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Technische Mechanik 1 2. Übung Lösungsblatt Fachbereich Maschinenbau, Fachgebiet für Strömungsdynamik (FDY) WiSe 2019/20 Prof. Dr.-Ing. M. Oberlack, L. Beck, M.Sc., D. Klingenberg, M.Sc. 28.10. - 01.11.2019 Lernziele (Zentrale Kräftegruppe 2D & 3D) Nach dem Bearbeiten dieser Übung können Sie • die Begriffe Seilkraft und Kontaktkraft erklären, in gegebenen Belastungen erkennen und gezielt nutzen. • mechanische Systeme mit 1-2 Teilkörpern in zwei Dimensionen analysieren, d. h. die Kräfte identi- fizieren und ihre Angriffspunkte und Wirkungen bestimmen. • für mechanische Systeme in zwei Dimensionen die benötigten Gleichgewichtsbedingungen einer zentralen Kräftegruppe zum Lösen der Unbekannten aufstellen. • einfache mechanische Systeme in drei Dimensionen abstrahieren und die zugehörigen Gleichge- wichtsbedingungen einer zentralen Kräftegruppe aufstellen. Aufgabe 1 | Nr. 3.03 βα G g 1 2 Eine Kiste mit Gewicht G wird von zwei Seilen, die unter einem Winkel α bzw. β geneigt sind, gehalten. Berechnen Sie die Seilkräfte. Gegeben: G , α= 30◦ , β = 60◦ . Lösung 1 Die wirkenden Kräfte sind in Abb. 1a graphisch dargestellt. Abb. 1b und 1c visualisieren die Kräfte ebenfalls. Zur Lösung werden die Gleichgewichtsbedingungen aufgestellt. 1 βα G S2 S1 x y (a) Freikörperbild des Systems x y fG f2 f1 (b) Lageplan x y G S2 S1 (c) Kräfteplan Abbildung 1 Gleichgewichtsbedingungen: ∑ Fx = 0 : − S1 cos (α) + S2 cos (β) = − 1 2 · p 3 · S1 + 1 2 · S2 = 0 ⇒ S2 = p 3 · S1 (L.1) ∑ Fy = 0 : S1 sin (α) + S2 sin (β)− G = 1 2 · S1 + p 3 2 · S2 − G = 0 (L.2) Aus Gleichung (L.2) folgt: G = 1 2 · S1 + p 3 2 · p 3 · S1 = 2S1 ⇒ S1 = 1 2 G (L.3) Setzt man Gleichung (L.3) in (L.1) ein, erhält man: S2 = p 3 2 G . (L.4) 2 Aufgabe 2 | Nr. 2.01 α G Eine Kugel (Gewicht G) liegt auf einer glatten schiefen Ebene (Neigungswinkel α) und wird von einer glatten Wand gehalten. Wie groß sind die Kontaktkräfte? Lösung 2 Die schiefe Ebene und die Wand sind glatt. Daher wirken in den Kontaktpunkten nur Normalkräfte, die mit der Gewichtskraft ein zentrales Kräftesystem bilden. α N1 N2 G x y Abbildung 2: Freikörperbild des Systems Die Gleichgewichtsbedingungen sind: ∑ Fx = 0 : N1 − N2 sin (α) = 0 ⇒ N1 = G tan (α) (L.1) ∑ Fy = 0 : N2 cos (α)− G = 0 ⇒ N2 = G cos (α) (L.2) Die Kontaktkraft N2 ist größer als die Gewichtskraft. Intuitiv könnte fälschlicherweise die Behauptung aufgestellt werden, dass die einzelnen Kontaktkräfte nicht größer als die Gewichtskraft sein können. Dies ist jedoch nicht der Fall und liegt an der gegebenen geometrischen Konfiguration und zeigt sich in Abb. 2. 3 Aufgabe 3 | Nr. 3.11 g G1 G2 60◦A B C S An einer glatten Wand werden zwei glatte Walzen (Gewichte G1 und G2) in der dargestellten Weise durch einen Stab S gehalten. Bestimmen Sie die Kontaktkräfte an den Berührungspunkten A, B und C sowie die Stabkraft S. Lösung 3 Die wirkenden Kräfte sind in Abb. 3 graphisch dargestellt. NC NA G1 y 60◦ x (a) FKB I: Walze 1 60◦ NC S NB G2y x (b) FKB II: Walze 2 Abbildung 3: Freikörperbilder des gegebenen Systems Gleichgewichtsbedingungen FKB I (s. Abb. 3a): ∑ Fx = 0 : NA− NC · cos (60◦) ︸ ︷︷ ︸ = 12 = 0 ⇒ NA = 1 2 NC (L.1) 4 ∑ Fy = 0 : − G1 + NC · sin (60◦) ︸ ︷︷ ︸ = p 3 2 = 0 ⇒ NC = 2 p 3 3 G1 (L.2) FKB II (s. Abb. 3b): ∑ Fx = 0 : S + NC · cos (60◦) = 0 ⇒ S = − 1 2 NC (L.3) ∑ Fy = 0 : NB − NC · sin (60◦)− G2 = 0 ⇒ NB = p 3 2 NC + G2 (L.4) Wird Gleichung (L.2) in (L.1) eingesetzt, erhält man NA = p 3 3 G1 . Weiteres Auflösen ergibt mit Gleichungen (L.2) und (L.3) S = − p 3 3 G1 bzw. mit (L.2) und (L.4) NB = p 3 2 · 2 p 3 3 · G1 + G2 = G1 + G2 . 5 Aufgabe 4 | Nr. 2.05 K 1 2 3 G 2a a a a g Am Knoten K eines Stabsystems hängt eine Schatztruhe mit Gewicht G. Bestimmen Sie die Stabkräfte. Lösung 4 Die wirkenden Kräfte sind in Abb. 4 graphisch dargestellt. K S1 S2 S3 G x y z Abbildung 4: Freikörperbild des gegebenen Systems Bei räumlichen Problemen ist es häufig zweckmäßig, die Kräfte in vektorieller Form anzugeben, wobei der Vorfaktor den Vektor normiert. Gleichgewichtsbedingungen (vektorielle Schreibweise): ∑ i ~Fi = 0 : ~S1 + ~S2 + ~S3 + ~G = ~0 (L.1) mit ~S1 = S1p 2 1 0 −1 , ~S2 = S2p 6 1 2 −1 , ~S3 = S3p 6 −1 2 −1 und ~G = G 0 0 −1 . Gleichgewichtsbedingungen (Komponentenschreibweise): ∑ Fx = 0 : 1 p 2 S1 + 1 p 6 S2 − 1 p 6 S3 = 0 ⇒ S1 = p 2 p 6 (S3 − S2) (L.2) 6 ∑ Fy = 0 : 2 p 6 S2 + 2 p 6 S3 = 0 ⇒ S2 = −S3 (L.3) ∑ Fz = 0 : − 1 p 2 S1 − 1 p 6 S2 − 1 p 6 S3 − G = 0 (L.4) Setzt man Gleichungen (L.2) und (L.3) in (L.4) ein, erhält man S3 = − p 6 2 G . Weiteres Auflösen liefert S2 = p 6 2 G , S1 = − p 2G . Hierbei zeigt sich mithilfe des Vorzeichens, dass S1 und S3 Druckkräfte sind, während S2 eine Zugkraft darstellt. 7 Aufgabe 5 | Nr. 3.07 A B CD F1 F2α1 β1 β2 α2 An einem Gelenkviereck ABC D greift im Punkt A die Kraft F1 und im Punkt B die Kraft F2 an. Bestimmen Sie den Betrag von F2, für den sich das Gelenkviereck im Gleichgewicht befindet. Gegeben: α1 = 90 ◦ , α2 = 60 ◦ , β1 = 45 ◦ , β2 = 30 ◦ , F1 = 10N . Lösung 5 Die Stabkräfte werden frei geschnitten; die wirkenden Kräfte sind in Abb. 5 graphisch dargestellt. B CD F2α1 β2 α2 β1 F1 A SAB x1 y1 x2 y2 Abbildung 5: Das Freikörperbild des Systems Hinweis: Durch geschickte Wahl der lokalen Koordinatensysteme an den Punkten A und B muss nur die Stabkraft SAB bestimmt werden, um F2 berechnen zu können. Hierbei werden die Gleichgewichtsbedin- gungen ∑ Fy1 und ∑ Fy2 nicht benötigt. Gleichgewichtsbedingungen Punkt A: ∑ Fx1 = 0 : F1 + SAB · cos (β1) = 0 ⇒ SAB = − p 2 · F1 (L.1) 8 Punkt B: ∑ Fx2 = 0 : − F2 · cos (β2)− SAB = 0 ⇒ F2 = − 2 p 3 · SAB (L.2) Um F2 zu erhalten, wird für SAB (L.1) in Gleichung (L.2) eingesetzt: F2 = 2 p 2 p 3 · F1 . (L.3) Mit F1 = 10N ergibt sich F2 = 20 p 2 p 3 N . 9 Kontrollergebnisse Die Vorzeichen der Kontrollergebnisse sind durch das Freikörperbild in der Musterlösung gegeben. Bei einem anderen zulässigen Ansatz können bei identischen Beträgen die Vorzeichen abweichen. Aufgabe 1 S1 = G/2, S2 = p 3G/2 Aufgabe 2 N1 = G tan (α), N2 = G/ cos (α) Aufgabe 3 NA = p 3G1/3, NB = G1 + G2, NC = 2 p 3G1/3, S = − p 3G1/3 Aufgabe 4 S1 = − p 2G, S2 = p 6G/2, S3 = − p 6G/2 Aufgabe 5 F2 = 20 p 2/3 N 10