausdrücke aufgelistet, kann dieser Ausdruck am Ende der Liste ausgewählt werden. Name ⇨ u_Kantenverrundung Dieser Ausdruck wird mit einer IF-Funktion in Abhängigkeit von der Form ge- steuert: Formel ⇨ if (Form="A") (1) else (0) Wenn der Parameter Form den Wert A hat, nimmt der Parameter u_Kantenver- rundung den Wert 1 an, andernfalls den Wert 0. 16. Ausblenden aller Layer außer 1 17. Datei speichern Die Geometrie des UDF für die Passfedernut ist nun erstellt. Das UDF selbst wird im folgenden Abschnitt erzeugt. 98 5 User Defined Features (UDF) II. Definieren des UDF 1. Assistent Die Erstellung eines UDF erfolgt über einen Assistenten. Dieser stellt einen geführten Dialog dar, in dem alle notwendigen Daten Schritt für Schritt defi- niert werden. Menü ⇨ Werkzeuge ⇨ UDF (Benutzerdef. Formelem.) ⇨ Assistent 2. Definition Bibliothek ⇨ /metric/Passfedernuten Name ⇨ Passfedernut Form A u. B Teilename ⇨ Passfedernut_A_u_B Über Bild erfassen kann ein Bild für das UDF aus dem Grafikbereich auf- genommen werden. Im Feld Hilfeseite kann eine URL-Adresse zu einer HTML-Datei angegeben werden, welche bei der Anwendung des UDF als Hilfestellung aufgerufen wer- den kann. Zuvor sollte hierzu die Variable UGII_UDF_DOCUMENT_HOME definiert werden. Diese verweist auf das Verzeichnis, in dem die HTML-Dateien gespei- chert sind. 3. Formelemente ⇨ Hinzufügen der Formelemente: - Punkt(2) - Punkt(3) - Bezugskoordinatensystem(4) - SKETCH_000:Skizze(5) - Extrudieren(6) - Kantenverrundung(7) 5.2 UDF für eine Passfedernut 99 4. Ausdrücke ⇨ Hinzufügen der Ausdrücke: - p19 = 45 - b = 12 - l = 40 - a = 30 - t1 = 5 - Form = "A" Der Parameter p19 stellt den Winkel von 45° dar, der bei der Erstellung des zweiten Punktes verwendet wurde. Er wird unter Punkt(3) aufgeführt und kann ggf. eine andere Bezeichnung haben. An dieser Stelle kann auch die Reihenfolge der Parameter im späteren UDF- Dialog bestimmt werden. ⇨ Umbenennen der Ausdrücke (mit Enter bestätigen): - l ⇨ Länge (l) - b ⇨ Breite (b) - t1 ⇨ Nuttiefe (t1) - a ⇨ Axiale Position - Winkel ⇨ Radiale Position ⇨ Anpassen der Ausdruck-Regeln: - l ⇨ Ganze Zahlen-Bereich ⇨ 6 - 400 - b ⇨ Ganze Zahlen-Bereich ⇨ 2 - 100 - Form ⇨ Nach Optionen Wertoptionen: "A" "B" ⇨ Fertig Durch die Verwendung der Wertoptionen sind bei der Anwendung des UDF später nur bestimmte Werte aus einem Dropdown-Menü auswählbar. In den Wertoptionen müssen die Werte untereinander eingetragen werden. 100 5 User Defined Features (UDF) 5. Referenzen Da das UDF die Punkte und das Be- zugskoordinatensystem enthält, wel- che auf die Kreiskante referenzieren, wird bei der späteren Positionierung des UDF ausschließlich die Kreis- kante einer Welle benötigt. ⇨ Umbenennen der Referenz in Kreiskante Es ist auch möglich, die hier aufgelisteten Referenzen zu löschen. Allerdings muss mit dieser Funktion sehr vorsichtig umgegangen werden, da fehlende Re- ferenzen ein großes Fehlerpotential darstellen und die spätere Anwendung des UDF einschränken können. 6. Zusammenfassung Abschließend wird eine Zusammen- fassung des erstellten UDF angezeigt. Im vorher konfigurierten Standardda- teiverzeichnis werden nun die prt- Datei und die cgm-Datei des UDF ge- speichert. Weiterhin wird die Daten- bankdatei angepasst. Die prt-Datei des UDF kann im Stan- darddateiverzeichnis geöffnet wer- den. Diese enthält eine Kopie des bei der Erstellung verwendeten Modells und die UDF-Informationen, welche in der Modellhistorie gespeichert sind. Über einen Doppelklick auf das UDF-Element in der Modellhistorie kanndas UDF bearbeitet werden. Dies wird in Abschnitt IV detaillier- ter beschrieben. 5.2 UDF für eine Passfedernut 101 III. Anwenden des UDF Das erstellte UDF für die Passfedernut wird auf eine vereinfachte Welle ange- wendet. Diese Welle kann selbstständig modelliert werden oder alternativ im Download-Bereich des Buches heruntergeladen werden (s. Kapitel 1). 1. Erstellen einer neuen Datei Dateiname ⇨ Welle ⇨ Selbstständiges Modellieren der Welle gemäß der Zeichnung Zur Auswahl und Anwendung eines UDF stehen in NX folgende Möglichkeiten zur Verfügung: • UDF-Bibliothek • Ressourcenleiste • Wiederverwendungsbibliothek Die Anwendung des erstellten UDF wird im Folgenden anhand dieser Möglich- keiten erläutert. UDF-Bibliothek 1. Bibliothek neu laden Nach der Erstellung eines UDF muss die Bibliothek in der Regel neu geladen werden. Menü ⇨ Werkzeuge ⇨ UDF ⇨ Bibliothek konfigurieren ⇨ Neu laden 2. UDF einfügen Menü ⇨ Werkzeuge ⇨ UDF ⇨ Einfügen Bibliothek ⇨ /metric/Passfedernuten 102 5 User Defined Features (UDF) 3. UDF Dialog Form ⇨ "A" Länge (l) ⇨ 28 Breite (b) ⇨ 8 Nuttiefe (t1) ⇨ 4 Axiale Position ⇨ 10 Radiale Position ⇨ 0 Referenz Kreiskante ⇨ Kreiskante der Welle Layer-Optionen ⇨ Original ⇨ Ggf. Richtung umkehren Evtl. muss die Richtung umgekehrt werden. Diese Richtungsumkehr resultiert aus der Definition der X-Achse des Bezugskoordinatensystems mit Hilfe der Kreiskante. In den Layer-Optionen wird festgelegt, auf welchen Layern die Elemente des UDF liegen. Wird Original gewählt, so werden die Elemente des UDF auf den gleichen Layern wie bei der Erstellung abgelegt. Alternativen hierzu sind der aktuelle Arbeitslayer oder ein vorgegebener Layer. 4. Ausblenden der Layer 22 und 62 Das UDF Passfedernut Form A u. B wurde im Teile-Navigator abgelegt und kann analog zu einem kon- ventionellen Formelement im Nach- hinein per Doppelklick wieder editiert werden. Ressourcenleiste 1. Palette hinzufügen Erstellte UDF können auch über die Ressourcenleiste ausgewählt werden. Menü ⇨ Werkzeuge ⇨ UDF ⇨ Palette hinzufügen Bibliothek ⇨ /metric/Passfedernuten 5.2 UDF für eine Passfedernut 103 In der Ressourcenleiste auf der linken Seite wird ein neuer Reiter für die ausgewählte Klasse angezeigt. Dieser enthält das erzeugte UDF. 2. UDF anwenden Das UDF kann selbstständig am an- deren Wellenende angewendet wer- den, z. B. mit folgenden Werten: Form ⇨ "A" Länge (l) ⇨ 40 Breite (b) ⇨ 8 Nuttiefe (t1) ⇨ 4 Axiale Position ⇨ 10 Radiale Position ⇨ 45 Bei der Positionierung an einer Fase muss die größere der beiden Kreiskanten gewählt werden. ⇨ Ggf. Richtung umkehren 3. UDF-Explosion Bei der Definition des UDF wurde die Option Formelement-Explosion er- lauben aktiviert. Dadurch ist nach einem Doppelklick auf das UDF im Teile-Navigator die Funktion UDF-Explosion in dem Di- alog verfügbar. Diese Funktion bietet die Möglichkeit, das UDF in seine Bestandteile zu zerlegen. 104 5 User Defined Features (UDF) Die Bestandteile des UDF werden an- schließend in einer Formelement- gruppe mit dem Namen des UDF zu- sammengefasst und können so im Nachhinein auch einzeln bearbeitet werden. Wiederverwendungsbibliothek UDF können analog zu Teilefamilien ebenfalls in der Wiederverwendungs- bibliothek abgelegt werden. Die Vorgehensweise ist hierbei nahezu identisch zur Teilefamilie (s. Abschnitt 3.3). 1. Kopieren der UDF-Datei Die UDF-Datei der Passfedernut wird in ein Verzeichnis kopiert, welches die eigenen UDF beinhalten soll. z. B. C:\NX-Eigene-UDF Die cgm-Datei kann hierbei ebenfalls in das Verzeichnis kopiert werden. Be- findet sich die Datei jedoch nicht in dem Verzeichnis, wird zur Voranzeige des UDF direkt die prt-Datei in Farbe verwendet. 2. Anwenderstandards Datei ⇨ Dienstprogramme ⇨ Anwenderstandards ⇨ Gateway ⇨ Wiederverwendungsbibliothek ⇨ Register UDF-Bibliothek ⇨ UDF-Bibliotheken, NX ohne Teamcenter-Verbindung ⇨ Eintragen von Eigene UDF|C:\NX-Eigene-UDF Der Ausdruck vor dem Verkettungszeichen (|) stellt den Namen in der Wieder- verwendungsbibliothek dar, der zweite Ausdruck verweist auf den Speicherort der UDF-Dateien. 5.2 UDF für eine Passfedernut 105 3. NX neu starten Nach der Änderung der Anwender- standards muss NX neu gestartet wer- den. 4. UDF Anwenden Das UDF kann jetzt selbstständig über die Wiederverwendungsbiblio- thek ausgewählt und angewendet wer- den. ⇨ UDF-Bibliothek ⇨ Eigene UDF ⇨ Elementauswahl 106 5 User Defined Features (UDF) IV. Nachträgliches Bearbeiten des UDF Bereits erstellte UDF können auch im Nachhinein bearbeitet werden. Um dies zu zeigen, soll nun die Eingabe des Parameters für die Nuttiefe (t1) auf die fol- genden Werte begrenzt werden: 1,2; 1,8; 2,5; 3; 3,5; 4; 5. 1. Öffnen der UDF-Datei Datei ⇨ Passfedernut_A_u_B.prt Im Teile-Navigator der UDF-Datei sind die Informationen der UDF-De- finition als Formelement abgelegt. ⇨ Passfedernut Form A u. B 2. Öffnen des UDF ⇨ Doppelklick auf Passfedernut Form A u. B Der Name und der Teilename eines UDF lassen sich nach der Erstellung nicht mehr ändern. 3. Ausdrücke ⇨ t1 ⇨ Nach Optionen Wertoptionen: 1.2 1.8 2.5 3 3.5 4 5 ⇨ Fertig ⇨ UDF Dialog beenden 4. Datei speichern 5.3 Kontrollfragen 107 5. UDF anwenden Wird das UDF angewendet, kann die Nuttiefe (t1) jetzt über ein Drop- down-Menü ausgewählt werden. 5.3 Kontrollfragen 1. Was sind UDF und wann werden sie verwendet? 2. Auf welche zwei Arten kann die UDF-Bibliothek konfiguriert werden? 3. Wie werden UDF gespeichert? 4. Aus welchen Schritten besteht die Erstellung eines UDF? 5. Wo können UDF für die Anwendung ausgewählt werden? 6. Wie können UDF nachträglich bearbeitet werden? 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM Die digitale Simulation von Produkten (Computer-Aided Engineering, CAE) ist heutzutage ein wichtiger Bestandteil in der Produktentwicklung. Insbeson- dere die zeitlichen und finanziellen Einsparungen, die durch die verminderte Notwendigkeit realer Prototypen erreicht werden, sind ein wesentlicher Grund dafür, dass Simulationen mittels der Finite-Elemente-Methode (FEM), der Nu- merischen Strömungsmechanik (Computational Fluid Dynamics, CFD) und Mehrkörpersystemen (MKS) zu einem wichtigen Bestandteil von CAx-Syste- men geworden sind. In NX sind verschiedene Module zur Durchführung von Simulationen inte- griert. Eine Simulation kann direkt aus der Konstruktion heraus gestartet wer- den, indem die jeweilige Umgebung aufgerufen wird. Der Vorteil solch integrierter Lösungen ist die schnelle Einbindung von Simu- lationen in den Konstruktionsprozess, da die CAD-Daten direkt verwendet wer- den. Schnittstellenprobleme und Datenverluste, welche z. B. beim Austausch neutraler Datenformate auftreten können, werden somit vermieden. Jedoch bie- ten CAx-Systeme mit integrierten Simulationsumgebungen oftmals nicht den gleichen Funktionsumfang wie reine Simulationslösungen. Jedoch wird die Be- deutung integrierter Lösungen zunehmend größer. 6.1 Grundlagen Zur erfolgreichen Durchführung erster Simulationen ist ein gewisses Grund- wissen notwendig. In den folgenden Abschnitten werden hierzu die wesentli- chen Grundlagen erläutert. Für weiterführende Informationen wird auf ein- schlägige Literatur zu dieser Thematik verwiesen. I. Generelle Vorgehensweise Eine Finite-Elemente-Analyse (FEA) besteht in der Regel aus den folgenden Schritten: • Preprocessing: - Geometrieaufbereitung, Idealisierung - Vernetzung - Aufbringen von Lasten und Zwangsbedingungen (z. B. Einspannungen) • Solving: Berechnen der numerischen Lösung • Postprocessing: Ergebnisauswertung An diesem Ablauf orientieren sich auch die in diesem Kapitel verwendeten Bei- spiele. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature2019 NX 12 für Fortgeschrittene – kurz und bündig, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24773-7_6 S. Vajna (Hrsg.), http://crossmark.crossref.org/dialog/?doi=10.1007/978-3-658-24773-7_6&domain=pdf 6.1 Grundlagen 109 Abschließend ist es immer empfehlenswert, eine Plausibilitätsbetrachtung durchzuführen. Hierzu kann die numerisch berechnete Lösung überschlagsmä- ßig analytisch nachgerechnet oder die Größe der Ergebnisse anhand von Erfah- rungswerten überprüft werden. Es sollte sich immer die Frage gestellt werden: Macht die Lösung Sinn? II. Elemente In NX steht eine Vielzahl verschiedener Elementarten zur Diskretisierung (Ver- netzung) des CAD-Modells zur Verfügung. Finite Elemente können hinsicht- lich ihrer Dimension (1D, 2D, 3D) und hinsichtlich ihrer Ansatzfunktion (li- near, quadratisch, kubisch, …) unterschieden werden. Dreiecke Tetraeder Vierecke Pentaeder Hexaeder Quadratisch 3D-Elemente Linear 2D-Elemente 1D-Elemente 110 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM Die Wahl der Elemente hängt vom Einzelfall ab und kann nicht pauschalisiert werden. Es kann aber eine grobe Empfehlung gegeben werden [2]: • Ziel einer Volumenvernetzung sollte immer ein Hexaeder-Netz sein (linear oder quadratisch). • Hexaeder-Elemente (linear oder quadratisch) erzielen eine bessere Ergebnis- qualität bei gleichem numerischen Aufwand, jedoch ist der Vernetzungsauf- wand oft höher. • Tetraeder-Elemente können bei automatischer Vernetzung eingesetzt wer- den sowie im Rahmen der adaptiven (Neu-)Vernetzung. Hier sollte in jedem Fall ein quadratischer Ansatz gewählt werden. • Lineare Tetraeder-Elemente sollten aufgrund ihres steiferen Verhaltens ver- mieden und höchstens als Füllelemente (in einem Hexaeder-Netz) in unkri- tischen Bereichen eingesetzt werden. • Flächentragwerke und dünnwandige Strukturen, z. B. Blechbauteile, sollten durch Schalenelemente (2D) diskretisiert werden. Die Faustregel, ob ein Bauteil eine dünnwandige Struktur darstellt und somit 2D- oder 3D-Ele- mente verwendet werden, lautet: Wandstärke < 1/15 (max. 1/10) der maximalen Bauteilabmessungen Hierbei sollten Vierecks-Elemente verwendet werden. Die Vernetzung kann dabei auch automatisch erfolgen. • Verzerrte Vierecke können durch eine Mischung mit bis zu ca. 10 % Drei- eckselementen vermieden werden. Einsatz linearer Elemente: • Kontaktprobleme: Der Kontaktdruck wird gleichmäßig auf die Knoten ver- teilt. • Explizit dynamische Fragestellungen, z. B. Crashsimulationen • Umformsimulationen, da quadratische Elemente bei extremen Verzerrungen leichter kollabieren können. Lineare Elemente sind vergleichsweise unempfindlich gegenüber verzerrten Netzen. Bei einem reinen Zugversuch würde sogar ein lineares Element ausrei- chen. Die Analyse benötigt zudem weniger Rechenzeit als bei quadratischen Elemen- ten, da die Bandbreite der Steifigkeitsmatrix geringer ist. Bei einer Verfeine- rung verbessern sich die Eigenschaften eines linearen Netzes. 6.1 Grundlagen 111 Einsatz quadratischer Elemente: • Spannungsprobleme: Spannungen und Dehnungen (Ableitung der Verschie- bungen) sind von einer Ordnung ungenauer als die Verschiebungen. • Biegedominierte Probleme: kein Locking oder Hourglassing • Lineare Dynamik, z. B. Eigenfrequenzanalysen • Bei quadratischen Elementen reicht ein gröberes Netz aus. Es darf allerdings nie vergessen werden, dass der größte Kostenfaktor vor dem Rechner sitzt. Bei komplizierter Geometrie ist es daher oftmals effizienter, quadratische Tetraeder-Elemente zu verwenden und die beim Vernetzen einge- sparte Zeit in ein feineres Netz und somit eine längere Berechnungszeit zu in- vestieren. Um den Einfluss des verwendeten Netzes auf die Ergebnisse einer Analyse zu untersuchen, kann eine Konvergenzanalyse durchgeführt werden. Hierbei wird die Simulation jeweils mit unterschiedlichen Elementgrößen durchgeführt. Werden die Ergebnisse gegenüber der Knotenanzahl aufgetragen, ist zu sehen, dass die Spannungen gegen einen bestimmten Wert konvergieren. Die Knoten- anzahl ist hier nahezu proportional zur Berechnungszeit. Somit kann das für das bestimmte Problem zu verwendende Netz ermittelt werden. In diesem Fall konvergiert die maximale Spannung nach v. Mises gegen einen Wert von ca. 370 MPa. Ein quadratisches Netz mit einer Elementkantenlänge von 1 mm ist hierbei ausreichend, um dieses Ergebnis abzubilden. Mit linearen Elementen würde dieses Ergebnis erst durch eine deutlich feinere Vernetzung erzielt werden. 300 320 340 360 380 400 0 400000 800000 1200000 m ax .S pa nn un g v. M is es [M Pa ] Knotenanzahl lineare E. quadrat. E. 1 mm 0,4 mm 3 mm 5 mm 1 mm Elementkantenlänge3 mm 5 mm 0,4 mm 112 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM III. Häufige Fehler Im Folgenden werden die am häufigsten auftretenden Fehler beschrieben. Beim Erstellen der ersten eigenen Simulationsmodelle kann diese Übersicht auch als abschließende Checkliste zur Modellüberprüfung verwendet werden. Häufig auftretende Fehler sind [2]: • Kein Material vorhanden: In den Properties (dt. Eigenschaften) ist kein Material vergeben. • Starrkörperverschiebungen: Abbruch der Analyse aufgrund fehlender Randbedingungen. Dies kann z. B. aus einem offenen Kontakt oder zumindest schlechter Konvergenz mit mehr- deutigen Lösungen resultieren. Die Fehlermeldung deutet auf Zero Pivot hin (Keine Steifigkeit eines Hauptdiagonalelements der Steifigkeitsmatrix). • Überrechnung von Stabilitätspunkten: Die Warnung vor negativen Eigenwerten wird ignoriert bzw. falsch interpre- tiert. Dies kann auch bei Kontaktproblemen auftreten. • Starrkörpersimulation: Wird die Steifigkeit einzelner Modellteile um mehrere Größenordnungen er- höht, können numerische Probleme in Form von kleinen Differenzen großer Zahlen auftreten. Besser ist hier die Verwendung echter Starrkörper. • Entartete Elemente: Diese sind vor allem an Stellen problematisch, an denen Spannungen ausge- wertet werden. • Statische Analyse von (komplexen) Kontaktproblemen: Vor allem bei Stick-Slip-Effekten (dt. Haft-Gleit-Effekte) oder großflächi- gen Kontakten sind quasistatische Analysen deutlich effizienter. • Überbestimmtheit: Mehrfache Eliminierung von Freiheitsgraden durch Kontakte, Randbedin- gungen, Starrkörper und andere Kopplungen. 6.1 Grundlagen 113 IV. Vorgehensweise in NX In NX werden dem Anwender verschiedene Simu- lationsumgebungen bereitgestellt, die sowohl FEM, CFD- und MKS-Simulationen beinhalten. Der CAE-Funktionsumfang von NX wird seit der Version 11 zudem in dem eigenständigen Simulati- onssystem Simcenter 3D zusammengefasst. Simcenter stellt eine einheitliche, offene und erwei- terbare Umgebung für 3D-CAE-Simulationen dar, welche sowohl eigenständig (Standalone), als auch in NX integriert verwendet werden kann. In der Anwendung ergeben sich keine Unter- schiede, ob eine Simulation in Simcenter oder in NX durchgeführt wird. In den folgenden Beispielen werden alle Simulationen aus NX heraus gestartet. In der Pre/Post-Umgebung (vormals Advanced Simulation) wird innerhalb von NX das Pre- und Postprocessing durchgeführt. Das Solving übernimmt ein ex- tern angesprochenes Programm (Solver). Für das Solving können verschiedene FEM-Solver verwendet werden. Aus der Siemens PLM Produktreihe steht mit NX Nastran ein leistungsfähiger Solver zur Verfügung, welcher auch direkt aus der Pre/Post-Umgebung heraus gestar- tet werden kann. Eine Alternative zur Pre/Post-Umgebung ist die Design Simulation-Umgebung. Diese stellt einen reduzierten Funktionsumfang speziell für den Einsatz in der Konstruktion zur Verfügung. Der Aufruf der Umgebung erfolgt über Alle An- wendungen. Aufgrund der günstigeren Lizenz ist diese in vielen Lizenzpaketen bereits enthalten. In den folgenden Beispielen wird aufgrund des breiteren Funktionsumfanges ausschließlich die Pre/Post-Umgebung verwendet. SimulationsdateienEntgegen des bisher bekannten Konzeptes, ein zentrales Dateiformat für alle Anwendungen zu verwenden (prt), kommen in der Pre/Post-Umgebung von NX zusätzliche Dateiformate zum Einsatz. Eine FEM-Simulation besteht dabei immer aus einer Simulationsdatei (sim), welche die Lastfälle, Lasten und Zwangsbedingungen enthält. In die Simulati- onsdatei ist die FEM-Datei (fem) eingebunden. Die FEM-Datei beinhaltet das FE-Netz und bindet die Part-Datei des CAD-Modells (prt) ein. Alle Dateien sind hierarchisch über das Master-Modell-Konzept miteinander verbunden (s. Abschnitt 1.2). 114 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM Wahlweise kann auch ein idealisiertes Teil zwischen dem CAD-Modell und der FEM-Datei verwendet werden. In diesem idealisierten Teil kann die Geometrie des Bauteils idealisiert bzw. vereinfacht werden, ohne dass die ursprüngliche Geometrie verändert wird. So können z. B. Radien oder kleine Bohrungen ent- fernt werden, die bei der FE-Analyse nicht berücksichtigt werden sollen. Die Hierarchie der Dateien zueinan- der ist ähnlich der Struktur von Bau- gruppen. Mit einem Doppelklick kann in die jeweiligen Dateien ge- wechselt werden. Die FEM-Datei ist keine Baugruppe und enthält keine Komponenten. Sie ver- weist lediglich auf das CAD-Modell bzw. das idealisierte Teil. Das idealisierte Teil entspricht einer Baugruppe, welche das CAD-Modell als Komponente ent- hält. In der FEM-Datei wird die Geometrie aus dem CAD-Modell bzw. aus dem idealisierten Teil als Polygongeometrie eingebunden. Diese Polygongeometrie ist auch im Simulationsnavigator sichtbar. Simulationsnavigator Alle Elemente des Simulationsmo- dells werden in NX im Simulations- navigator abgelegt. In der FEM-Datei werden nach der Vernetzung ein sog. Sammler (hier: 2D-Kollektoren) und ein Netzcontai- ner (hier: ThinShell(1)) erzeugt. Für den Netzcontainer können dann die physikalischen Eigenschaften (z. B. Elementstärke und Material) definiert werden. Die in der Simulationsdatei erstellten Lasten und Zwangsbedingungen wer- den ebenfalls in eigenen Containern ablegt. Unter Solution bzw. Subcase werden die für den jeweiligen Lastfall be- rücksichtigten Lasten und Zwangsbe- dingungen aufgeführt. 6.2 FE-Simulation eines einfachen Blechteils 115 Innerhalb einer Solution können verschiedene Subcases definiert werden. Diese beinhalten dann jeweils die gleichen Zwangsbedingungen, aber verschiedene Lasten. Soll ein Bauteil mit unterschiedlichen Zwangsbedingungen simuliert werden, müssen verschiedene Solutions erstellt werden. Mit einem Doppelklick können die jeweiligen Elemente jederzeit editiert wer- den. 6.2 FE-Simulation eines einfachen Blechteils Bei der Berechnung dünnwandiger Strukturen werden in der Regel Schalenele- mente (2D) verwendet. Als Faustregel für den Verwendung von Schalenele- menten gilt: Wandstärke < 1/15 (max. 1/10) der max. Bauteilabmessungen [2]. Um zunächst ein Grundverständnis von Schalenelementen zu erlangen, wird im folgenden Beispiel ein einfa- ches Blech auf Biegung belastet. Vorgehensweise: I. Erstellen des CAD-Modells II. Preprocessing III. Solving IV. Postprocessing Das Erstellen des CAD-Modells und die FE-Simulation sind vollständig als Video verfügbar. I. Erstellen des CAD-Modells 1. Neue Datei Dateiname ⇨ Blech 2. Skizze ⇨ XY-Ebene ⇨ Erzeugen einer Linie kollinear zur X-Achse Länge ⇨ 40 mm 3. Extrudieren Richtung ⇨ Y-Achse Abstand ⇨ 100 mm Körpertyp ⇨ Fläche http://static.springer.com/sgw/documents/1644921/video/mp4/6_2_FEM-Simulation_Blechteil.mp4 http://static.springer.com/sgw/documents/1644921/video/mp4/6_2_FEM-Simulation_Blechteil.mp4 116 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM 4. Verschieben der Skizze auf Layer 21 5. Ausblenden der Layer 21 und 61 6. Speichern II. Preprocessing 1. Wechsel in die Pre/Post-Umgebung Datei ⇨ Pre/Post 2. Neue FEM und Simulation ⇨ RMT auf Blech.prt ⇨ Neue FEM und Simulation Die beiden folgenden Dialoge können mit den Standardeinstellungen bestä- tigt werden. In den meisten Fällen sind die Stan- dardeinstellungen in NX für die Durchführung einer ersten Simula- tion ausreichend und führen schnell zu einem Ergebnis. Je nach Komplexität des zu lösenden Problems können bzw. müssen diese auch verändert werden. Nach der Bestätigung der beiden Dia- loge werden die für die Simulation benötigten Dateien (s. Abschnitt 6.1) erzeugt und die FEM-Datei geöffnet. 6.2 FE-Simulation eines einfachen Blechteils 117 3. 2D-Netz ⇨ Fläche auswählen Typ ⇨ CQUAD4 Elementgröße ⇨ 10 mm Bei der Vernetzung können verschiedene Elementtypen ausgewählt werden. Die wichtigsten 2D-Elemente sind dabei CQUAD4, CQUAD8, CTRIA3 und CTRIA6. Die Zahl beschreibt jeweils die Anzahl der Elementknoten, also ob es sich um lineare oder quadratische Elemente handelt (s. Abschnitt 6.1). Mit der Vernetzung wurde in der Gruppe 2D-Kollektoren automatisch der Netzkollektor ThinShell(1) er- stellt. Netzkollektoren stellen eine Samm- lung von FE-Netzen dar, für die ge- sammelt die gleichen physikalischen Eigenschaften definiert werden, z. B. Material und Wandstärke. Ein Netz- kollektor bildet somit die Verbindung zwischen den physischen Eigenschaf- ten und einem FE-Netz. 4. Physikalische Eigenschaften ⇨ PSHELL1 auswählen ⇨ Bearbeiten ⇨ Material auswählen Material 1 ⇨ Steel In der Materialliste können über RMT auf ein Material ⇨ Informationen die hinterlegten Daten des Materials ein- gesehen werden. Wird beim Material Übernommen gewählt, werden die Materialinfor- mationen aus dem CAD-Modell über- nommen, sofern dort ein Material vergeben wurde. Standardstärke ⇨ 5 118 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM 2D-Elemente müssen immer mit einer Elementstärke versehen werden. Diese wird dann beim Solving berücksichtigt. Das Element stellt in der Standardein- stellung die neutrale Faser dar. Es kann aber auch mit einem Offset gearbeitet werden. 5. Darstellung bearbeiten Die eingestellte Elementstärke eines Netzcontainers kann auch im Grafikbe- reich dargestellt werden. ⇨ RMT auf ThinShell(1) ⇨ Darstellung bearbeiten ⇨ Elementstärke und -Offset aktivieren Für die Weiterarbeit wird die Elementdarstellung wieder selbstständig auf die ursprüngliche Darstellung zurückgesetzt. 6. Wechsel in die Simulation ⇨ Doppelklick auf Blech_sim1 in der Simulationsdateiansicht Alternativ: ⇨ RMT auf Blech_fem1.fem im Simulationsnavigator ⇨ Simulation anzeigen ⇨ Blech_sim1.sim In der Simulationsdatei werden folgend die Zwangsbedingungen und Lasten definiert. 7. Zwangsbedingungstyp ⇨ Feste Zwangsbedingung Objekt auswählen ⇨ Vordere Kante Alle Freiheitsgrade der Knoten auf dieser Kante sind nun fixiert. 8. Ändern der Darstellung ⇨ RMT auf Fixed(1) ⇨ Darstellung bearbeiten ⇨ Erweitert Durch die erweiterte Darstellung ist besser zu erkennen, welche Knoten festge- halten werden. Zudem kann über den Maßstab auch die Größe der Symbole geändert werden. 6.2 FE-Simulation eines einfachen Blechteils 119 9. Lasttyp ⇨ Kraft Typ ⇨ Betrag und Richtung Objekt auswählen ⇨ Hintere Kante Kraft ⇨ 100 N Richtung ⇨ negative Z-Achse ⇨ Ggf. Richtung umkehren Die Kraft wird somit auf alle Knoten der Kante verteilt. 10. Ändern der Darstellung ⇨ RMT auf Force(1) ⇨ Darstellung bearbeiten ⇨ Erweitert Wenn eine Kante oder eine Fläche ausgewählt wird, so wird die Kraft immer auf die dazugehörigen Knoten verteilt. An den äußeren Knoten wird in diesem Fall nur der halbe Kraftbetrag angetragen. 11. Alle speichern Das Berechnungsmodell ist somit vollständig erstellt und wird im nächsten Schritt berechnet. III. Solving 1. Berechnen Über diesen Dialog wird das geöff- nete Modell berechnet. Im Dropdown-Menü Übergeben kann alternativ zur direkten Berechnung auch eine separate Solver-Eingabeda-tei erstellt werden (z. B. für eine spä- tere Berechnung) oder eine bereits er- stellte Solver-Eingabedatei berechnet werden. Weiterhin können noch einmal die anfangs eingestellten Lösungsattribute oder weitere solver-spezifische Parameter und Optionen bearbeitet werden. 120 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM 2. Lösungsattribute bearbeiten ⇨ Case Control Ausgabeanforderungen bearbeiten Hier können verschiedene Ausgabe- anforderungen definiert werden. Für die folgende Simulation werden die Spannungen und die Verschiebun- gen (Displacement) des Bauteiles be- nötigt. Diese Ausgabeanforderungen sind in der Regel bereits standardmäßig ein- gestellt. Es können auch selbstständig zusätz- liche Ausgabeanforderungen defi- niert werden. Weiterhin kann das Dateiformat (Ausgabemedium) der jeweiligen Berech- nungsergebnisse ausgewählt werden. Hierbei stehen verschiedene Dateifor- mate zur Verfügung: Bezeichnung Engl. Bezeichnung Ausgabedatei Drucken Print f06-Datei (ASCII) Stanzen Punch pch-Datei (ASCII) Plot Plot op2-Datei (binär) Für die Ergebnisauswertung in NX wird die op2-Datei verwendet. Diese enthält die Berechnungsergebnisse in binärer Form und wird standardmäßig erstellt. Alle Ergebnisdateien werden im gleichen Verzeichnis wie das Modell gespei- chert. 6.2 FE-Simulation eines einfachen Blechteils 121 3. Solver-Parameter bearbeiten ⇨ Arbeitsspeicher einstellen Speicher ⇨ 2000MB Je nach zur Verfügung stehendem Ar- beitsspeicher kann der von NX Nastran bei der Berechnung maximal verwendete Arbeitsspeicher einge- stellt werden, was insbesondere bei sehr großen Modellen mit vielen Ele- menten sinnvoll ist. Bei der Speicherfestlegung darf kein Leerzeichen verwendet werden. ⇨ CPU einstellen Weiterhin kann die Anzahl der zu ver- wendenden Prozessorkerne einge- stellt werden. Parallel ⇨ 2 4. Erweiterte Solver-Optionen bearbeiten ⇨ Ausgabedateieinheiten Einheiten (Kraft)(Länge)(Masse) ⇨ (N)(mm)(tonne) Diese Einheiten werden in der Regel bei FE-Analysen verwendet. Die Einheiten in einem FE-System sind immer konsistent zueinander zu halten. Die Wahl der Einheiten ist für die Solver-Eingabedatei und für die Ergebnis- datei relevant. In der Pre/Post-Umgebung von NX werden die Einheiten auto- matisch umgerechnet. 5. Berechnung starten Die Bestätigung des Dialoges mit OK startet die Berechnung. 122 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM IV. Postprocessing 1. Postprozessing-Navigator Für die Ergebnisanalyse wird in den Postprozessing-Navigator gewechselt. 2. Ergebnisse laden ⇨ RMT auf Structural ⇨ Laden Alternativ: ⇨ Doppelklick auf Structural 3. Auswerten von Verschiebungen ⇨ Doppelklick auf Displacement - Knoten Die maximale Verschiebung am Ende des Bleches beträgt 0,377 mm. Wird im Postprozessing-Navigator der Eintrag Displacement - Knoten erweitert, können auch die Verschie- bungskomponenten in X-, Y-, Z-Rich- tung angezeigt werden. 6.2 FE-Simulation eines einfachen Blechteils 123 4. Auswerten von Spannungen ⇨ Doppelklick auf Spannung - Element Die maximale Spannung an der Einspannung beträgt 54,1 MPa. Die ungleich- mäßige Verteilung der Spannungen im Bereich der Einspannung ist der un- gleichmäßigen Kraftverteilung an den Eckknoten geschuldet. 5. Position der Spannungen Die Abbildung zeigt die Spannungen an der Elementoberseite. Bei Schalenelementen können die Spannungen an verschiedenen Stellen der Schale ausgewertet werden. Diese Einstellungen werden im Dialog der PP-Ansicht vorgenommen. PP-Ansicht bearbeiten Alternativ: ⇨ Doppelklick auf Post View 1 im Postprozessing-Navigator ⇨ Register Ergebnis Schale ⇨ Maximum Somit werden die jeweils maximalen auftretenden Spannungen angezeigt. Die Option Knotenkombination Mittig (Kombinieren bei ⇨ Knoten) sollte ver- mieden werden, da hier aus den berechneten Spannungen der Durchschnitt ge- bildet wird und somit evtl. hohe Spannungen weggefiltert werden. 124 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM Die Spannungen an den Element-Knoten können nur bei quadratischen Ele- menten (z. B. CTRIA6 oder CQUAD8) berechnet werden. Da hier aufgrund der höheren Elementordnung mehrere Spannungswerte für ein Element vorliegen, können die Spannungswerte für die Elementknoten im Postprocessing berech- net werden. Die Spannungen können an den Knoten eines Elements durchaus höher sein als in der Mitte des Elements. Daher sollten die Spannungen an den Elementknoten immer kontrolliert werden, sofern quadratische Elemente verwendet werden. 6. Anpassen der Legende ⇨ PP-Ansicht bearbeiten (alternativ: Doppelklick auf Post View 1) ⇨ Register Legende Legendenextremwerte ⇨ Angegeben Somit können die Minimal- und Maximalwerte der Legende verändert werden. 7. Markieren der Maximalwerte ⇨ Aktivieren der Beschriftungen un- ter Post View 1 im Postprozes- sing-Navigator Mit RMT auf die jeweilige Beschrif- tung im Postprozessing-Navigator kann diese bearbeitet werden. Weiterhin können auch eigene Be- schriftungen erstellt werden Register Ergebnisse ⇨ Neue Beschriftung 8. Animieren Die Ergebnisse der statischen Rech- nung können auch animiert werden. ⇨ Register Ergebnisse ⇨ Animieren Anzahl der Umrahmungen ⇨ 20 ⇨ Vollständiger Zyklus aktivieren ⇨ Wiedergeben Da die Ergebnisse einer linearen statischen Simulation nicht zeitabhängig, son- dern nur statisch vorliegen, werden sie für die Animation interpoliert. Die Er- gebnisse dürfen daher nicht mit einer zeitabhängigen transienten Simulation verwechselt werden. 6.3 FE-Simulation eines Tankbehälters 125 9. Zurück an die Ausgangsposition Dadurch wird die Darstellung der Ergebnisse beendet und das Simulationsmo- dell kann wieder bearbeitet werden. Die Ergebnisse bleiben jedoch weiterhin im Speicher geladen. 10. Ergebnisse aus Speicher entfernen Alternativ können die Ergebnisse auch aus dem Speicher entfernt wer- den, bevor das Simulationsmodell be- arbeitet wird. Dies ist insbesondere bei großen Modellen sinnvoll. ⇨ RMT auf Structural ⇨ Aus Speicher entf. 6.3 FE-Simulation eines Tankbehälters In diesem Abschnitt wird ein Tankbehälter unter einem gleichmäßigen Innen- druck simuliert. Dabei werden ebenfalls Schalenelemente verwendet. Es wird aufgezeigt, wie die Wandstärke der Schalenelemente direkt aus dem 3D-Volu- menmodell übernommen werden kann. Dazu wird das idealisierte Teil als Schnittstelle zwischen dem CAD-Modell und der FEM-Datei verwendet. Die generelle Vorgehensweise ist zum größten Teil analog zur Vorgehensweise in Abschnitt 6.2 und wird daher nicht noch einmal erläutert. I. Erstellen des CAD-Modells Zunächst wird das CAD-Modell des Tankbehälters erstellt. Dazu kann nach der folgenden Anleitung vorgegangen oder der Tank selbstständig anhand der Zeichnung modelliert werden. 126 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM 1. Neue Datei Dateiname ⇨ Tank 2. Skizze ⇨ YZ-Ebene 3. Drehen Achse ⇨ Y-Achse 4. Bezugsebene Planare Referenz ⇨ XY-Ebene Abstand ⇨ 70 mm 5. Skizze ⇨ Erzeugte Bezugsebene 6. Extrudieren ⇨ Skizze auswählen Richtung ⇨ negative Z-Achse Start ⇨ 0 Ende ⇨ Bis zum nächsten Boolesche Op. ⇨ Vereinigen 7. Kantenverrundung ⇨ Äußere Kreiskanten auswählen Radius 1 ⇨ 15 mm 6.3 FE-Simulation eines Tankbehälters 127 8. Schale Stärke ⇨ 2 mm Alternative Stärke am Einfüllstutzen: Stärke 1 ⇨ 4 mm 9. Bezugsebene Planare Referenz ⇨ XZ-Ebene Abstand ⇨ 60 mm 10. Skizze ⇨ Erzeugte Bezugsebene ⇨ Erstellen der geschlossen Kontur des Fußes 11. Extrudieren ⇨ Skizze auswählen Ende ⇨ Symmetrischer Wert Abstand ⇨ 4 mm 12. Formelement spiegeln Formelement ⇨ Extrudieren Ebene ⇨ XZ-Ebene 13. Auf Layer verschieben ⇨ Verschieben der Skizzen auf Layer 21, Ebenen auf Layer 6114. Ausblenden der Layer 21 und 61 15. Speichern 128 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM II. Preprocessing Aufbereiten der Geometrie Der Behälter stellt ein Volumenmodell dar. Um ein Schalennetz zu erzeugen, muss das Modell als Flächenmodell vorliegen. Hierzu wird es zunächst auf seine Mittelflächen reduziert. Die Mittelflächen werden in dem idealisierten Teil erzeugt. Das Volumenmodell bleibt somit unverändert. 1. Wechsel in die Pre/Post-Umgebung Datei ⇨ Pre/Post 2. Neue FEM und Simulation ⇨ RMT auf Tank.prt ⇨ Neue FEM und Simulation ⇨ Idealisiertes Teil erzeugen aktivieren ⇨ Bestätigen der beiden Dialoge mit OK 3. Wechsel in das idealisierte Teil ⇨ Doppelklick auf Tank_fem1_i in der Simulationsdateiansicht Die Warnung nach dem Wechsel in das idealisierte Teil kann zunächst ignoriert und bestätigt werden. Diese sagt lediglich aus, dass zu diesem Zeitpunkt das idealisierte Teil noch leer ist. Vor der Verwendung muss die Geometrie stets zuerst in das idealisierte Teil eingefügt bzw. verlinkt werden. Dazu stehen im Register Startseite die Funkti- onen Anheben und WAVE zur Verfügung. 6.3 FE-Simulation eines Tankbehälters 129 4. Anheben ⇨ Volumenkörper des Tanks auswählen Der angehobene Körper ist somit im Teile-Navigator sichtbar und der Tank kann im idealisierten Teil ver- wendet werden. 5. Mittelfläche durch Flächenpaare ⇨ Volumenkörper auswählen ⇨ Flächenpaare automatisch erzeugen Der Volumenkörper wird automa- tisch ausgeblendet und das Mittelflä- chenmodell wird angezeigt. Die automatische Erzeugung von Flächenpaaren funktioniert in der Regel recht gut bei konstanten Wandstärken. Weist das Modell eine variable Wand- stärke und Wandstärkenübergänge auf, müssen die Flächenpaare ggf. manuell definiert werden. 6. Wechsel in die FEM-Datei ⇨ Doppelklick auf Tank_fem1 in der Simulationsdateiansicht im Simulationsnavigator Alternativ: ⇨ RMT auf Tank_fem1_i.prt im Simulationsnavigator ⇨ FEM anzeigen ⇨ Tank_fem1.fem 130 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM 7. Ausblenden des Volumenkörpers Die Mittelflächen wurden dem Mo- dell automatisch hinzugefügt. Der Volumenkörper wird für die Be- rechnung nicht benötigt und kann ausgeblendet oder gelöscht werden. 8. Kante zusammenfügen Bevor das Modell vernetzt wird, sollte überprüft werden, ob die Flä- chen verbunden sind. Freie Kanten werden hierbei pink dargestellt. Die freien Kanten zwischen den Flä- chen müssen verbunden werden. ⇨ Alle Flächen auswählen ⇨ Anwenden Die Flächen der Füße und des Einfüll- stutzens werden mit der Hauptfläche des Tanks verbunden. Es existieren somit keine pinkfarbenen Kanten mehr zwischen diesen Flächen. Durch das Verbinden der Kanten wird bei der späteren Vernetzung sicherge- stellt, dass auch die Netze auf den Flächen miteinander verbunden sind. Vernetzen und Netzeigenschaften 9. 2D-Netz ⇨ Flächen des Behälters wählen Typ ⇨ CQUAD4 Elementgröße ⇨ 2 mm Zielkollektor ⇨ Automatisch erzeu- gen aktivieren 6.3 FE-Simulation eines Tankbehälters 131 10. 2D-Netz ⇨ Fläche des Einfüllstutzens wählen Typ ⇨ CQUAD4 Elementgröße ⇨ 2 mm Zielkollektor ⇨ Automatisch erzeu- gen deaktivieren Netzkollektor ⇨ ThinShell(1) 11. 2D-Netz ⇨ Flächen der Füße auswählen Typ ⇨ CQUAD4 Elementgröße ⇨ 2 mm Zielkollektor ⇨ Automatisch erzeu- gen deaktivieren Netzkollektor ⇨ ThinShell(1) Im Bereich des Stutzens sind auf- grund der Kante erfahrungsgemäß erhöhte Spannungen zu erwarten. Vor allem bei solchen sensiblen Be- reichen sollte ein homogenes Netz von guter Qualität angestrebt wer- den. Entartete Elemente sollten hier besonders vermieden werden (s. Ab- schnitt 6.1). Mit der Funktion Netzeinstellung steht eine Vielzahl von Funktionen zur Steu- erung des Netzes zur Verfügung, wodurch die Elementqualität verbessert wer- den kann. 12. Netzeinstellung Dichtetypen ⇨ Schweißreihe Auswahl ⇨ Kante am Stutzen wählen Fläche ⇨ Mantelfläche des Behälters wählen Layer-Tiefe ⇨ 6 Anzahl der Layer ⇨ 3 132 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM 13. Aktualisieren des FEM-Modells Nach dem Hinzufügen der Netzein- stellung muss das Netz aktualisiert werden. ⇨ RMT auf Tank_fem1.fem ⇨ Aktualisieren Durch die Aktualisierung findet eine Neuvernetzung statt, bei der die Netz- steuerung berücksichtigt wird. Mit einem homogenen Netz von guter Qualität können z. B. die Spannungen an einer Schweißnaht entlang einer Kante besser beurteilt werden. Die Elementstärke soll im Folgenden aus den Stärkeinformationen der Mittel- flächenfunktion des idealisierten Teils abgeleitet werden. Auf diese Weise lassen sich sehr schnell assoziative Flächenmodelle und Mo- delle mit variablen Wandstärken erzeugen. Die Stärkeinformationen werden dabei später in der Nastran-Solver-Eingabedatei automatisch für jeden Ele- mentknoten einzeln definiert. 14. Verknüpfte Netzdaten bearbeiten ⇨ RMT auf 2d_mesh(1) (in ThinShell(1) innerhalb von 2D-Kollektoren im Simulations- navigator) ⇨ Verknüpfte Netzdaten bearbeiten Stärkeursprung ⇨ Mittelfläche Stärkeprüfungstyp ⇨ An jedem Knoten ⇨ Wiederholen dieses Schrittes für alle weiteren Netzbereiche in ThinShell(1) 6.3 FE-Simulation eines Tankbehälters 133 15. Analyse der Elementstärke ⇨ RMT auf 2D-Kollektoren ⇨ Stärke-Konturdiagramme Für die Füße und den Stutzen hat die Übernahme der Stärke aus den Mittel- flächen sehr gut funktioniert. Für den Behälter ergeben sich leichte Abwei- chungen. Diese sind an der minima- len Wandstärke von 1,900 zu erken- nen. Um dies zu beheben, wird für den Tank und die Schweißreihe der Stärkeprü- fungstyp durchschnittliche Formelementstärke verwendet. 16. Verknüpfte Netzdaten bearbeiten ⇨ RMT auf 2d_mesh(1) ⇨ Verknüpfte Netzdaten bearbeiten Stärkeprüfungstyp ⇨ Durchschnittliche Formelementstärke ⇨ Wiederholen dieses Schrittes für 2d_mesh_WeldRow(1) 17. Stärke-Konturdiagramme Die Elementstärke ist nun für den ge- samten Tankbehälter bei 2 mm. 18. Zu Modell zurückkehren Somit wird die Anzeige der Element- stärke beendet. Mit Hilfe der Übernahme der Stärkeinformationen aus den Mittelflächen ist es möglich, verschiedene Stärkebereiche innerhalb einer Property (PSHELL) zu erzeugen. 19. Physikalische Eigenschaften ⇨ RMT auf ThinShell(1) ⇨ Bearbeiten ⇨ Schaleneigenschaft ⇨ PSHELL1 Der gesamte Netzcontainer hat die Schaleneigenschaft PSHELL1. Somit besit- zen alle Netzbereiche dieses Containers die gleiche Eigenschaft. 134 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM ⇨ Bearbeiten ⇨ Material auswählen Material 1 ⇨ Steel Das Feld für die Standardstärke bleibt frei, da diese Information bereits durch die Mittelflächen gegeben ist. Lasten und Zwangsbedingungen 20. Wechsel in die Simulation ⇨ Doppelklick auf Tank_sim1 in der Simulationsdateiansicht 21. Zwangsbedingungstyp ⇨ Feste Zwangsbedingung ⇨ Untere Kante des ersten Standfu- ßes auswählen Die Darstellung der Zwangsbedingungen kann selbstständig auf erweitert ge- ändert werden (s. Abschnitt 6.2). 22. Zwangsbedingungstyp ⇨ Benutzerdefinierte Zwangsbedin- gung ⇨ Untere Kante des zweiten Stand- fußes wählen DOF3 ⇨ Fest Die Einträge DOF1-6 beschreiben die 6 Freiheitsgrade der gewählten Knoten. DOF1-3 steht dabei für die translatorischen Freiheitsgrade, DOF4-6 für die rotatorischen. In diesem Beispiel wird also die Verschiebung in Z-Richtung blockiert. Durch die unterschiedlichen Zwangsbedingungen an beiden Füßen des Tanks wird verhindert, dass das Modell überbestimmt ist. 6.3 FE-Simulation eines Tankbehälters 135 23. Lasttyp ⇨ Druck Typ ⇨ Normalendruck auf 2D-Elementen oder 3D-Elementflächen ⇨ Flächen des Behälters und des Einfüllstutzens auswählen Druck ⇨ 1 N/mm^2 (MPa) Der Druck wird auf alle Elemente der ausgewählten Flächen verteilt.24. Überprüfen der Druckrichtung Stimmen die Richtungen des Druckes am Behälter und am Stutzen nicht überein, müssen separate Drucklasten am Behälter und am Stutzen erzeugt werden. Durch die Eingabe eines negativen Wertes wird die Druckrichtung um- gedreht. Der Druck am Behälter und am Ein- füllstutzen soll nach außen wirken. 25. Alle Speichern III. Solving 1. Berechnen 2. CPU und Arbeitsspeicher einstellen Je nach zur Verfügung stehender Hardware können Arbeitsspeicher und CPU selbstständig eingestellt werden (s. Abschnitt 6.2). IV. Postprocessing 1. Postprozessing-Navigator Zur Ergebnisanalyse wird in den Postprozessing-Navigator gewechselt. 136 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM 2. Anpassen der Verformung Die Verformung wird in NX stan- dardmäßig deutlich überhöht darge- stellt. Dies ermöglicht zwar einen gu- ten Überblick über die auftretenden Verschiebungen, ist jedoch nicht im- mer von Vorteil, da die Geometrie stark verzerrt dargestellt wird. Die Darstellung wird daher im Fol- genden angepasst. PP-Ansicht bearbeiten ⇨ Register Verformung Maßstab ⇨ 10 ⇨ Absolut Der Verformung wird nun absolut mit zehnfacher Überhöhung dargestellt. 3. Ausblenden des Netzes ⇨ PP-Ansicht ⇨ Register Anzeige ⇨ Kanten ⇨ Formelement Das Ausblenden des Netzes ist insbesondere bei sehr feiner Vernetzung hilf- reich, um die Ergebnisse besser sichtbar zu machen. 4. Zurück an die Ausgangsposition Alternativ: 5. Ergebnisse aus Speicher entfernen ⇨ RMT auf Structural ⇨ Aus Speicher entf. 6. Alle Speichern 6.4 FE-Simulation eines Kurbelarms In diesem Abschnitt wird der linke Kurbelarm einer Fahrradkurbel simuliert. Dabei wird ein parametrisches CAD-Modell verwendet und speziell auf die Verbindung zwischen CAD- und FEM-Modell eingegangen. Das Video zeigt das Pre- und das Postprocessing sowie das Ändern des CAD-Modells und die erneute Simulation. http://static.springer.com/sgw/documents/1644922/video/mp4/6_4_FEM-Simulation_Kurbelarm.mp4 http://static.springer.com/sgw/documents/1644922/video/mp4/6_4_FEM-Simulation_Kurbelarm.mp4 6.4 FE-Simulation eines Kurbelarms 137 I. Erstellen des CAD-Modells Zunächst wird ein parametrisches CAD-Modell des Kurbelarms gemäß der folgenden Zeichnung erstellt. Alternativ kann das Modell auch im Download- Bereich des Buches heruntergeladen werden (s. Kapitel 1). 1. Neue Datei Dateiname ⇨ Kurbelarm_links 2. Ausdrücke ⇨ Erzeugen der folgenden Ausdrücke: Name Formel Einheiten Dimensionalität Typ A1 30 mm Länge Anzahl A2 20 mm Länge Anzahl B1 24 mm Länge Anzahl B2 14 mm Länge Anzahl B3 4 mm Länge Anzahl D1 10 mm Länge Anzahl D2 12 mm Länge Anzahl 138 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM 3. Skizze ⇨ XZ-Ebene 4. Bezugsebene Typ ⇨ Kurven und Punkte Untertyp ⇨ Punkt u. Ebene/Fläche Punkt ⇨ Mittelpunkt der Kurve Planares Objekt ⇨ YZ-Ebene Zur Auswahl des Mittelpunktes der Kurve sollte in den Fangpunkten Mit- telpunkt gewählt werden. 5. Bezugsebene Typ ⇨ Kurven und Punkte Untertyp ⇨ Punkt u. Ebene/Fläche Punkt ⇨ Mittelpunkt der Kurve Planares Objekt ⇨ YZ-Ebene Die Ebenen erleichtern die Erstellung der folgenden Skizze, da sie als Refe- renzen verwendet werden können. 6. Skizze ⇨ XY-Ebene 6.4 FE-Simulation eines Kurbelarms 139 7. Extrudieren ⇨ Erste Skizze wählen Richtung ⇨ negative Y-Achse ⇨ Ggf. Richtung umkehren Abstand ⇨ 40 8. Extrudieren ⇨ Zweite Skizze wählen Ende ⇨ Symmetrischer Wert Abstand ⇨ 20 Boolesche Op. ⇨ Keine 9. Schnittmenge Ziel ⇨ erster Körper Werkzeug ⇨ zweiter Körper 10. Zylinder ⇨ Vektor angeben ⇨ Y-Achse ⇨ Punkt angeben ⇨ 0;0;0 Durchmesser ⇨ 35 Höhe ⇨ 28-B2 Boolesche Op. ⇨ Vereinigen 11. Kantenverrundung Radius 1 ⇨ 3 12. Bohrung Durchmesser ⇨ 21 Tiefe ⇨ 10 Spitzenwinkel ⇨ 0 140 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM 13. Skizze ⇨ XZ-Ebene ⇨ Erzeugen eines Quadrats (□ 12) 14. Extrudieren ⇨ Skizze wählen Ende ⇨ Symmetrischer Wert Abstand ⇨ 20 Boolesche Op. ⇨ Subtrahieren 15. Formschräge Typ ⇨ Fläche Vektor angeben ⇨ Y-Achse Schrägungsmethode ⇨ Unverän- derte Fläche Unveränderte Fläche ⇨ Boden der Bohrung wählen Flächen ⇨ Seitenflächen des Vier- kants wählen Winkel 1 ⇨ 2 16. Bohrung Durchmesser ⇨ 13 Tiefenbegrenzung ⇨ Durch Körper 17. Fase Querschnitt ⇨ Offset und Winkel Abstand ⇨ 6 Winkel ⇨ 20 18. Kantenverrundung Radius 1 ⇨ 60 6.4 FE-Simulation eines Kurbelarms 141 19. Oberfläche versetzen ⇨ Obere Flächen wählen (orange) Offset 1 ⇨ B3 Die Fläche wird in Richtung der Y- Achse versetzt ⇨ Ggf. Richtung umkehren 20. Skizze ⇨ XZ-Ebene 21. Extrudieren ⇨ Skizze auswählen Richtung ⇨ negative Y-Achse ⇨ Ggf. Richtung umkehren Ende ⇨ Bis Auswahl ⇨ Versetzte Fläche wählen Boolesche Op. ⇨ Subtrahieren 22. Kantenverrundung ⇨ Verrunden der äußeren Kanten und der Kanten der Tasche Radius 1 ⇨ 2 23. Auf Layer verschieben Skizzen ⇨ Layer 21 Bezugsebenen ⇨ Layer 61 Versetzte Fläche ⇨ Layer 81 24. Ausblenden aller Layer außer 1 25. Datei speichern 142 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM II. Preprocessing Vernetzen und Netzeigenschaften Der Kurbelarm stellt ein Volumenmodell dar und wird mit 3D-Elementen ver- netzt. Das idealisierte Teil wird in diesem Beispiel nicht verwendet. 1. Wechsel in die Pre/Post-Umgebung Datei ⇨ Pre/Post 2. Neue FEM und Simulation ⇨ RMT auf Kurbelarm_links.prt ⇨ Neue FEM und Simulation ⇨ Idealisiertes Teil erzeugen deaktivieren 3. 3D-Tetraeder ⇨ Körper auswählen Typ ⇨ CTETRA(10) ⇨ Automatische Elementgröße Das System schlägt somit eine Elementgröße vor (hier 6 mm). Dieser Wert ist in den meisten Fällen zu groß und sollte noch einmal durch zwei oder drei di- vidiert werden. Elementgröße ⇨ 2 4. Physikalische Eigenschaften ⇨ PSOLID1 6.4 FE-Simulation eines Kurbelarms 143 ⇨ Bearbeiten 5. Material auswählen Material ⇨ Aluminum_6061 6. Punkt Typ ⇨ Zwischen zwei Punkten ⇨ Kreiskante der Bohrung und Kreiskante des Zylinders wählen % Position ⇨ 50 Der Punkt liegt somit genau in der Mitte des Vierkants. Der erzeugte Punkt wird zur Definition einer festen Zwangsbedingung verwen- det und muss zunächst mit dem FE-Netz des Kurbelarms verbunden werden. 7. 1D-Verbindung Typ ⇨ Punkt zu Fläche Punkt ⇨ erzeugten Punkt wählen Flächen ⇨ Flächen des Vierkants Verbindungselement ⇨ RBE2 8. Punkt Typ ⇨ Bogen-/Ellipsen-/ Kugelmittelpunkt ⇨ Äußere Kreiskante der Bohrung auswählen Offset-Option ⇨ Rechteckig Delta Y ⇨ -50 Der zweite Punkt wird zur Krafteinleitung verwendet und muss ebenfalls mit dem FE-Netz verbunden werden. Durch die Verwendung des Punktes wird die Krafteinleitung mittig zu einem fiktiven Pedal simuliert. 144 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM 9. 1D-Verbindung Typ ⇨ Punkt zu Fläche Punkt ⇨ erzeugten Punkt wählen Fläche ⇨ Mantelfläche der Bohrung wählen Verbindungselement ⇨ RBE2 Die erzeugten Punkte, nicht zu verwechseln mit geometrischen Punkten im CAD-Modell, existieren nur in der FEM-Datei, sind jedoch assoziativ mit der Geometrie des CAD-Modells verbunden. Sie dienen zur Definition von Zwangs- bedingungen und Lasten. Die Punkte sind über 1D-Verbindungen mit den Flä- chen des Kurbelarms verbunden. Das RBE2-Element stellt hierbei jeweils eine ideal steife Verbindung dar. Lasten und Zwangsbedingungen 10. Wechsel in die Simulation ⇨ Doppelklick auf Kurbelarm_links_sim1 in der Simulationsdateiansicht 11. Zwangsbedingungstyp ⇨ Feste Zwangsbedingung Auswahlfilter ⇨ Punkt ⇨ Erzeugten Punkt im Vierkant aus- wählen 6.4 FE-Simulation eines Kurbelarms 145 12. Lasttyp ⇨ Kraft Auswahlfilter ⇨ Punkt ⇨ ErzeugtenPunkt an der Bohrung wählen Kraft ⇨ 1500 N Richtung ⇨ -ZC Somit wird die Pedalkraft eines ca. 150 kg schweren Fahrers simuliert. 13. Subcase umbenennen ⇨ RMT auf Subcase - Static Loads 1 ⇨ Umbenennen Name ⇨ Pedalkraft 14. Neuer Subcase ⇨ RMT auf Solution 1 ⇨ Neuer Subcase Name ⇨ Querkraft Der neu erstellte Subcase ist automatisch aktiviert. Die folgend erzeugte Last wird somit direkt in diesem Subcase erstellt. 15. Lasttyp ⇨ Kraft Auswahlfilter ⇨ Punkt ⇨ Erzeugten Punkt an der Bohrung wählen Kraft ⇨ 200 N Richtung ⇨ YC 146 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM Durch den zweiten Subcase wird der Kurbelarm zusätzlich auf Querbelas- tungen geprüft. Mit verschiedenen Subcases (dt. Lastfälle) können innerhalb einer Simulation unterschiedliche Belastungen untersucht werden. Eine Last wird dabei immer in den aktiven Subcase eingefügt (blau markiert). Über einen Doppelklick bzw. RMT ⇨ Aktivieren wird der jeweilige Subcase aktiviert. Lasten können auch im Nachhinein in verschiedene Subcases verschoben werden. Die Zwangsbedin- gungen gelten jedoch immer in der gesamten Solution für alle Subcases. 16. Alle Speichern III. Solving 1. Berechnen 2. CPU und Arbeitsspeicher einstellen Arbeitsspeicher und CPU können je nach zur Verfügung stehender Hardware wieder selbstständig eingestellt werden (s. Abschnitt 6.2). IV. Postprocessing 1. Postprozessing-Navigator ⇨ Doppelklick auf Structural ⇨ Pedalkraft ⇨ Spannung - Element-Knoten 6.4 FE-Simulation eines Kurbelarms 147 Bei der Verwendung von quadratischen Elementen müssen die Spannungen an den Element-Knoten ausgewertet werden. Die Berechnungsergebnisse werden für beide Lastfälle aufgelistet und können selbstständig untersucht wer- den. 2. Zurück an die Ausgangsposition Alternativ: Ergebnisse aus Speicher entfernen ⇨ RMT auf Structural ⇨ Aus Speicher entf. V. Ändern des CAD-Modells Aufgrund des Master-Modell-Konzeptes in NX und der damit verbundenen Verbindung zwischen CAD- und FEM-Modell können Änderungen am CAD- Modell sehr schnell in die Simulation übertragen werden. Die Grundvoraussetzung für assoziative Simulationsmodelle ist, dass die Zwangsbedingungen und Lasten auf Geometrieobjekte (z. B. Kurven, Kanten, Flächen, Punkte) referenziert sind und nicht auf Objekte des FEM-Modells (z. B. Elementkanten oder -knoten). Die berechneten maximalen Spannungen der beiden Lastfälle sind in der fol- genden Tabelle noch einmal dargestellt: Lastfall Max. Spannung [MPa] Pedalkraft 505,99 Querkraft 77,82 Die Ergebniswerte können hier aufgrund von kleinen Unterschieden in der Ver- netzung auch leicht variieren. In den weiteren Schritten wird aufgezeigt, wie einfach und schnell das CAD- Modell geändert werden kann und wie diese Änderung mit Hilfe der FE-Simu- lation bewertet werden kann. 1. CAD-Modell aktivieren ⇨ Doppelklick auf Kurbelarm_links in der Simulationsdateiansicht 148 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM Strg+E 2. Ausdrücke ⇨ Ändern der folgenden Ausdrücke: B1 ⇨ 26 B3 ⇨ 6 Der Ausdruckseditor kann bei aktiver Part-Datei direkt in der Pre/Post-Umge- bung geöffnet werden. Dies geht sehr schnell über den Shortcut Strg+E. Alter- nativ kann der Ausdruckseditor auch wie gewohnt über das Register Werkzeuge aufgerufen werden. Ggf. muss das Register erst eingeblendet werden (RMT auf einen freien Bereich ⇨ Werkzeuge). 3. Wechsel in die FEM-Datei ⇨ Doppelklick auf Kurbelarm_links_fem1 4. FEM-Modell aktualisieren Nachdem das CAD-Modell verändert wurde, muss immer zunächst das FEM- Modell aktualisiert werden. Wurde das Modell korrekt erstellt und wurden die Lasten und Zwangsbedingungen richtig referenziert, sollten diese nach der Ak- tualisierung erhalten bleiben. 5. Wechsel in die Simulation ⇨ Doppelklick auf Kurbelarm_links_sim1 6. Berechnen 7. Überprüfen der Ergebnisse Durch die Anpassung der beiden Parameter konnten die Spannungen aufgrund der Pedalkraft deutlich reduziert werden. Lastfall Max. Spannung [MPa] Pedalkraft 355,20 Querkraft 78,81 Die Verknüpfung von CAD- und Simulationsmodell innerhalb von NX erlaubt es, sehr schnell das CAD-Modell zu ändern und den Einfluss der durchgeführ- ten Änderungen in der Simulation zu überprüfen. Weitere Parameteränderun- gen können selbstständig durchgeführt werden. Die Vorteile der Modellverknüpfung werden auch bei der Optimierung des Kurbelarms noch einmal deutlich (s. Abschnitt 8.2). 6.5 Ausgewählte Funktionen und Hinweise 149 6.5 Ausgewählte Funktionen und Hinweise Folgend werden kurz ausgewählte Funktionen der Pre/Post-Umgebung vorge- stellt, die bei der weiteren Arbeit hilfreich sein können. Beim erstmaligen Fin- den und Aufrufen der Funktionen ist es sinnvoll, die Befehlssuche zu nutzen. Öffnen von Simulationsdateien Beim Öffnen von Simulationsdateien ist darauf zu achten, dass die Referenzierung der Modelle un- tereinander wieder hergestellt wird. Aus diesem Grund sollten mindestens die Simula- tionsdatei (sim) und das idealisierte Teil (_i.prt) geöffnet werden. Die Verknüpfungen der Dateien werden dann automatisch wiedererkannt. Im Zweifelsfall können auch alle Dateien geöffnet werden. Ergebnisse importieren Neben der Berechnung ist es auch möglich, Ergebnisdateien (op2-Dateien) be- reits durchgeführter Berechnungen direkt in die Postprocessing-Umgebung zu importieren, ohne die gesamte Simulationsdatei zu laden. ⇨ Postprozessing-Navigator ⇨ Doppelklick auf Importierte Ergebnisse ⇨ Durchsuchen 150 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM Ergebnisse einzelner Bereiche analysieren Ergebnisse identifizieren Mit dieser Funktion können Ergeb- nisse einzelner Bereiche ausgewertet werden, z. B. die Spannungen einzel- ner Elemente. Doppelte Knoten vereinen Bei der Vernetzung unterschiedlicher Flächen kann es vorkommen, dass die FE-Netze zwei benachbarter Flächen nicht miteinander verbunden sind, insbe- sondere wenn auch die Flächen nicht verbunden sind. Die beiden Netze können dann direkt miteinander verbunden werden, indem die doppelten Knoten an der Schnittstelle vereint werden. Doppelte Knoten Toleranz ⇨ 0.001 ⇨ Knoten anzeigen ⇨ Knoten mischen Vorzugsweise sollte jedoch zunächst versucht werden, die zu vernetzenden Flä- chen miteinander zu verbinden. Sind die Flächen miteinander verbunden, sind auch die Netze der beiden Flächen miteinander verbunden. Für die Verbindung der Flächen kann die Funktion Kante zusammenfügen ge- nutzt werden (s. Abschnitt 6.3). 6.6 Kontrollfragen 151 Modellieren von Schraubenverbindungen Eine Schraubenverbindung kann durch eine 1D-Verbindung (z. B. RBE2) an der Reibflä- che vereinfacht dargestellt werden. Die dazu notwendige separate Kreisringfläche um die Bohrung kann in der FEM-Datei über den Befehl Kreisförmiger Aufdruck erzeugt werden. Kreisförmiger Aufdruck ⇨ Oberfläche wählen ⇨ Punkt oder Kante auswählen ⇨ Durchmesser des Kreises eingeben 6.6 Kontrollfragen 1. Welche Arten von Finiten Elementen gibt es? 2. Welche Finiten Elemente sind bei einer Festigkeitssimulation prinzipiell zu bevorzugen? 3. Was ist eine Konvergenzanalyse? 4. Aus welchen Schritten besteht eine Finite-Elemente-Analyse? 5. Welche Dateien werden bei einer Finite-Elemente-Analyse in NX verwen- det und wie wird zwischen ihnen gewechselt? 6. Wie können Arbeitsspeicher und CPU für eine Berechnung eingestellt wer- den? 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS Bei der Simulation von Mehrkörpersystemen (MKS) werden Baugruppen und Mechanismen durch starre, undeformierbare Körper (Links) abgebildet, welche über Gelenke (Joints), Federn und Dämpfer miteinander verbunden sind. Durch die Verknüpfung des MKS-Modells mit der CAD-Geometrie des Mas- ter-Modells werden in NX die Masse sowiedie Trägheitseigenschaften der Körper auf Basis der CAD-Geometrie und der Materialdaten automatisch be- rechnet. Sie müssen daher nicht wie oft üblich manuell eingetragen werden. Weiterhin werden basierend auf den in der Baugruppe verwendeten Zwangsbe- dingungen auch die Gelenke teilweise automatisch erstellt. Nach der Berechnung der das MKS beschreibenden Bewegungsgleichungen (Solving) können die Bewegungen und Beschleunigungen der Körper über Marker und Sensoren ausgewertet werden. An den Gelenken zwischen den Körpern lassen sich die dabei wirkenden Kräfte ausgeben. Die in einer MKS-Simulation ermittelten Kräfte dienen oft als Lasten für nach- gelagerte FEM-Simulationen der Komponenten. Dieser Berechnungsablauf wird in diesem Kapitel am Beispiel eines vereinfachten Kurbeltriebs erläutert. Alternativ zur Verwendung starrer Körper ist auch die Einbindung elastischer Körper durch FE-Modelle möglich, um somit die Berechnungsgenauigkeit zu erhöhen. Obwohl in NX auch diese Methode unterstützt wird, wird in diesem Buch auf die Erläuterung dieser Methode aufgrund des Umfangs verzichtet. 7.1 Grundlagen Analog zur FE-Simulation ist auch bei der Simulation von Mehrkörpersyste- men ein gewisses Grundwissen nötig, um erfolgreich Simulationen durchfüh- ren zu können. Die für die Berechnung des Beispiels in diesem Kapitel benö- tigten Grundlagen werden im Folgenden erläutert. Für weitergehende Informa- tionen zum Thema MKS wird auf einschlägige Literatur verwiesen. I. Vorgehensweise in NX Die MKS-Simulation erfolgt in NX in der Umge- bung Motion. Analog zur FE-Simulation findet in dieser Umgebung das Pre- und Postprocessing statt. Das Solving übernimmt ein extern angesprochenes Programm (Solver). Weiterhin kann die Motion-Umgebung auch über das eigenständige System Simcenter 3D aufgerufen werden (s. Abschnitt 6.1) © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 NX 12 für Fortgeschrittene – kurz und bündig, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24773-7_7 S. Vajna (Hrsg.), http://crossmark.crossref.org/dialog/?doi=10.1007/978-3-658-24773-7_7&domain=pdf 7.1 Grundlagen 153 Die Vorgehensweise zur Simulation eines Mehrkörpersystems in NX ist ver- gleichbar mit der Vorgehensweise der FE-Simulation mit dem Unterschied, dass eine MKS-Simulation immer eine Baugruppe erfordert. Eine MKS-Simu- lation besteht in NX daher aus den folgenden Schritten: • Erstellen der Baugruppe in der Konstruktionsumgebung • Wechsel in die Motion-Umgebung • Preprocessing: - Überprüfen der Gelenkdefinitionen, ggf. Erstellen oder Anpassen von Gelenken - Aufbringen von Lasten und Randbedingungen - Definieren von Markierungen und Sensoren sowie Festlegen der Ausga- begrößen • Solving: Berechnen des numerischen Problems, Lösen der Bewegungsglei- chungen • Postprocessing: Auswerten der Ergebnisse • Plausibilitätsbetrachtung: Macht die Lösung Sinn? Bewegungsnavigator Der Bewegungsnavigator enthält alle Elemente des Simulationsmodells. Die Links repräsentieren dabei die Körper, welche über die Gelenke mit- einander verbunden sind. Weiterhin werden Markierungen und Sensoren sowie spezielle Analysen wie z. B. Verfolgen aufgelistet. Der Lastencontainer enthält die erstellten Lasten. Solution_1 beinhaltet die Lösungspa- rameter und die Ergebnisse der Simu- lation. Simulationsdateien Auch bei MKS-Simulationen wird in NX das Master-Modell-Konzept verfolgt (s. Abschnitt 1.2). Im Bewegungsnavigator wird dabei unterhalb der Simulati- onsdatei (hier: bg_Motor_motion_1) die Baugruppe aufgeführt, auf welche das Simulationsmodell referenziert (hier: bg_Motor). 154 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS Im Baugruppen-Navigator wird das Simulationsmodell (bg_Motor_mo- tion_1) als Baugruppe dargestellt, welche die Unterbaugruppe bg_Motor beinhaltet, die die einzelnen Kompo- nenten enthält. II. Gelenke Die in der Regel starren Körper werden über Gelenke (Joints) miteinander ver- bunden. Folgende Gelenke sind in NX verfügbar: Icon Gelenk- bezeichnung Gelenkbezeich- nung (engl.) Freiheitsgrade Transl. Rotation Summe Drehgelenk Revolute 0 1 1 Schieberegler Slider 1 0 1 Zylindrisch Cylindrical 1 1 2 Schrauben- gelenk Screw - - 1 (bzw. 5, je nach Solver) Universal Universal 0 2 2 Kugelförmig Spherical 0 3 3 Planar Planar 2 1 3 Fest Fixed 0 0 0 Konstante Ge- schwindigkeit Constant Velocity 0 2 2 Bei Punkt Atpoint 0 3 3 Innen Inline 1 3 4 In Ebene Inplane 2 3 5 Orientierung Orientation 3 0 3 Parallel Parallel 3 1 4 Senkrecht Perpendicular 3 2 5 Die übertragenden Freiheitsgrade des Schraubengelenks hängen von der Ge- lenkdefinition des Solvers ab. Wird der standardmäßige Solver Simcenter Mo- tion, NX Motion oder RecurDyn verwendet, wird ein Freiheitsgrad übertragen. Wird der Adams-Solver verwendet, werden fünf Freiheitsgrade übertragen und das Gelenk muss mit einem zylindrischen Gelenk kombiniert werden. 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 155 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs Im folgenden Beispiel wird ein vereinfachter Kurbeltrieb simuliert. Die benö- tigten Komponenten können im Download-Bereich des Buches (s. Kapitel 1) heruntergeladen oder selbstständig gemäß der folgenden Zeichnungen model- liert werden. Für alle Komponenten wird das Material Stahl verwendet. Dies ist wichtig, da aus der Geometrie und der Dichte die Trägheitsmomente der Komponenten be- rechnet werden. Zylinderkurbelgehäuse (ZKG) Kurbelwelle 156 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS Kolben Pleuel Kolbenbolzen 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 157 Die in diesem Beispiel verwendete Vorgehensweise orientiert sich an der in Abschnitt 7.1 beschriebenen grundlegenden Vorgehensweise einer MKS-Si- mulation. Nach der MKS-Simulation werden die durch die Simulation ermit- telten Lasten auf das Pleuel zudem extrahiert und eine FE-Simulation des Pleu- els durchgeführt. I. Erstellen der Baugruppe II. Preprocessing III. Solving IV. Postprocessing V. Übertragen der Lasten in eine FE-Simulation Die Beschreibung der einzelnen Schritte zur Simulation des Kurbeltriebs wird ergänzend zum Text durch Videos unterstützt. I. Erstellen der Baugruppe Aus den einzelnen Komponenten wird die Baugruppe bg_Motor aufgebaut. Zur besseren Übersicht wird das Zylinderkurbelgehäuse (ZKG) dabei transparent eingefärbt. Die Erstellung der Baugruppe ist auch als Video verfügbar. 1. Neue Baugruppe Dateiname ⇨ bg_Motor 2. Hinzufügen der Komponenten ⇨ Das ZKG wird als erste Komponente hinzugefügt und fixiert. http://static.springer.com/sgw/documents/1644923/video/mp4/7_2_MKS-Simulation_Baugruppenerstellung.mp4 http://static.springer.com/sgw/documents/1644923/video/mp4/7_2_MKS-Simulation_Baugruppenerstellung.mp4 158 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS Aus den erzeugten Baugruppenzwangsbedingungen können in der Motion-Um- gebung automatisch die Gelenkdefinitionen erzeugt werden. Bei der Erstellung der Baugruppenzwangsbedingungen sollten hierzu folgende Punkte beachtet werden: • Zwangsbedingungen sollten gemäß des realen Einbauzustandes erstellt wer- den, d. h. keine Sperrung von Rotationen. Komponenten, die sich später be- wegen sollen, bleiben gemäß ihrer Bewegungsfreiheitsgrade teilweise be- stimmt. • Zwangsbedingungen werden nur zwischen Komponenten erstellt, welche auch in der Realität in direkter Beziehung zueinander stehen, d. h. über Wirkflächen miteinander agieren. Strg+J 3. Objektdarstellung ⇨ Die Durchsichtigkeit des ZKG wird auf 50 geändert. Somit können im Folgenden die Komponenten einfacher positioniert und die Berechnungsergebnisse besser betrachtet werden. 4. Hinzufügen der weiteren Komponenten ⇨ Die weiteren Komponenten werden selbstständig hinzugefügt. Dabei werden die folgenden Baugruppenzwangsbedingungen verwendet. Diese Baugruppenzwangsbedingungenstellen nur eine Empfehlung dar und können gemäß der zu sperrenden Freiheitsgrade auch selbstständig erstellt oder verän- dert werden. Komponente ⇨ Kurbelwelle Berührung/Ausrichtung ⇨ Mittellinien von Kurbel- welle und ZKG 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 159 Abstand ⇨ Seitenflächen von ZKG und Kurbelwelle Abstand ⇨ 20 Komponente ⇨ Pleuel Berührung/Ausrichtung ⇨ Mittellinien von unterer Pleuelbohrung und Kurbel- welle Berührung ⇨ Seitenfläche des Pleuels und innere Seitenfläche der Kurbelwelle Komponente ⇨ Kolbenbolzen Berührung/Ausrichtung ⇨ Mittellinien von Kolben- bolzen und oberer Pleuel- bohrung 160 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS Komponente ⇨ Kolben Berührung/Ausrichtung ⇨ Mittellinien von Kolben- bohrung und Kolbenbolzen Berührung/Ausrichtung ⇨ Seitenflächen vom Kolben und Kolbenbolzen Berührung/Ausrichtung ⇨ Mittellinien von ZKG und Kolben 5. Freiheitsgrade anzeigen ⇨ Kurbelwelle auswählen ⇨ Wiederholen für die weiteren Kom- ponenten mit Ausnahme des ZKG Es werden die Freiheitsgrade der aus- gewählten Komponenten angezeigt. F5 Ansicht aktualisieren Durch das Aktualisieren der Ansicht werden die Ergebnisse der Analyse wieder ausgeblendet. 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 161 II. Preprocessing Im Folgenden wird nun das MKS-Modell erstellt. Die Simualtion des Kurbeltriebs ist auch als Video abrufbar. 1. Wechsel in die Motion-Umgebung Datei ⇨ Motion 2. Neue Simulation ⇨ RMT auf bg_Motor ⇨ Neue Simulation ⇨ Dialog zur Festlegung von Name und Speicherort wird bestätigt Dialog Umgebung: ⇨ Dynamik aktivieren ⇨ Verbindungsassistent bei neuer Simulation starten aktivieren Somit wird im Anschluss an diesen Dialog der Verbindungsassistent auf- gerufen. Die zuvor in der Baugruppe definierten Baugruppenzwangsbedingungen wer- den automatisch in Gelenke umgewandelt. Diese Konvertierung funktioniert in der Regel recht gut. Die Gelenke be- dürfen jedoch oft noch einiger manu- eller Anpassungen. Diese werden im Folgenden durchgeführt. Die Komponenten der Baugruppe werden im Bewegungsnavigator als Links aufgeführt. Mit einem Doppelklick können die Links nachträglich verändert werden (z. B. Ändern der Masse- und Träg- heitseigenschaften). Die Gelenke können ebenfalls über einen Doppelklick angepasst werden. Zusätzlich können für jedes Gelenk Reibung und ein Antrieb (Vorgabe ei- ner Bewegung) definiert werden. http://static.springer.com/sgw/documents/1644924/video/mp4/7_2_MKS-Simulation_Kurbeltrieb.mp4 http://static.springer.com/sgw/documents/1644924/video/mp4/7_2_MKS-Simulation_Kurbeltrieb.mp4 162 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS Gelenke Da später die Reaktionskräfte an dem Pleuel exportiert werden sollen, müssen die Ursprungspunkte der Gelenke des Pleuels genau mittig zum Pleuel definiert werden, um das Pleuel nicht fälschlicherweise asymmetrisch zu belasten. Die Kräfte der Gelenke werden später an den Ursprungspunkten berechnet. Um die Geometrieauswahl zu erleichtern, sollten das ZKG, der Kolben und die Kurbelwelle ausgeblendet werden, indem analog zur Baugruppe der rote Haken der Komponenten im Bewegungsnavigator entfernt wird. Wird ein Gelenk angeklickt, werden die durch das Gelenk verbundenen Links im Bewegungsnavigator rot markiert. Wird ein Link angeklickt, werden die da- zugehörigen Gelenke blau markiert. Die relevanten Gelenke können somit leicht identifiziert werden. 3. Gelenk ändern ⇨ Doppelklick auf das Gelenk zwi- schen Kurbelwelle und Pleuel Ursprung angeben ⇨ Punktdialog Typ ⇨ Zwischen zwei Punkten ⇨ Mittelpunkte der Bohrungskanten wählen % Position ⇨ 50 4. Gelenk ändern ⇨ Doppelklick auf das Gelenk zwi- schen Pleuel und Kolbenbolzen Ursprung angeben ⇨ Punktdialog Typ ⇨ Zwischen zwei Punkten ⇨ Mittelpunkte der äußeren Kanten des Bolzens wählen % Position ⇨ 50 Anschließend können die ausgeblendeten Links wieder eingeblendet werden. 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 163 Lösung hinzufügen 5. Neue Lösung ⇨ RMT auf bg_Motor_motion1 ⇨ Neue Lösung Lösungstyp ⇨ Normale Ausfüh- rung Analysetyp ⇨ Kinematik/Dynamik Zeit ⇨ 5 Schritte ⇨ 1000 Gravitation ⇨ negative Z-Richtung Innerhalb der angegebenen Zeit werden die Bewegungsgleichungen des MKS für 1000 Zustände gelöst. Dies entspricht einer Schrittweite von 0,005 Sekun- den. Die Anzahl der Zeitschritte ist für die erste Simulation ausreichend, wird jedoch später noch einmal angepasst (s. Abschnitt III) Redundante Zwangsbedingungen eliminieren 6. Berechnen Bei der ersten Berechnung erscheint im Informationsfenster die Meldung be- züglich einer redundanten Zwangsbedingung. Das MKS ist also überbestimmt. Da das MKS rein durch Starrkörper aufgebaut ist, existiert in diesem Modell keine Elastizität oder Spiel. Die Starrkörper sind durch spielfreie Gelenke mit- einander verbunden. Das MKS konnte zwar berechnet werden und die Ergebnisse lassen sich wie- dergegeben, jedoch sollten redundante Zwangsbedingungen stets eliminiert werden, insbesondere wenn auch Kräfte berechnet werden, da durch die Über- bestimmtheit des Systems fehlerhafte Ergebnisse produziert werden können. Die Information zur redundanten Rotation des Gelenks J005 um die Y-Achse ist hierbei nur bedingt verwendbar. Die Freiheitsgrade des Systems sollten selbstständig gedanklich plausibilisiert und dann angepasst werden. 164 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS Bei der Eliminierung redundanter Zwangsbedingungen werden die Gelenke schrittweise plausibel angepasst und dem Mehrkörpersystem somit Freiheits- grade hinzugefügt. Dabei kann die in Abschnitt 7.1 gegebene Übersicht der Ge- lenke und deren Freiheitsgraden als Hilfe genutzt werden. Nach einer Änderung sollte das System stets erneut berechnet werden, um die Auswirkungen der Än- derung zu analysieren. Die redundanten Zwangsbedingungen werden im Folgenden manuell ange- passt. In diesem Beispiel muss dem System durch die Anpassung eines Gelen- kes zunächst ein Freiheitsgrad hinzugefügt werden. Obwohl die Informationsmeldung hier das Gelenk J005 zwischen dem Kolben und dem Kolbenbolzen aufführt, wird zunächst das Gelenk zwischen Pleuel und Kolbenbolzen bearbeitet. 7. Gelenk ändern ⇨ Doppelklick auf das Gelenk zwischen Pleuel und Kolbenbolzen ⇨ Ändern des Gelenktyps Typ ⇨ Universal Basis ⇨ Orientierung ⇨ Z-Achse wählen Durch das Universal-Gelenk wird dem System ein Rotationsfreiheitsgrad hin- zugefügt. Die Auswahl der Z-Achse bestimmt in der Gelenkdefinition die ge- sperrte Rotation. Die Rotation um die anderen Achsen ist freigegeben. 8. Berechnen Das Modell ist weiterhin überbestimmt. Das Universal-Gelenk ermöglicht zwar einen Rotationsfreiheitsgrad mehr, beschränkt aber einen Translationsfreiheits- grad. Daher wird dem Gelenk zwischen Kolben und Kolbenbolzen nun ein Translationsfreiheitsgrad hinzugefügt. 9. Gelenk ändern ⇨ Doppelklick auf das Gelenk zwischen Kolben und Kolbenbolzen ⇨ Ändern des Gelenktyps Typ ⇨ Zylindrisch 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 165 10. Berechnen Die Berechnung erfolgt jetzt ohne eine Warnung über redundante Zwangsbe- dingungen. Die in diesem Beispiel verwendeten Gelenke sind folgend noch einmal aufge- führt. Diese Übersicht stellt lediglich eine Hilfestellung dar, falls die redundan- ten Zwangsbedingungen nicht selbstständig eliminiert werden können. Läuft die Berechnung auch mit anderen Gelenkdefinitionen ohne eine Warnung zu redundanten Zwangsbedingungen durch, kann auch mit diesen Gelenkdefiniti- onen fortgefahren werden. ID Icon Gelenkbezeichnung Links J001 Drehgelenk ZKG Kurbelwelle J002 Zylindrisch ZKG Kolben J003 Drehgelenk Pleuel Kurbelwelle J004 Universal Pleuel Kolbenbolzen J005 Zylindrisch Kolben Kolbenbolzen J006 Fest ZKG 11. Wiedergeben⇨ Register Ergebnisse ⇨ Wiedergeben Über die Wiedergabe der Animation erfolgt eine erste Analyse der Ergebnisse. Die detaillierte Beschreibung des Postprocessings findet sich in Abschnitt IV. 12. Animation beenden Zum weiteren Arbeiten muss die Animation beendet werden. Reibung Der Lauf des Kolbens im ZKG wird mit Reibung beaufschlagt. Hierzu wird in der Gelenkdefinition die Reibung aktiviert und es werden Reibwerte definiert. 166 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS 13. Gelenk ändern ⇨ Doppelklick auf das Gelenk zwischen Kolben und ZKG ⇨ Register Reibung ⇨ Reibung aktivieren Mu_Static ⇨ 0 Mu_Dynamic ⇨ 0.1 Da dieses Beispiel bewegungsdominiert ist, wird der Reibkoeffizient für stati- sche Reibung (Mu_Static) mit einem Wert von 0 versehen. Die statische Rei- bung wird somit ignoriert. Die Verwendung statischer Reibung kann ggf. zu numerischen Instabilitäten führen und fehlerhafte Meldungen zu redundanten Zwangsbedingungen auslösen. 14. Berechnen Der Effekt der Reibung kann durch erneutes Berechnen und die Wiedergabe der Animation sichtbar gemacht werden. Drehmoment Die Kurbelwelle wird zudem mit einem Drehmoment beaufschlagt, analog zu einem Schleppversuch auf einem Motorenprüfstand. Skalare Drehmomente können nur auf Drehgelenke angewendet werden. Ent- spricht das Gelenk zwischen Kurbelwelle und ZKG nicht diesem Gelenktyp, muss der Gelenktyp zunächst geändert werden. Andernfalls kann dieser Schritt übersprungen werden. 15. Gelenk ändern ⇨ Doppelklick auf das Gelenk zwischen Kurbelwelle und ZKG ⇨ Ändern des Gelenktyps Typ ⇨ Drehgelenk Entsteht durch das Ändern des Gelenks und somit durch das Sperren eines translatorischen Freiheitsgrades eine redundante Zwangsbedingung, sollte dem System der translatorische Freiheitsgrad durch Ändern eines anderen Ge- lenks wieder hinzugefügt werden. 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 167 16. Skalares Drehmoment ⇨ Drehgelenk wählen (zwischen Kurbelwelle und ZKG) Typ ⇨ Ausdruck Wert ⇨ 200 N-mm 17. Berechnen Der Effekt des Drehmoments kann selbstständig durch Berechnen und die Wiedergabe der Animation analy- siert werden. Markierungen, Sensoren und Intelligente Punkte In NX stehen verschiedene Werkzeuge zur Verfügung, um aus der Simulation die Ergebnisse zu extrahieren. Eine Markierung stellt ein Koordinatensystem dar, welches an Punkten von be- sonderem Interesse positioniert werden kann. Sie dient zur Darstellung von Verschiebungen, Geschwindigkeiten oder Beschleunigungen eines Punktes ei- ner Komponente. Weiterhin können Punktkontaktkräfte, Federwege oder an- dere dynamische Einflüsse ausgewertet werden. In Kombination mit Sensoren können die Positionen von Markierungen und Komponenten zueinander ausgewertet werden. Mit Hilfe von Sensoren können Daten wie Verschiebungen, Geschwindigkei- ten, Beschleunigungen oder Kräfte über relative Positionen von Verbindungen und Markierungen ermittelt werden. Ein intelligenter Punkt besitzt keine Orientierung. Er hat keine Verbindung zu Komponenten und kann sich frei im Raum befinden. Ein intelligenter Punkt kann auch als Basis (Ausgangspunkt) für Kräfte oder Federn genutzt werden. 168 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS 18. Markierung Verbindung auswählen ⇨ Kolben Punkt angeben ⇨ Mittelpunkt des Kolbenbodens (Oberseite) wählen KSYS bestimmen ⇨ KSYS-Dialog Typ ⇨ Ursprung, X-Punkt, Y-Punkt ⇨ Definition des KSYS gemäß der Abbildung Zur Auswahl der KSYS-definieren- den Punkte sollte in den Fangpunkten Quadrantenpunkt gewählt werden. Um in Schritt 18 die richtigen Punkte des Kolbens auszuwählen, ist das Aus- blenden des ZKG hilfreich. 19. Markierung Verbindung auswählen ⇨ ZKG Punkt angeben ⇨ Mittelpunkt der Bohrung KSYS bestimmen ⇨ KSYS-Dialog Typ ⇨ Ursprung, X-Punkt, Y-Punkt ⇨ Definition des KSYS gemäß der Abbildung durch Auswahl der Quadrantenpunkte am ZKG 20. Sensor Typ ⇨ Displacement Komponente ⇨ Z Referenzrahmen ⇨ Relativ Bemaßung ⇨ Markierung (A001) Relativ ⇨ Markierung (A002) Der Sensor misst somit die Bewegung der Markierung A001 relativ zur Mar- kierung A002 in Richtung Z-Achse 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 169 21. Sensor Typ ⇨ Kraft Komponente ⇨ FY Referenzrahmen ⇨ Benutzerdef. Bemaßung ⇨ Zylindrisches Gelenk (Kolben, ZKG) Referenz ⇨ Markierung (A001) Dieser Sensor misst die Kraft auf das Gelenk zwischen Kolben und ZKG in der Y-Richtung. Die Richtungsreferenz bildet dabei die Markierung A001. 22. Speichern III. Solving 1. Anpassen der Zeitschritte Da im Folgenden auch die auftreten- den Kräfte analysiert werden sollen, wird zunächst die Anzahl der Zeit- schritte angepasst, um den Kraftver- lauf feiner aufzulösen. ⇨ RMT auf Solution_1 ⇨ Lösungsattribute Schritte ⇨ 10000 Die notwendige Anzahl der Zeitschritte hängt von der Art der benötigten Er- gebnisse sowie vom gewählten Solver ab. Soll nur ein Video erzeugt oder ein Bewegungsverlauf veranschaulicht werden, so werden in der Regel nicht sehr viele Zeitschritte benötigt (z. B. 1000). Zur Analyse von Kräften ist oft eine feinere Auflösung notwendig, insbesondere wenn sich der Kraftverlauf über die Zeit sehr schnell ändert. In diesem Fall kann es auch sinnvoll sein, die Anzahl der Zeitschritte zu variieren und zu un- tersuchen, wann die Kräfte gegen einen Wert konvergieren. 170 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS In der Motion-Umgebung stehen ver- schiedene Solver zur Verfügung, wel- che je nach vorhandener Lizenz aus- gewählt werden können. Die Aus- wahl erfolgt über: ⇨ RMT auf bg_Motor_motion1 ⇨ Solver Für dieses Beispiel wird der Solver Simcenter Motion verwendet. Wird der Solver RecurDyn verwendet, muss beachtet werden, dass dieser Sol- ver deutlich mehr Zeitschritte benötigt, um einen Kraftverlauf fein genug auf- zulösen, insbesondere bei rotierenden Systemen. 2. Berechnen Das Berechnungsmodell ist vollständig erstellt und kann berechnet werden. Nach jeder Änderung des Modells, z .B. durch die Veränderung eines Reibwer- tes oder das Hinzufügen eines neuen Sensors, muss die Berechnung erneut durchgeführt werden. IV. Postprocessing Im Postprocessing steht eine Vielzahl von Funktionen für die Ergebnisanalyse bereit. Neben der Wiedergabe und dem Export eines Videos können auch die Bewegungs- und Kraftinformationen der Sensoren, Marker und Gelenke in Di- agrammen dargestellt werden. Animation der Bewegung 1. Animation ⇨ Register Analyse ⇨ Animation Bei der Animation kann im Schieber- modus zwischen der Zeit in Sekunden und der Anzahl der Zeitschritte ge- wählt werden. In diesem Dialog stehen zudem wei- tere Funktionen für das Postproces- sing zur Verfügung. 2. Wiedergeben Neben der Wiedergabe über den Animationsdialog können die Ergebnisse auch über die Funktionen im Register Ergebnisse wiedergegeben werden. ⇨ Register Ergebnisse ⇨ Wiedergeben 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 171 3. Animation verschieben Über den Schieberegler ist es auch hier möglich, jeden Zeitschritt einzeln zu betrachten. 4. Animation beenden Um aus der Ergebniswiedergabe in die Modellbearbeitung zurückzukehren, muss die Animation beendet werden. Exportieren eines Videos 5. In Film exportieren Die erzeugte Animation lässt sich schnell in das AVI-Videoformat exportieren. Für die Erstellung eines Videos wird aufgrund der besseren Videoqualität diese Funktion empfohlen. ⇨ Register Ergebnisse ⇨ In Film exportieren 6. Exportieren Weitere Video-Dateiformate sind beim Exportieren verfügbar. Hierzu muss die Animation beendet sein. ⇨ RMT auf bg_Motor_motion_1 im Bewegungsnavigator ⇨ Exportieren Ergebnisdarstellung in Diagrammen Bewegungs- und Kraftverläufe können auch in Diagrammform dargestellt und als Tabellen exportiert werden. 7. XY-Graphenerstellung ⇨ Register Analyse ⇨XY-Ergebnisse Alternativ: ⇨ RMT auf XY-Graphenerstellung ⇨ XY-Ergebnisse Dadurch wird im Bewegungsnavigator die XY-Ergebnisansicht eingeblendet. 172 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS Eines der gewünschten Ergebnisse ist die axiale Position des Kolbens, wel- che mit dem Sensor Se001 ermittelt wird. ⇨ Auswahl des Sensors Se001 im Bewegungsnavigator Der Sensor wird nun in der XY-Er- gebnisansicht angezeigt. ⇨ RMT auf Z ⇨ Plotten Alternativ: ⇨ Doppelklick auf Z Nach der Auswahl des Plots muss noch der Viewport festgelegt werden. ⇨ Anklicken des Grafikbereichs Das Diagramm wird nun im Grafikbereich angezeigt. 8. Nur nach X zoomen ⇨ Register Ergebnisse ⇨ Nur nach X zoomen ⇨ Auswahl des Bereichs von 0 - 2 s Somit kann das Diagramm detaillierter betrachtet werden. 9. Animation verschieben Auch in dem Diagramm kann jeder Zeitschritt einzeln angezeigt werden. 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 173 Ist die dargestellte Kurve in einigen Bereichen kantig und nicht stetig, liegen für diesen Bereich nicht genug Ergebnisdaten vor. Zur Erhöhung der Ergeb- nisqualität muss in diesem Fall die Anzahl der Zeitschritte erhöht werden (s. Abschnitt III). 10. Graphobjekt erstellen ⇨ RMT auf Z in der XY-Ergebnisansicht ⇨ Graphobjekt erstellen Der erstellte Graph wird somit in den Ergebnissen im Bewegungsnavigator gespeichert und kann jederzeit mit ei- nem Doppelklick aufgerufen werden. Zur Analyse der Kolbenseitenkraft wird ein weiteres Diagramm erstellt. Die Kolbenseitenkraft wird durch den zweiten Sensor Se002 ermittelt. Für die Er- stellung des Diagramms kann Schritt 7 selbstständig mit dem Sensor Se002 wiederholt werden. 11. Nur nach Y zoomen Somit wird nur die Y-Achse des Diagramms vergrößert. Über die Variation der Zeitschritte kann ermittelt werden, wann die berechne- ten Kräfte gegen einen Wert konvergieren (s. Abschnitt III). 12. Graphobjekt erstellen ⇨ RMT auf FY ⇨ Graphobjekt erstellen Der Graph ist somit ebenfalls in den Ergebnissen im Bewegungsnavigator dau- erhaft gespeichert. 174 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS 13. Bearbeitung Über diese Funktion können weitere Details des Diagramms angepasst werden. ⇨ Register Ergebnisse ⇨ Bearbeitung Alternativ: ⇨ Doppelklick auf das zu bearbeitende Element des Diagramms 14. Für Tabellenkalkulation plotten Die Diagrammdaten können separat gespeichert oder direkt in MS Excel geöffnet werden. ⇨ RMT auf das Diagramm Se002 ⇨ Für Tabellenkalkulation plotten Mehrere Ansichten Bei der Ergebnisanalyse können auch verschiedene Ansichten verwendet wer- den. Somit lässt sich z. B. die Diagrammdarstellung mit der Animation kombi- nieren. Per Doppelklick auf das jeweilige Diagramm kann dieses dann einer Ansicht zugeordnet werden. 15. Vier Ansichten Über RMT auf eine Ansicht ⇨ Arbeitsansicht wird diese Ansicht bearbeitet. Die Darstellung der Animation ist nur in einer Ansicht möglich. 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 175 16. Einzelne Ansicht Für die weitere Arbeit wird wieder in die einzelne Ansicht gewechselt. 17. Zurückkehren zur Animation Durch Aktivieren der Checkbox wird die Animation erneut aktiviert und zur 3D-Ansicht zurückgekehrt. 18. Animation beenden Die Animation wird für die weitere Arbeit an dem Modell beendet. Prüfen von Kollisionen und Durchdringungen Zur Überprüfung von einem Mechanismus können auch Durchdringungen von Bauteilen angezeigt werden. 19. Durchdringung Hierbei werden verschiedene Körper ausgewählt, zwischen denen die Durchdringungen untersucht werden. ⇨ Register Analyse ⇨ Durchdringung Wird die Option Ereignisbedingter Halt ausgewählt, wird die Animation später bei einer Durchdringung der Komponenten angehalten. Die Analyse der Durchdringungen wird im Bewegungsnavigator gespei- chert und anschließend über den Ani- mationsdialog aufgerufen. 176 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS 20. Animation Die Option Durchdringung ist nun im Animationsdialog verfügbar. Nach dem Starten der Wiedergabe wird in jedem Zeitschritt die Durch- dringung der Komponenten über- prüft. Beim Auftreten einer Durch- dringung stoppt die Wiedergabe. In diesem Beispiel kommt es zu kei- ner Durchdringung. Bauraum von bewegten Bauteilen Weiterhin ist es möglich, den benötigten Bauraum eines sich bewegenden Bau- teils vollständig zu erfassen und als Körper zu speichern. Im folgenden Beispiel wird auf diese Weise eine sogenannte Pleuelgeige ermittelt, welche den Bau- raum des bewegten Pleuels abbildet. Neben Bauteilen lassen sich hier auch an- dere Objekte des MKS-Modells auswählen. 21. Verfolgen ⇨ Register Analyse ⇨ Verfolgen Objekt auswählen ⇨ Pleuel Ziel-Layer ⇨ 2 Die erstellte Verfolgungsanalyse wird ebenfalls im Bewegungsnavigator ge- speichert. Die Option Verfolgen (engl. Trace) ist nun ebenfalls im Animationsdialog aus- wählbar. Bei Aktivierung der Option wird während der Animation für jeden Zeitschritt ein Volumenkörper erzeugt, welcher die aktuelle Position der ge- wählten Komponente abbildet. Für die Verfolgungsanalyse sollte die Anzahl der Zeitschritte reduziert werden (z. B. auf 1000) und die Berechnung erneut durchgeführt werden (s. Abschnitt III), um die Anzahl der erzeugten Körper zu begrenzen. Weiterhin ist es sinnvoll, die somit erzeugten Volumenkörper von vornherein auf einem freien Layer zu platzieren. 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 177 22. Animation ⇨ Verfolgen aktivieren ⇨ Wiedergabe starten Mit der Wiedergabe werden alle Posi- tionen des Pleuels als Volumenkörper auf dem gewählten Layer gespeichert. Nach einer Umdrehung der Kurbel- welle kann die Animation wieder an- gehalten werden. Der benötigte Bau- raum ist somit vollständig erfasst. Aktuelle Position gewählter Geometrie zeichnen Weiterhin kann die aktuelle Position des gewählten Objektes für den dargestell- ten Zeitschritt gespeichert werden. Eine Kopie des Objektes wird dann auf dem vorher definierten Layer abgelegt. Strg+M 23. Wechsel in die Konstruktionsumgebung Datei ⇨ Konstruktion Für jeden Zeitschritt der Animation wurde innerhalb der Baugruppe bg_Motor_motion1 ein separater Körper erzeugt. Die erzeugten Körper können über den Teile-Navigator bearbeitet oder in ein anderes Teil kopiert werden. 178 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS 24. Ausblenden von Layer 2 25. Wechsel in die Motion-Umgebung Datei ⇨ Motion 26. Animation ⇨ Verfolgen deaktivieren Nach dem Speichern der Körperpositionen sollte die Verfolgungsanalyse wie- der deaktiviert werden, da sonst in jeder weiteren Animation neue Körper er- zeugt werden. Freikörperdiagramm anzeigen Eine einfache Form der Analyse der an den Gelenken auftretenden Kräfte ist das sog. Freikörperdiagramm. Hierbei werden die Kräfte während der Anima- tion durch Vektoren dargestellt. 27. Freikörperdiagramm anzeigen ⇨ RMT auf PLEUEL ⇨ Freikörperdiagramm anzeigen Dadurch verändert sich das Symbol des Pleuels im Bewegungsnavigator. 28. Animation Während der Animation werden die Kräfte jetzt durch Vektoren darge- stellt. Zudem werden die skalaren Werte der Kräfte angezeigt. Durch Ausblenden der restlichen Körper sind die Vektoren besser er- kennbar. 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 179 Wird die Analyse der Kräfte im Freikörperdiagramm mit wenigen Zeitschritten (z. B. 1000) durchgeführt, ist gut zu erkennen, dass die exakten Zeitpunkte, in denen die maximalen Kräfte auftreten, nicht abgebildet werden. In diesen Zeit- punkten sollten die Vektoren genau in Richtung der Z-Achse verlaufen, da in diesem Zustand die maximalen Kräfte auftreten. 29. Freikörperdiagramm deaktivieren ⇨ RMT auf PLEUEL ⇨ Freikörperdiagramm anzeigen deaktivieren V. Übertragen der Lasten in eine FE-Simulation Neben der Vorhersage des Systemverhaltenswerden durch die MKS-Simula- tion auch Lasten auf Komponenten ermittelt und diese dann meist manuell auf FEM-Modelle übertragen. Um diesen Ablauf zu vereinfachen, bietet NX die Möglichkeit, die Lasten di- rekt aus einer Mehrkörpersimulation zu exportieren und in eine FE-Simulation zu importieren. Für das folgende Beispiel sind Grundkenntnisse der Pre/Post-Umgebung not- wendig (s. Kapitel 6). Weiterhin wird NX mindestens in der Version 12.0.2.9 benötigt, da sonst fehlerhafte Ergebnisse produziert werden. Der Export der Lasten aus der MKS-Simulation, deren Im- port und die Durchführung der FE-Simulation können auch als Video abgerufen werden. Exportieren der ermittelten Lasten Zur Übertragung in eine FE-Simulation können die Kräfte an folgenden Ele- menten exportiert werden: • Alle Gelenktypen • Federn • Dämpfer • Buchsen • Skalare Kraft und skalares Drehmoment • Vektorkraft und Vektordrehmoment Dabei können die Reaktionskräfte, Drehmomente, Trägheitskräfte und Be- schleunigungen für jeden Zeitschritt exportiert werden. Die extrahierten Lasten werden in der Simulationsdatei und in einer Tabelle gespeichert. Weiterhin können die Daten in Diagrammen dargestellt und Zeitschritte von besonderem Interesse bestimmt werden. http://static.springer.com/sgw/documents/1644925/video/mp4/7_2_MKS-Simulation_Lasttransfer.mp4 http://static.springer.com/sgw/documents/1644925/video/mp4/7_2_MKS-Simulation_Lasttransfer.mp4 180 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS Die Lasten in der erzeugten Tabelle sind auf das globale Koordinatensystem bezogen. Die Lasten, welche in der Simulationsdatei gespeichert werden, sind auf das lokale Koordinatensystem der jeweiligen Komponente bezogen. Dieses Koordinatensystem bewegt sich mit jedem Zeitschritt. Die Lasten aus der Simu- lationsdatei werden später in der Pre/Post-Umgebung importiert. Vor der Erstellung des Lasttransfers sollte sichergestellt werden, dass die Er- gebnisse der Kräfte fein genug aufgelöst sind. Dies wird durch die Anzahl der Zeitschritte festgelegt (s. Abschnitt III). In diesem Beispiel werden wie bei der Analyse der Kräfte 10000 Zeitschritte benötigt. Wird die Anzahl der Zeitschritte verändert, muss die Lösung erneut berechnet werden. 1. Lasttransfer ⇨ Register Analyse ⇨ Lasttransfer Verbindung auswählen ⇨ Pleuel ⇨ Neuer Graph aktivieren Somit werden die Ergebnisse des Lasttransfers im Bewegungsnaviga- tor abgelegt. ⇨ Wiedergeben Beim Starten der Wiedergabe wird der Export erzeugt und eine Excel- Tabelle geöffnet, in der die Kräfte und Momente der an der gewählten Verbindung liegenden Gelenke ange- zeigt werden. Nach dem Start der Wiedergabe kann der Lasttransfer einige Minuten in Anspruch nehmen. Im Anschluss wird aus der erzeugten Tabelle der Zeitschritt mit der größten Belastung ermittelt. 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 181 2. Zeitschritt mit der maximalen Belastung identifizieren In der erzeugten Excel-Tabelle wird nun der Zeitschritt ausgewählt, welcher die größten Kräfte enthält. Die Spalten E und M beinhalten die absoluten Kräfte am unteren (J003) bzw. oberen (J004) Gelenk des Pleuels. In diesem Beispiel wird der Zeitschritt 9980 ausgewählt. Die Kraft am unteren Gelenk beträgt hier 1871,848 N und am oberen Gelenk 1235,128 N. Die Kraft auf das untere Gelenk ist dabei deutlich höher als die Kraft auf das obere Gelenk, da auf das untere Gelenk die Trägheitskräfte des Pleuels, des Kolbenbolzens und des Kolbens wirken. Auf das obere Gelenk wirken nur die Trägheitskräfte des Kolbenbolzens und des Kolbens. Die Ergebnisse sind also plausibel. ⇨ Markieren der Zeile des gewünschten Zeitschritts in Excel Die Excel-Tabelle wird noch nicht beendet. Um den Zeitschritt mit der maximalen Belastung zu finden, ist es oft nützlich, die Excel-Tabelle nach verschiedenen Werten zu sortieren. 182 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS 3. Verschieben an Zellenposition Mit diesem Befehl wird der in der Excel-Tabelle gewählte Zeitschritt (gewählte Zeile) im Grafikbereich an- gezeigt und dessen Nummer einge- fügt. Alternativ kann die Nummer des Zeit- schritts auch manuell eingegeben werden. Aktueller Schritt ⇨ 9980 4. Aktuellen Zeitstempel hinzufügen Somit wird der Zeitschritt zur Liste der wichtigen Zeitschritte hinzuge- fügt. Hier wird auch der Zeitpunkt des Zeitschrittes angezeigt. Der Zeit- schritt liegt bei 4.990 Sekunden. Obwohl ein wichtiger Zeitschritt ausgewählt wurde, werden die Lasten aller Zeitschritte exportiert. Beim Import werden die wichtigen Zeitschritte in den Informationen der jeweiligen Last notiert. Dies dient lediglich als Hilfe für das „Wiederfinden“ des richtigen Zeitschritts. ⇨ Excel beenden ⇨ Dialog mit OK bestätigen Nach dem Bestätigen des Dialogs wird der Lasttransfer im Bewegungsnaviga- tor angezeigt. 5. In Tabellenkalkulation exportieren Über diesen Befehl kann die Excel-Ta- belle jederzeit wieder aufgerufen wer- den. 6. Datei speichern 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 183 7. Schnelllastransfer Alternativ zur beschriebenen Vorge- hensweise kann über RMT auf eine Komponente in der Animation auch ein Schnelllastransfer erzeugt wer- den. Hierbei werden stets alle Zeit- schritte exportiert. 8. Master in Fenster öffnen ⇨ RMT auf bg_Motor ⇨ Master in Fenster öffnen Somit wird die Baugruppe bg_Motor in einem neuen Fenster geöffnet. Importieren der Lasten in die FE-Simulation Die FE-Simulation des Pleuels wird aus der Baugruppe heraus aufgerufen, da- mit sich das Pleuel in der Position und Lage der Baugruppe befindet und die zu importierenden Lasten an den richtigen Positionen angreifen und die richtige Orientierung besitzen. 9. Wechsel in die Pre/Post-Umgebung Datei ⇨ Pre/Post 10. Neue FEM und Simulation ⇨ RMT auf bg_Motor.prt ⇨ Neue FEM und Simulation ⇨ Idealisiertes Teil erzeugen deaktivieren Zu verwendende Körper ⇨ Auswäh- len ⇨ Pleuel auswählen Der nächste Dialog wird mit den Standardeinstellungen bestätigt. In der FE-Simulation wird zwar die Baugruppe bg_Motor als Master-Modell verwendet. Durch die manuelle Auswahl des Pleuels wird hierbei aber nur das Pleuel als Körper für die Simulation genutzt. 184 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS 11. Wechsel in die Simulation ⇨ Doppelklick auf bg_Motor_sim1.sim im Simulationsnavigator 12. Alle Speichern Vor dem Import der Kinematiklasten sollte die Simulationsdatei und alle wei- teren Dateien gespeichert werden. 13. Kinematiklasten importieren ⇨ RMT auf bg_Motor_sim1.sim ⇨ Kinematiklasten importieren ⇨ MKS-Simulationsdatei auswählen (bg_Motor_motion1.sim) ⇨ Kinematiklast auswählen ⇨ OK Die Simulationsdateien der MKS werden, sofern nicht anders festge- legt, im gleichen Ordner wie die Bau- gruppendatei gespeichert. In dem FE-Modell wurden Punkte an den Positionen der Gelenkbasis- punkte erzeugt. Diese Punkte dienen zum Eintrag der importierten Lasten. Die importierten Lasten sind im Las- tencontainer sichtbar. 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 185 Weiteres Preprocessing 14. Wechsel in die FEM-Datei ⇨ Doppelklick auf bg_Motor_fem1.fem 15. 3D-Tetraeder Typ ⇨ CTETRA(10) Elementgröße ⇨ 2 16. Physikalische Eigenschaften ⇨ PSOLID1 ⇨ Bearbeiten ⇨ Material auswählen Material ⇨ Übernommen Die Materialinformationen werden somit aus dem CAD-Modell des Pleuels übernommen und müssen nicht erneut definiert werden. Wird das Material manuell definiert, muss darauf geachtet werden, dass das Material identisch zu dem Material der Komponente in der MKS ist. 17. 1D-Verbindung Typ ⇨ Punkt zu Fläche Punkt ⇨ oberer importierter Punkt Fläche ⇨ Fläche der oberen Bohrung Verbindungselement ⇨ RBE2 18. 1D-Verbindung Typ ⇨ Punkt zu Fläche Punkt ⇨ unterer importierter Punkt Fläche ⇨ Fläche der unteren Bohrung Verbindungselement⇨ RBE2 Durch die 1D-Verbindungen werden die importierten Punkte, an denen die Lasten angreifen, mit der Geometrie des Pleuels verbunden. 19. Wechsel in die Simulation ⇨ Doppelklick auf bg_Motor_sim1.sim 186 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS Zeitschritt auswählen 20. Zeitpunkte wichtiger Zeitschritte ermitteln Der markierte Zeitschritt muss später anhand seiner Zeit eingegeben werden. Ist diese nicht oder nicht mehr bekannt, muss sie erst ermittelt werden. ⇨ RMT auf Force(1) im Simulati- onsnavigator ⇨ Informationen In dem Fenster werden der Index und die Zeit der vorher ausgewählten wichtigen Zeitschritte des Imports an- gezeigt. Die in dem Informationsfenster unten aufgeführten Kräfte stellen die Kräfte des ersten Zeitschritts dar. 21. Identifizierung des Zeitschritts ohne Kenntnis der Excel-Tabelle Steht keine Excel-Tabelle zur Verfügung und wurde kein Zeitschritt markiert, kann zur Auswahl eines Zeitschrittes auch wie folgt vorgegangen werden: ⇨ RMT auf Force(1) ⇨ Bearbeiten ⇨ Komponenten ⇨ Bearbeiten Anzahl der Zeilen pro Seite ⇨ 10000 In diesem Fenster werden die Zeit- schritte des Imports mit den dazuge- hörigen Zeiten und Lasten aufgeführt. Dabei fällt auf, dass diesmal die Zeile 9981 die bereits ermittelten maxima- len Kräfte beinhaltet. Dies liegt daran, dass die Excel-Tabelle mit der Zeilen- ID 0 beginnt und diese Tabelle mit der Zeilen-ID 1. Zeitschritt 9981 ist bei ca. 4.990 Se- kunden. ⇨ Der Dialog kann anschließend wieder abgebrochen werden. 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 187 22. Zu berechnenden Zeitpunkt festlegen ⇨ RMT auf Subcase - Static Loads 1 ⇨ Bearbeiten ⇨ Steuervariablen für Rand- bedingung Auswertungszeit ⇨ 4.990 Diese Zeit entspricht dem Zeitschritt 9980 bzw. 9981. Werden nun die Informationen einer Kraft erneut aufgerufen, werden in dem Informationsfenster die Kräfte für die eingestellte Auswertungszeit bzw. den Zeitschritt angezeigt. ⇨ RMT auf Force(1) im Simulati- onsnavigator ⇨ Informationen Wird keine Auswertungszeit angegeben, verwendet der Solver die Lasten zum Zeitpunkt 0, also im ersten Zeitschritt. Sollen mehrere Zeitschritte ausgewertet werden, müssen mehrere Subcases er- stellt und in jedem Subcase eine andere Auswertungszeit definiert werden. 23. Trägheitsausgleich aktivieren ⇨ RMT auf Solution 1 ⇨ Bearbeiten ⇨ Bulk-Data ⇨ Trägheitsausgleich (INREL) aktivieren Durch die Aktivierung des Trägheitsausgleichs werden geringe Ungleichge- wichte in den Kräften herausgerechnet, welche Starrkörperbewegungen verur- sachen können. Somit können auch statisch unbestimmte Systeme berechnet werden, ohne dass Fehler aufgrund von Starrkörperbewegungen auftreten. Wird der Trägheitsausgleich verwendet, sollte der iterative Element Solver nicht aktiviert sein. 188 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS Solving 24. Berechnen Arbeitsspeicher und CPU können je nach der zur Verfügung stehenden Hard- ware selbstständig eingestellt werden. Postprocessing 25. Postprozessing-Navigator ⇨ Doppelklick auf Structural ⇨ Spannung - Element-Knoten Die weitere Analyse der Ergebnisse kann selbstständig erfolgen. Liegen die Ergebnisse nicht wie in der hier dargestellten Form vor, liegt dies womöglich an der NX-Version. Für die korrekte Anwendung des Träg- heitsausgleichs wird NX mindestens in der Version 12.0.2.9 benötigt. 7.3 Kontrollfragen 1. Aus welchen Schritten besteht eine Mehrkörpersimulation in NX? 2. Welche Gelenke gibt es? 3. Wie werden Gelenke in einer Simulation editiert? 4. Was ist ein Sensor? 5. Welchen Einfluss hat die Anzahl der Zeitschritte auf das Simulations- ergebnis? 6. Wie werden die Simulationsergebnisse in einem Diagramm dargestellt? 7. Wie werden Lasten aus einer Mehrkörpersimulation exportiert und in eine FE-Simulation importiert? 8 Optimierung Die Optimierung spielt bei der Produktentwicklung eine immer wichtiger wer- dende Rolle. Dabei wird der iterative Entwicklungsprozess zum Teil automati- siert und durch einen Optimierungsalgorithmus gesteuert. Das Ziel ist es, die für die jeweilige Problemstellung unter Berücksichtigung von Zwangsbedin- gungen optimalen Parameterwerte zu ermitteln. In NX können Optimierungen in der Konstruktionsumgebung und in der Pre/Post-Umgebung genutzt werden. Beide Anwendungen werden in den fol- genden Abschnitten beschrieben. 8.1 Optimierung einer Getränkedose in der Konstruktion Das folgende Beispiel stellt eine vereinfachte Getränkedose dar, deren Höhe und Durchmesser noch festzulegen sind. Ziel dieser Optimierung ist die Mini- mierung des Oberflächeninhalts, um somit Blech bei der Fertigung einzuspa- ren. Dabei soll die Dose jedoch mindestens ein Volumen von 330 ml besitzen. Vorgehensweise: I. Erstellen des parametrischen CAD-Modells II. Durchführen einer Empfindlichkeitsstudie III. Durchführen der Optimierung IV. Vergleich verschiedener Optimierungsalgorithmen Die Optimierung der Getränkedose in der Konstruktion ist vollständig als Video verfügbar. I. Erstellen des parametrischen CAD-Modells Zunächst wird ein vereinfachtes para- metrisches CAD-Modell der Dose er- stellt. 1. Neue Datei Dateiname ⇨ Dose © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 NX 12 für Fortgeschrittene – kurz und bündig, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24773-7_8 S. Vajna (Hrsg.), http://static.springer.com/sgw/documents/1644926/video/mp4/8_1_Optimierung_Konstruktion_Dose.mp4 http://crossmark.crossref.org/dialog/?doi=10.1007/978-3-658-24773-7_8&domain=pdf http://static.springer.com/sgw/documents/1644926/video/mp4/8_1_Optimierung_Konstruktion_Dose.mp4 190 8 Optimierung 2. Ausdrücke ⇨ Erzeugen der folgenden Ausdrücke: Name Formel Einheiten Dimensionalität Typ D 50 mm Länge Anzahl H 100 mm Länge Anzahl 3. Zylinder Durchmesser ⇨ D Höhe ⇨ H 4. Fase Querschnitt ⇨ Offset und Winkel Abstand ⇨ 10 Winkel ⇨ 30 5. Kantenverrundung Radius 1 ⇨ 10 6. Datei speichern II. Durchführen einer Empfindlichkeitsstudie Bei einer Empfindlichkeitsstudie werden die ausgewählten Parameter innerhalb der vorgegebenen Grenzen und Schrittweiten variiert und somit alle möglichen Wertekombinationen überprüft. Diese Form der Analyse wird auch als vollfaktorieller Versuchsplan bezeichnet und zählt zu den Methoden der statistischen Versuchsplanung (Design of Experiments, DoE). Die zu variieren- den bzw. die zu optimierenden Parameter werden auch als Designvariablen be- zeichnet. Eine Empfindlichkeitsstudie kann eingesetzt werden, um den Raum, welcher durch die Designvariablen und ihre Wertebereiche definiert wird, zu untersu- chen. Somit kann der Einfluss einzelner Designvariablen analysiert werden. Dieses Vorgehen wird auch als Sensitivitätsanalyse bezeichnet. Weiterhin kann das Modell mit einer Empfindlichkeitsstudie auf seine Robust- heit überprüft oder eine Toleranzanalyse durchgeführt werden. Insbesondere wenn auch eine Optimierung durchgeführt werden soll, ist es sinnvoll das parametrische Modell vorher auf seine Robustheit zu testen. Dabei wird überprüft, ob durch das Modell auch alle notwendigen Wertekombinatio- nen abgebildet werden können. 8.1 Optimierung einer Getränkedose in der Konstruktion 191 Folgende Wertebereiche werden bei dieser Empfindlichkeitsstudie untersucht: Parameter Untergrenze Obergrenze D 40 80 H 60 150 1. Empfindlichkeitsstudie ⇨ Register Werkzeuge ⇨ Weitere ⇨ Empfindlichkeitsstudie Studienname ⇨ Studie1 2. Designvariablen Hier können Ausdrücke, Knowledge- Fusion-Attribute oder Geometriepa- rameter gewählt werden. Designvariable ⇨ Ausdrücke ⇨ Designvariable festlegen ⇨ D=50 auswählen Verteilungstyp ⇨ Einheitlich Untere Begrenzung ⇨ 40 Obere Begrenzung ⇨ 80 ⇨ Designvariable festlegen ⇨ H=100 auswählen Verteilungstyp ⇨ EinheitlichUntere Begrenzung ⇨ 60 Obere Begrenzung ⇨ 150 Die Wertezahl gibt die Anzahl der Werte an, welche in dem durch die Grenzen definierten Wertebereich geprüft werden. Über den Verteilungstyp kann festgelegt werden, wie die Werte zwischen den Grenzen verteilt sein sollen. Durch die Verwendung einer Normalverteilung lassen sich somit auch Toleranzanalysen durchführen. 192 8 Optimierung 3. Kontrollwerte Kontrollwert ⇨ Geometrieparameter ⇨ Kontrollwert festlegen Typenfilter ⇨ Volumenkörper ⇨ Körper auswählen ⇨ Surface_Area=18051.98 wählen ⇨ Kontrollwert festlegen ⇨ Körper auswählen ⇨ Volume=187787.56 wählen Die Kontrollwerte stellen die Ergeb- nisse der Empfindlichkeitsstudie dar. Hierbei können zudem Grenzwerte für Warnungen und Fehlermeldungen festgelegt werden. 4. Anzeigeeinstellungen ⇨ Anzeige aktualisieren aktivieren Die Parametervariationen werden so- mit im Grafikbereich angezeigt. ⇨ Graph der Empfindlichkeitsstudie anzeigen aktivieren Somit werden die Ergebnisse im An- schluss als Excel-Tabelle geöffnet. 5. Empfindlichkeitsstudie ausführen Alle Wertekombinationen können durch das Modell abgebildet werden. Das Modell ist also robust und kann im nächsten Schritt optimiert werden. 8.1 Optimierung einer Getränkedose in der Konstruktion 193 Die Ergebnisse der Empfind- lichkeitsstudie werden in Excel in verschiedenen Tabellen und Diagrammen dargestellt. Im Diagramm für die Abhän- gigkeit des Volumens vom Durchmesser D ist zu erkennen, dass mit größer werdendem Durchmesser das Volumen ex- ponentiell größer wird. Der Graph Maximum beinhaltet alle Ergebniswerte, bei denen der Wert der an- deren Designvariablen maximal ist. Im Graph Minimum werden die Ergebnis- werte dargestellt, bei denen die anderen Designvariablen minimal sind. Weiterhin werden auch die vorher eingestellten Grenzen für Warnungen und Fehler abgebildet. 6. Speichern unter Die geöffnete Excel-Tabelle muss separat gespeichert werden, damit die Ergeb- nisse inklusive der Diagramme weiterhin in diesem Dateiformat vorliegen. 7. Ergebnisse Neben der Excel-Tabelle werden die überprüften Wertekombinationen und deren Ergebnisse auch im Register Ergebnisse gespeichert. Über RMT auf den Tabellenkopf kön- nen die angezeigten Tabellendaten exportiert werden. Empfindlichkeitsstudien und Optimierungen werden immer in der Datei des Modells (prt-Datei) gespeichert und können somit jederzeit wieder aufgerufen werden. III. Durchführen der Optimierung Der Ablauf einer Optimierung ist in NX ähnlich zur Empfindlichkeitsstudie. Hierbei wird der Lösungsraum jedoch gezielt hinsichtlich des Optimierungs- ziels durchsucht. Dabei werden definierte Zwangsbedingungen berücksichtigt. Für die Optimierung der Getränkedose werden die gleichen Wertebereiche wie in der Empfindlichkeitsstudie verwendet. 194 8 Optimierung 1. Ausdrücke ⇨ Ändern der folgenden Ausdrücke: D ⇨ 50 H ⇨ 100 Diese Werte bilden den Startpunkt der Optimierung. 2. Körper messen ⇨ Register Analyse ⇨ Weitere ⇨ Körper messen ⇨ Körper auswählen ⇨ Assoziativ aktivieren Durch die Aktivierung der Assoziativität wird die Körperbemaßung in der Mo- dellhistorie im Teile-Navigator abgelegt. Weiterhin werden die Messergebnisse als Parameter gespeichert. Diese Parameter werden bei der folgenden Optimie- rung als Ziel und Zwangsbedingung verwendet. Die Körperbemaßung und die dadurch erstellten Parameter sind notwendig, da die Optimierung nur mit der Verwendung von Parametern als Ziel und Zwangs- bedingungen stabil durchgeführt wird und nur auf diesem Weg korrekte Ergeb- nisse erzielt werden. 3. Optimierung ⇨ Register Werkzeuge ⇨ Weitere ⇨ Optimierung Studienname ⇨ Opt1 4. Ziele Optimierungstyp ⇨ Minimum Ziel ⇨ Ausdrücke ⇨ Ziel festlegen ⇨ body_measurement.surface_area auswählen 8.1 Optimierung einer Getränkedose in der Konstruktion 195 5. Variablen Variable ⇨ Ausdrücke ⇨ Variable festlegen ⇨ D=50 auswählen Untere Begrenzung ⇨ 40 Obere Begrenzung ⇨ 80 ⇨ Variable festlegen ⇨ H=100 auswählen Untere Begrenzung ⇨ 60 Obere Begrenzung ⇨ 150 6. Zwangsbedingungen Zwangsbedingung ⇨ Ausdrücke ⇨ Zwangsbedingung angeben ⇨ body_measurement.volume auswählen Begrenzungswert ⇨ 330000 Begrenzungstyp ⇨ Lower 7. Algorithmus Algorithmustyp ⇨ Globales Simplex Die Konvergenz-Einzelheiten können auf den Standardwerten belassen wer- den. Die Konvergenz-Drehzahl gibt an, wie oft das Modell im Grafikbereich aktua- lisiert wird und hat keinen Einfluss auf das Ergebnis. 8. Einstellungen ⇨ Mit aktualisierter Anzeige optimie- ren aktivieren ⇨ Optimierungsgraph anzeigen aktivieren 196 8 Optimierung 9. Optimierung ausführen 10. Ergebnisse Analog zur Empfindlichkeitsstudie werden die Ergebnisse der Optimierung im Register Ergebnisse aufgelistet. Dabei stellt jede Zeile der Tabelle eine Iteration der Optimierung dar. Zudem erfolgt die Ergebnisdar- stellung in einer Excel-Tabelle. Der Verlauf des Zielfunktions- wertes (obj) sowie der Variab- len und Zwangsbedingungen wird in verschiedenen Diagram- men dargestellt. Die weitere Analyse der Ergeb- nisse in der Excel-Tabelle kann selbstständig erfolgen. In der folgenden Tabelle werden das Ausgangsmodell und das optimierte Mo- dell noch einmal gegenübergestellt: Zustand D H Flächeninhalt Volumen Ausgangsmodell 50 100 18051.98 187787.56 Optimiertes Modell 73.45 80.91 24924.5 330000 Da der ausgewählte Optimierungsalgorithmus einen stochastischen Anteil be- inhaltet, können die Ergebnisse der Optimierung leicht abweichen. Die Wahl des Optimierungsalgorithmus ist zudem entscheidend für die Ergebnisqualität und die Anzahl der benötigten Iterationen zum Erreichen des Optimums. Für rein geometrische Probleme, bei denen die Auswertezeit in der Regel sehr kurz ist, liefert der Algorithmus Globales Simplex sehr gute Ergebnisse, da hier die große Anzahl an Iterationen vernachlässigt werden kann. Im folgenden Abschnitt werden die in NX zur Verfügung stehenden Algorith- men miteinander verglichen. Für weitere Informationen wird auf einschlägige Literatur zu dieser Thematik verwiesen. 8.1 Optimierung einer Getränkedose in der Konstruktion 197 IV. Vergleich verschiedener Optimierungsalgorithmen Folgend werden die in NX zur Verfügung stehenden Optimierungsalgorithmen miteinander verglichen. Um jeweils die gleiche Ausgangssituation voraus- zusetzen, müssen die Parameter D und H nach jedem Optimierungsdurchlauf wieder auf ihre Ausgangswerte geändert werden. Die Konvergenzkriterien blei- ben bei der Untersuchung unverändert. 1. Algorithmustyp Algorithmustyp ⇨ Simuliertes Glühen 2. Optimierung ausführen 3. Zurücksetzen der Ausdrücke D ⇨ 50 H ⇨ 100 Die weiteren Optimierungsdurchläufe können selbstständig durchgeführt wer- den. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle dargestellt: Algorithmus D H Flächeninhalt Volumen Iterationen Simuliertes Glühen 73.18 81.81 25008.1 331324 189 Globales Simplex 73.45 80.91 24924.5 330000 765 Powell 63.76 108.86 25834.1 330124 33 Gradient Konjugieren 60.55 118.22 26380.8 330000 48 Lexikogra- phisch 67.78 94.73 25321.6 330000 292 Pattern Swarm 69.87 89.24 25134.8 330000 368 Hierbei ist zu erkennen, dass sich die Ergebnisqualität generell mit der Anzahl der Iterationen verbessert. Simuliertes Glühen und Globales Simplex liefern sehr gute Ergebnisse. Diese beiden repräsentieren globale Optimierungsalgo- rithmen. Powell und Gradient Konjugieren sind Suchrichtungsverfahren und zählen zu den lokalen deterministischen Optimierungsalgorithmen. Die Algorithmen Lexikographisch und Pattern Swarm liefern ebenfalls sehr gute Ergebnisse, streuen jedoch auch stärker, wie folgend untersucht wird. 198 8 Optimierung Werden die gefundenen Optima im Lösungsraum dargestellt, ist zu erken- nen,dass sie zwar an der Grenze zur Zwangsbedin- gung liegen, bzgl. des Flä- cheninhalts aber unter- schiedliche Werte liefern. Die blaue Fläche stellt die Volumenabhängigkeit dar, wobei die rote Fläche die Zwangsbedingung reprä- sentiert. Alle Volumen- werte oberhalb der roten Fläche sind zulässig. Die türkisfarbene Fläche zeigt die Flächeninhalts- abhängigkeit. Zu Beurteilung der Ergebnisqualität von Optimierungsalgorithmen sollte neben der Anzahl der Iterationen auch die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse betrach- tet werden. Hierzu wurden mit jedem Algorithmus 10 Optimierungsläufe durchgeführt. Die Ergebnisse sind in den folgenden Abbildungen dargestellt. Dabei ist zu erkennen, dass die Ergebnisse bei der Minimierung des Flächenin- haltes bei fast allen Algorithmen sehr stark schwanken. Zudem unterliegt auch die Annäherung an die Zwangsbedingungen beim Simulierten Glühen einer starken Streuung. Lediglich der Algorithmus Globales Simplex liefert in allen Optimierungsläufen das gleiche Ergebnis bei konstanter Anzahl an Iterationen, welche jedoch sehr hoch ist. Bei den anderen Algorithmen streut auch die An- zahl der Iterationen sehr stark. 40 45 50 55 60 65 70 75D 60 80 100 120 140 H 0 200000 400000 600000 800000 Simuliertes Glühen Globales Simplex Powell Gradient Konjugieren Lexikographisch Pattern Swarm 330000 40 45 50 55 60 65 70 75D 60 80 100 120 140 H 0 10000 20000 30000 40000 50000 Simuliertes Glühen Globales Simplex Powell Gradient Konjugieren Lexikographisch Pattern Swarm 24500 25000 25500 26000 26500 27000 27500 28000 28500 328000 330000 332000 334000 336000 338000 340000 Fl äc he ni nh al t [ m m ²] Volumen [mm³] Simuliertes Glühen Powell Gradient Konjugieren Lexikographisch Pattern Swarm Globales Simplex 8.2 Optimierung eines Kurbelarms in der Simulation 199 Bei rein geometrischen Optimierungsproblemen, bei denen die Auswertezeit in der Regel sehr kurz ist, spielt die hohe Anzahl der Iterationen eine eher unter- geordnete Rolle, da die Laufzeit der Optimierung hier nur um wenige Minuten variiert. 8.2 Optimierung eines Kurbelarms in der Simulation Die FE-Simulation des Kurbelarms hat bereits gezeigt, wie durch das Ändern von Parameterwerten das CAD-Modell verändert und der Einfluss dieser Än- derungen in der Simulation bewertet wird (s. Abschnitt 6.4). Im folgenden Bei- spiel soll dieser iterative Prozess des Änderns und Bewertens durch einen Op- timierungsalgorithmus durchgeführt werden. Dabei wird zunächst eine Empfindlichkeitsstudie in der Konstruktionsumge- bung durchgeführt, um die Robustheit des Modells zu überprüfen. Anschlie- ßend erfolgt die Optimierung des Modells in der Simulationsumgebung unter Verwendung des bereits erstellten Simulationsmodells des Kurbelarms. Vorgehensweise: I. Durchführen einer Empfindlichkeitsstudie II. Durchführen der Optimierung 0 100 200 300 400 500 600 700 800 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 A nz ah l d er It er at io ne n Optimierungslauf Simuliertes Glühen Powell Gradient Konjugieren Lexikographisch Pattern Swarm Globales Simplex 200 8 Optimierung I. Durchführen einer Empfindlichkeitsstudie Die Empfindlichkeitsstudie des Kurbelarms erfolgt analog zur Getränkedose. Für die Designvariablen werden dabei folgende Wertebereiche verwendet: Parameter Ausgangswert Untergrenze Obergrenze A1 30 26 40 A2 20 18 30 B1 24 22 30 B2 14 11 18 B3 4 2 6 D1 10 6 12 D2 12 6 13 Innerhalb der Grenzen der Designvariablen sind somit z. B. folgende Varianten des Kurbelarms möglich: 1. Empfindlichkeitsstudie Aufgrund der größeren Anzahl der Designvariablen dauert die Empfindlich- keitsstudie beim Kurbelarm deutlich länger als bei der Getränkedose. Dies sollte vor der Durchführung bedacht werden. Zudem sollte die Wertezahl redu- ziert werden, z. B. auf einen Wert von 3. 2. Kontrollwert Als Kontrollwert wird die Masse des Körpers verwendet. 3. Empfindlichkeitsstudie ausführen 4. Ergebnisse Innerhalb der angegebenen Wertebereiche können alle Varianten durch das Modell abgebildet werden. 8.2 Optimierung eines Kurbelarms in der Simulation 201 II. Durchführen der Optimierung Die Optimierung des Kurbelarms in der Simulationsumgebung ähnelt der Optimierung der Getränkedose in der Konstruktion. Jedoch steht in der Simulationsumgebung nur ein Optimierungsalgorithmus zur Verfügung. Ziel der Optimierung ist die Minimierung der Masse des Kurbelarms unter Einhaltung der Zwangsbedingung der maximal zulässigen Spannung. Dies erfordert der Verwendung einer FE-Analyse zur Berechnung der Spannungen. Die Optimierung wird daher in der Pre/Post-Umgebung durchgeführt. 1. Öffnen ⇨ Kurbelarm_links.prt ⇨ Kurbelarm_links_fem1.fem ⇨ Kurbelarm_links_sim1.sim Zunächst werden die Ausgangswerte der in Abschnitt 6.4 geänderten Parameter wieder hergestellt. Das Ergebnis der Optimierung kann somit später mit dem der manuellen Parameteränderung verglichen werden. 2. CAD-Modell aktivieren ⇨ Doppelklick auf Kurbelarm_links in der Simulationsdateiansicht 3. Ausdrücke ⇨ Ändern der folgenden Ausdrücke: B1 ⇨ 24 B3 ⇨ 4 4. Wechsel in die FEM-Datei ⇨ Doppelklick auf Kurbelarm_links_fem1 5. FEM-Modell aktualisieren 6. Wechsel in die Simulation ⇨ Doppelklick auf Kurbelarm_links_sim1 7. Berechnen Eine durchgeführte Simulation des aktuellen Modells bildet die Basis für die Optimierung. Daher sollte das Modell in jedem Fall noch einmal berechnet wer- den, um sicherzustellen, dass alle Dateien korrekt geladen sind. Alle relevanten Dateien müssen bei der Optimierung geladen sein, um die As- soziativität der Modelle sicherzustellen. 202 8 Optimierung 8. Geometrieoptimierung ⇨ RMT auf Kurbelarm_links_sim1.sim ⇨ Neuer Lösungsprozess ⇨ Geometrieoptimierung Prozesstyp ⇨ Optimierungsfunktion Alternativ zur Optimierungsfunktion ist als Prozesstyp auch die Auswahl der Globalen Empfindlichkeit möglich. Analog zur Empfindlichkeitsstudie in der Konstruktion werden dabei die Designvariablen innerhalb der vorgegebenen Grenzen variiert und es wird der Einfluss jeder Designvariable auf die Ziel- größe sichtbar. Auf diesem Weg kann somit eine Sensitivitätsanalyse durchge- führt werden. Im Unterschied zur Empfindlichkeitsstudie wird hier jedoch jede Designvari- able einzeln variiert. Es werden also nicht alle möglichen Wertekombinationen der Designvariablen erzeugt. Der Wert für die Maximale Anzahl Iterationen (Control Parameters) definiert die Anzahl der Änderungen pro Designvariable und somit die Wertanzahl in- nerhalb der Grenzen der Variable. Hierbei ist in der Regel ein Wert von 3 oder 4 ausreichend. Insbesondere wenn das Modell sehr viele Parameter besitzt, kann es sinnvoll sein, vorab den Einfluss der Designvariablen zu untersuchen und die relevanten Designvariablen für eine nachgelagerte Optimierung zu ermitteln. Soll der Einfluss der Designvariablen auf eine Zwangsbedingung untersucht werden, muss die ursprüngliche Zwangsbedingung zunächst gelöscht und an- schließend als Zielgröße hinzugefügt werden. Das weitere Vorgehen ist analog zur Optimierungsfunktion. 8.2 Optimierung eines Kurbelarms in der Simulation 203 9. Allgemeine Einstellungen Name ⇨ Opt1 Optimierungstyp ⇨ Optimie- rungsfunktion Die Auswahl des Optimie- rungstyps entspricht der Aus- wahl des Prozesstyps im vori- gen Dialog und kann an dieser Stelle noch einmal geändert werden. 10. Zielsetzung definieren Typ ⇨ Gewicht Kategorie ⇨ Modellziele Somit wird das Gewicht des gesamten Modells berechnet. Parameter ⇨ Minimieren Einheit ⇨ N 11. Zwangsbed. definieren ⇨ Zwangsbedingungen erzeugen Typ ⇨ Ergebnismessung ⇨ Ergebnismessungen ⇨ Neu 204 8 Optimierung Ergebnismessung Subcase ⇨ Pedalkraft Ergebnistyp ⇨ Spannung - Element-Knoten Komponente ⇨ Von Mises Koordinatensystem ⇨ Abso- lut rechteckigEinheiten ⇨ MPa Operation ⇨ Maximum Ausdrucksname ⇨ Pedalkraft_max_Spg Durch die Ergebnismessung wird vom System die maximale Spannung unter der Pedalkraft ermittelt. Zwangsbedingungen definieren Begrenzungstyp ⇨ Oben Begrenzungswert ⇨ 360 8.2 Optimierung eines Kurbelarms in der Simulation 205 Die maximale Spannung soll später unterhalb von 360 MPa liegen. Dieser Wert stellt also die obere Grenze der maxima- len Spannung dar. 12. Designvariablen definieren ⇨ Designvariablen erzeugen ⇨ "Kurbelarm_links"::A1=30 Obere Begrenzung ⇨ 40 Untere Begrenzung ⇨ 26 Die weiteren Designvariablen können selbstständig hinzugefügt werden. Designvariable Ausgangswert Obergrenze Untergrenze A1 30 40 26 A2 20 30 18 B1 24 30 22 B2 14 18 11 B3 4 6 2 D1 10 12 6 D2 12 13 6 206 8 Optimierung Die hinzugefügten Designvari- ablen werden mit ihren Aus- gangs- und Grenzwerten noch einmal aufgelistet. 13. Control Parameters Max. Anzahl Iterationen ⇨ 50 ⇨ Ergebnis aller Iterationen speichern aktivieren Sollen die Ergebnisdateien al- ler Iterationen gespeichert wer- den, muss im Vorfeld sicherge- stellt sein, dass genügend Spei- cherplatz zur Verfügung steht. ⇨ Beenden Die Berechnung wird mit den vorgenommenen Einstellungen maximal 50-mal durchgeführt. Der Optimierungsprozess kann also bis zu mehreren Stunden an- dauern. Benötigt bereits eine Berechnung sehr viel Zeit (ca. mehr als 15 min), sollte die Berechnungszeit reduziert werden. Dies kann durch eine Vergrößerung der Elementgröße (z. B. auf 3 mm) oder die Verwendung linearer Elemente erfolgen (s. Kapitel 6). 8.2 Optimierung eines Kurbelarms in der Simulation 207 Die definierte Optimierung wurde im Simulationsnavigator abgelegt. 14. Optimierung berechnen ⇨ RMT auf Opt1 ⇨ Berechnen Wird nach dem Start der Optimierung eine Warnung bzgl. der fehlenden Asso- ziativität des Modells angezeigt, kann diese zunächst ignoriert werden. In der Ergebnisauswertung sollte anhand der Excel-Tabelle jedoch überprüft werden, ob eine Änderung der Designvariablen auch zu einer Änderung des Gewichts und der max. Spannung führt. Ist dies der Fall, ist die Assoziativität des Modells gegeben. 15. Zusammenfassung der Ergebnisse Nach dem Starten der Optimierung wird Excel aufgerufen. In der Excel-Tabelle werden der aktuelle Stand der Optimierung sowie am Ende die Ergebnisse an- gezeigt. Das erste Arbeitsblatt zeigt eine Zusammenfassung. Die einzelnen Spalten repräsentieren dabei die jeweiligen Iterationen. Die weiteren Arbeits- blätter zeigen den Verlauf des Zielwertes und der Designvariablen über die ein- zelnen Iterationen. 208 8 Optimierung In diesem Beispiel benötigte die Optimierung 42 Iterationen. Die Abbildung zeigt die ersten 11 Iterationen. Bei der Ergebnisanalyse ist zu erkennen, dass die max. Spannung von anfänglich 505,99 MPa auf 356,72 MPa reduziert wer- den konnte, wodurch sich jedoch auch das Gewicht des Kurbelarms auf 1,81 N erhöht. Diese Werte finden sich in der letzten Spalte der Tabelle. Die Optimierung wurde aus dem unzulässigen Bereich heraus gestartet, da die max. Spannung bereits im Vorfeld über der definierten Obergrenze von 360 MPa lag. Dies kann ggf. dazu führen, dass die Lösung nicht konvergiert und kein Ergebnis erzielt wird. Um dies zu vermeiden, können die Variablenwerte im Vorfeld auch so gewählt werden, dass der Zwangsbedingungswert innerhalb der definierten Grenzen liegt. Es ist auch denkbar, eine erfolgreich durchgeführte Optimierung ein zweites Mal zu starten und dabei das erste Optimum als Ausgangspunkt zu verwenden. Weiterhin kann die max. Anzahl der Iterationen vergrößert werden, um das Konvergenzverhalten und die Lösung zu verbessern. Die Excel-Tabelle mit den Ergebnis- sen kann im Nachhinein beliebig oft geöffnet werden. ⇨ RMT auf Opt1 ⇨ Optimierungstabellenkalkulation 16. Postprozessing-Navigator Die detaillierten Ergebnisse der einzel- nen Iterationen werden über den Post- prozessing-Navigator aufgerufen. ⇨ Doppelklick auf Opt1 Wurde das Speichern der Ergebnisse aller Iterationen aktiviert, sind die Er- gebnisse für jede Iteration (Konstrukti- onszyklus) auswählbar. Die letzte Iteration beinhaltet das er- reichte Optimum. Beim Aufrufen der Simulationsergeb- nisse werden automatisch auch die Werte der Designvariablen geändert, sodass die betrachteten Ergebnisse auch der Geometrie der jeweiligen Ite- ration entsprechen. 8.3 Kontrollfragen 209 ⇨ Letzten Konstruktionszyklus auswählen ⇨ Spannung - Element-Knoten 17. Alle Speichern 8.3 Kontrollfragen 1. Was versteht man unter einer Optimierung in der Produktentwicklung? 2. Was beinhaltet eine Empfindlichkeitsstudie und wozu kann sie genutzt werden? 3. In welchen Umgebungen können in NX Optimierungen durchgeführt wer- den und welche Optimierungsalgorithmen stehen zur Verfügung? 4. Worin unterscheiden sich die zur Verfügung stehenden Optimierungsalgo- rithmen der Konstruktionsumgebung? 5. Durch welche Schritte lässt sich das Konvergenzverhalten einer Optimie- rung verbessern, wenn keine Lösung gefunden wurde? Literaturverzeichnis [1] DIN 6885: Paßfedern Nuten, August 1968 [2] Nasdala, L.: FEM-Formelsammlung Statik und Dynamik, Springer Vieweg, Wiesbaden, 3. aktualisierte Auflage, 2015 © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 NX 12 für Fortgeschrittene – kurz und bündig, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24773-7 S. Vajna (Hrsg.), Sachwortverzeichnis 1 1D-Verbindung 143, 185 2 2D-Netz 117, 130 3 3D-Tetraeder 142 A Aktualisieren 160 Anheben 129 Animation 170 Anwenderstandards 52, 104 Arbeitsspeicher einstellen 121 Attribute 5 Ausdrücke exportieren 9, 21 importieren 9 Ausgabeanforderungen bearbeiten 120 Ausgabemedium 120 Automatische Elementgröße 142 B Baugruppenfamilie 53 Bauraum ermitteln 176 Bedingungs-Assistent 4, 47 Begrenzungsdefinition 67 Beziehungsbrowser 18 C CPU einstellen 121 D Design of Experiments, DoE 190 Design Simulation 113 Diagramm erstellen 171 Doppelte Knoten 150 Drehmoment 166 Durchdringung 175 E Einheiten 121 Empfindlichkeitsstudie 190, 200 Entlang Führung extrudieren 76 Ergebnisse identifizieren 150 importieren 149 Exportieren von Lasten 179 F FEM 108 Elemente 109 häufige Fehler 112 Formelement mustern 26, 43, 57 spiegeln 13, 26 Freiheitsgrade anzeigen 160 Freikörperdiagramm 178 Führungsparameter 20, 29 G Gelenk 154, 162 Geometrieoptimierung 202 Globale Empfindlichkeit 202 © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 NX 12 für Fortgeschrittene – kurz und bündig, https://doi.org/10.1007/978-3-658-24773-7 S. Vajna (Hrsg.), 212 Sachwortverzeichnis Graphobjekt erstellen 173 I IF-Funktion 4, 47, 56, 97 Intelligenter Punkt 167 K Kante zusammenfügen 130, 150 Kehlnahtschweißung 19 Kinematiklasten importieren 184 Kollision 175 Konvergenzanalyse 111 Körper messen 194 Körper trimmen 77 Kreisbogen 83 L Ladeoptionen für Baugruppen 66 Lasten importieren 183 Lastfälle 146 Lasttransfer 180 Legende anpassen 124 Logische Bedingung 4, 47, 56, 97 Lösungsattribute bearbeiten 120 M Markierung 167 Master-Modell 5, 113, 153 Material auswählen 117, 134, 143, 185 Materialdaten einsehen 117 Mathematische Funktionen 3 Messen 5, 14, 194 Mittelfläche durch Flächenpaare 129 MKS 152 Modell aktualisieren 17, 29 Motion-Umgebung 152, 161 Muster kreisförmig 26, 32 linear 43, 57 Staffelung 58 vereinfachtes Layout 67 N Nach Ausdruck unterdrücken 45, 59, 97 Netz ausblenden 136 Netzeinstellung 131 Netzkollektor 117 O Öffnen von Simulationsdateien 149 Optimierung Konstruktion 189, 193 Simulation 199 Optimierungsalgorithmen 197 P Palette hinzufügen 93 PhysikalischeEigenschaften 117, 133, 142, 185 Postprocessing 122, 135, 146, 170 PP-Ansicht 123, 136 Pre/Post-Umgebung 113 Preprocessing 108, 116, 128, 142, 161 R RBE2 143, 151, 185 Redundante Zwangsbedingungen 163 Reference Set 16, 72 Reibung 165 213 Ressourcenleiste 102 Rohr 83 S Schale 127 Schnelllastransfer 183 Schraubenverbindungen modellieren 151 Schweiß-Assistent 19 Sensitivitätsanalyse 190, 202 Sensor 167, 168 Simcenter 3D 113, 152 Simulationsdateien 113 Simulationsnavigator 114 Skalares Drehmoment 167 Solution 114 Solver 113 Parameter bearbeiten 121 wählen 170 Solving 119, 169 Standardteile 52 Steuerskizze 9 Subcase 114, 145 T Teilefamilie 30 Teileübergreifende Aktualisierung 29 Teileübergreifende Ausdrücke 15, 22 Teileübergreifender Verbindungs- Browser 17 Trägheitsausgleich 187 U UDF 89 anwenden 101 bearbeiten 106 Bibliothek 90, 101 Bibliotheksklasse 92 erstellen 93 Explosion 103 Umgebungsvariablen 91 V Verknüpfte Netzdaten 132, 133 Vernetzung 117 Video exportieren 171 W WAVE-Geometrie-Linker 8, 11, 86 Wiederverwendungsbibliothek 51, 104 Z Zeitschritte 163, 169, 173, 180, 186 Zwangsbedingungstyp 118, 134 Vorwort zur 3. Auflage Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1.1 Erweiterte Parametrik 1.2 Master-Modell-Konzept 1.3 Kontrollfragen 2 Top-Down-Modellierung 2.1 WAVE-Geometrie-Linker 2.2 Bauteilübergreifende Parameter 2.3 Kontrollfragen 3 Teilefamilien 3.1 Teilefamilie einer Lochplatte 3.2 Teilefamilie einer Passfeder 3.3 Ablegen in der Wiederverwendungsbibliothek 3.4 Baugruppenfamilie eines Batteriepacks 3.5 Kontrollfragen 4 Deformierbare Teile 4.1 Parameterbasierte Deformation einer Feder 4.2 Referenzbasierte Deformation eines O-Rings 4.3 Kontrollfragen 5 User Defined Features (UDF) 5.1 UDF-Bibliotheken 5.2 UDF für eine Passfedernut 5.3 Kontrollfragen 6 Konstruktionsbegleitende Simulation - FEM 6.1 Grundlagen 6.2 FE-Simulation eines einfachen Blechteils 6.3 FE-Simulation eines Tankbehälters 6.4 FE-Simulation eines Kurbelarms 6.5 Ausgewählte Funktionen und Hinweise 6.6 Kontrollfragen 7 Konstruktionsbegleitende Simulation - MKS 7.1 Grundlagen 7.2 Simulation eines Kurbeltriebs 7.3 Kontrollfragen 8 Optimierung 8.1 Optimierung einer Getränkedose in der Konstruktion 8.2 Optimierung eines Kurbelarms in der Simulation 8.3 Kontrollfragen Literaturverzeichnis Sachwortverzeichnis